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Alkoholproblem präventiv angehen

Skynd

Aktives Mitglied
Hallo

Ein Freund von mir hat ein Alkoholproblem.
Leider ist es schwer konkret zu sagen, in welchem Stadium er sich befindet.
Er ist 40 und trinkt seit über 20 Jahren.
mal mehr mal weniger. eher mehr und in immer länger werdenden Trink-Phasen.
er hat grade die längste Trink-Phase hinter sich, seit ich ihn kenne. und wer weiß wie lange die noch anhält.

Natürlich wäre es eindeutiger, wenn man wartet, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, aber ich habe die Hoffnung etwas präventives für ihn tun zu können.
Was natürlich sehr schwer ist, denn soweit ich lesen konnte, sind Alkoholiker nur sehr schwer davon zu überzeugen, dass Sie ein Problem haben und ohne ihre Mitarbeit hat man wenig Möglichkeiten.

Ich als sein bester Freund bin überzeugt davon, dass sich über kurz oder lang dieses Problem stärker manifestieren wird. überwiegend gesundheitlich.
aber besonders fürchte ich mich vor dem Gedanken, dass das ganze so weit führt, dass er vielleicht seinen Job verliert.
Ich hab noch nicht mal angefangen mich intensiv mit den Auswirkungen von sowas auseinanderzusetzen und mir fallen bereits sehr viele Dinge ein, die eine Freundschaft sehr stark belasten könnten.
geschweige denn, dass das auch sein eigenes Leben noch stärker belasten und die Gefahr für noch größeren Alkoholkonsum stark ansteigen würde.

Aber er ist auch nicht der Typ Mensch, der sich mal eben was sagen läßt. schon 10x nicht, wenn es um Alkohol geht.
meine Möglichkeiten auf ihn einzuwirken sind leider recht eingeschränkt, da ich ja einen Spagat zwischen Helfen und Freundschaft schaffen muss.
zumindest glaube ich, dass es mir als Aussenstehender leichter fallen würde Tacheles zu reden.
und ja - meiner Einschätzung nach würde "Tacheles" unser Verhältnis stark belasten, weil er auch charakterlich schon für sowas nicht besonders zugänglich ist.



Welche Möglichkeiten fallen euch ein?
Wie könnte ich auf ihn einwirken ohne mich zu stark aufzudrängen und ihn in die Defensive zu drängen, aus der viele sehr gereizt und aggressiv agieren.
Oder denkt ihr, dass nur Tacheles helfen wird?
 

Anuga

Aktives Mitglied
Du wirst für ihn nicht viel tun können. Tacheles reden bringt gar nichts. Alkoholismus ist eine Krankheit, die man nicht heilen, sondern nur zum Stillstand bringen kann. Dies bedeutet, dass dein Freund sein ganzes Leben lang keinen Tropfen Alkohol mehr trinken darf, nicht einmal eine mit Alkohol gefüllte Pralinie ist erlaubt. Er ist und bleibt krank, weil er im Gehirn einen dauerhaften Kontrollverlust hat. Aber wenn ihm der Wille und die Einsicht fehlt, kannst du gar nichts machen. Wenn dein Freund wochenlang keinen Alkohol trinkt und dann wieder rückfällig wird, ist er ein sogenannter "Quartalstrinker".

Der übliche Weg trocken zu werden ist zuerst ein stationärer Entzug im Krankenhaus und dann eine Therapie. Danach ist es hilfreich regelmäßig sich einer Selbsthilfegruppe, wie z.B. Anonyme Alkoholiker, anzuschließen.
Ich war vor vielen Jahren in einer ähnlichen Situation, hatte keine Ahnung was Alkoholismus eigentlich bedeutet. Mein Wissen habe ich zuerst durch Bücher aus der örtlichen Stadtbücherei erweitert. Dann mit Betroffenen lange Gespräche geführt. Und gelernt, dass die Rückfallquote sehr hoch ist. In fast allen Fällen die ich kenne, ist die Ehe zerbrochen, der Job war weg und ohne Hilfe von Freunden und der Wille und die Einsicht den Alkohol wegzulassen, wären manche Obdachlos geworden.

Vielleicht muss dein Freund erst mit dem Gesicht im Dreck liegen, bevor die Einsicht kommt. Er wäre nicht der Erste.
 

Skynd

Aktives Mitglied
Vielleicht muss dein Freund erst mit dem Gesicht im Dreck liegen, bevor die Einsicht kommt. Er wäre nicht der Erste.
leider ist er meiner Einschätzung nach genau dieser Typ Mensch, der es erst in so einem Moment begreift und es selbst dann kaum über die Lippen bringt.

hat in den Gesprächen mal einer erwähnt, dass er sich gewünscht hätte, dass ihn jemand gebremst hätte, bevor es zum Äußersten kam?
und wenn ja, welcher Art von Hilfe er akzeptiert hätte?
denn es ist eine Sache, sich Hilfe gewünscht zu haben, aber eine ganz andere sie auch anzunehmen.....
 

mikenull

Urgestein
Auf solche Wünsche - egal in welchem Zustand geäußert - kannst Du nichts geben. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen Süchtige völlig klar ihre Situation erkennen. Aber dadurch ändert sich nichts.
 

Anuga

Aktives Mitglied
hat in den Gesprächen mal einer erwähnt, dass er sich gewünscht hätte, dass ihn jemand gebremst hätte, bevor es zum Äußersten kam?
Du kannst mit sehr vorsichtigen Worten mal versuchen ihm klar zu machen, dass er zuviel trinkt. Er wird das abstreiten und sagen, das sei nicht so und er hätte es unter Kontrolle. Aber das sagen alle. Dann beende das Gespräch. Du kannst nur beobachten und ihm Hilfe anbieten, wenn er zugibt, dass er alkoholkrank ist. Mehr kannst du zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Denn für den Betroffenen ist es sehr schwer zuzugeben, dass er Alkoholiker ist und dies auch ausspricht und um Hilfe bittet. Aber nur mit dieser Einsicht und dem Willen sich helfen zu lassen, besteht eine Chance aus diesem Teufelskreis rauszukommen.

Bei allen Gesprächen die ich geführt habe, hat keiner gesagt, dass er gewünscht hätte, dass ihn jemand bremst. Weil die Einsicht fehlt, wird dies nicht gesagt.

Wenn du weitere Infos brauchst und deinem Freund wirklich helfen möchtest, rate ich dir mal zu einem Treffen der Gruppe Al-Anon zu gehen. Dies ist eine Gruppe von Angehörigen/Freunden die einen alkoholkranken Partner/Freund haben. Gehört zu den Anonymen Alkoholikern. Das habe ich damals auch gemacht und gelernt, wie man mit kranken Menschen umgeht.
 

Skynd

Aktives Mitglied
ich hab gesehen, dass unterschieden wird zwischen Entgiftungskur, Entziehungskur und Therapie.
und so ne Entgiftungskur nur etwa 2 Wochen dauert, Entziehungskur 3-4 Wochen und Therapie 1-2 Jahre.

was denkt ihr, was so eine Entgiftungskur bringen würde?

bei Entziehungskur kann ich mir eigentlich schon selbst zusammenreimen, dass das langfristig nicht wirklich was bringt.
allerdings könnte man dadurch in Erfahrung bringen, wie stark ihn das belastet und dadurch Rückschlüsse ziehen, wie stark er bereits fortgeschritten/abhängig ist, oder?

wenn ich ihn also an den Punkt brächte, dass er behauptet, dass er nicht Alkoholabhängig ist und ich sage, dass er mir das beweisen könnte, indem er so eine Entziehungskur/Entgiftungskur macht und er sich drauf einläßt....
nur mal rein theoretisch...
 

mikenull

Urgestein
Die ganzen Kuren bringen nichts, wenn der Mann das innerlich eigentlich ablehnt. Auch wenn der Fall eintreten sollte, daß er in einem lichten Moment seinen Zustand erkennt - oder dies auch nur vorlügt - dann wird derjenige, der es für bare Münze nimmt, zum Co-Abhängigen.
 

Anuga

Aktives Mitglied
Der Ablauf den Alkohol aufzugeben, war bei meinen Freunden so:
Physischer Entzug im Krankenhaus (Dauer je nach Schwere ca. 1 bis 2 Wochen).
Danach ca. 6 bis 9 Monate intensive Therapie in einer dafür geeigneten Einrichtung.
Dann folgte der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe (z.B. Anonyme Alkoholiker) über viele Jahre hinweg. Ich kenne einen Betroffenen, der seit über 25 Jahren trocken ist und heute noch immer mal wieder diese Gruppe aufsucht. Vor allem, wenn es in seinem Leben irgendwelche Schwierigkeiten gibt. Da ist der Rückfall immer noch möglich. Das schlimme an dieser Krankheit ist nicht die physische Abhängigkeit. Die ist relativ "leicht" in den Griff zu kriegen. Viel schlimmer und nur sehr schwer zu beherrschen, ist die psychische Abhängigkeit.

Ich kenne auch einen Mann, der es nach dem körperlichen Entzug (allerdings beim 2. Versuch), tatsächlich ohne Therapie geschafft hat vom Alkohol wegzukommen. Er ist aber auch mindestens zweimal wöchentlich in die Selbsthilfegruppe gegangen. Hat offen und ehrlich zu jedem gesagt, dass er trockener Alkoholiker ist und er hat einen sehr festen Willen. Er hatte auch sämtliche Untersstützung von Ehefrau, Familie, Freunde, Arbeitgeber usw.
Eine Entgiftungskur alleine bringt gar nichts.
 
G

Gast

Gast
ich kann dir nur folgendes sagen, helfen kannst Du nicht.
Du bist Koabhängig.....er kann sich nur alleine helfen.
Ich habe sehr lange mit einem Alkoholiker zusammen gelebt, bis zu seinem Tode,
ich bin bald zu grunde gegangen und bin zur Zeit in einer Klinik um alles zu verarbeiten.
Ob Therapin, Entzüge......alles muß er alleine wollen, nur dann geht es....
dafür muß er so in der Sch.....sitzen das er nur einen Ausweg kennt....aufhören.
 

Skynd

Aktives Mitglied
ich danke euch für eure Beiträge.
ihr bestätigt das, was man so standardmässig über dieses Problem im Internet findet.


aber oder grade deswegen geb ich die Hoffnung nicht auf, präventiv auf ihn einwirken zu können.
natürlich werd ich dazu all meine rhetorischen und einfühlsamen Fähigkeiten kombinieren und nutzen müssen, um ihm so schonend wie möglich beizubringen, dass ich vorhabe ihm deswegen auf den S*** zu gehen.
und notfalls dann doch Tacheles.

drückt mir die Daumen
 

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