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Alkohol und Psyche: bin ich Alkoholikerin?

'sine'

Mitglied
Hallo,
gestern war ich bei einer Therapeutin, weil ich überlge ob eine Therapie mir helfen könnte besser mit meinen Gefühlen umzugehen. Ich habe vor ca. 10 Jahren eine Entwöhnungsbehandlung gemacht, weil ich ziemlich viel gekifft und getrunken habe. Auch damals kam ich mit meinen Gefühlen nicht zurecht und habe das mit Alkohol und Gras kompensiert.
NUn trinke ich gelegentlich etwas, muss auch darauf achten das es nicht zu viel wird, weil ich die Tendenz habe unschöne Gefühle betäuben zu wollen. Ich halte meine Gefühle aber auch oft aus und trinke nicht, weil ich meinen Job nicht verlieren will und zudem auch mein Studium gut schaffen möchte.

Ich habe viele Selbstzweifel, war lange arbeitslos und wusste nichts mit mir anzufangen. Jetzt spüre ich häufig mein starkes Misstrauen gegenüber anderern Menschen und auch mir selbst vertraue ich nicht. Ich habe Angst es nie zu schaffen auf eigenen Beinen zu stehen, einen Job zu finden mit dem ich mich allein finanzieren kann, ebenso fürchte ich für immer allein zu bleiben, mich nie zu verlieben, keinen Sinn in meinem Leben zu finden, durch fehlendes Selbstbewusstsein nicht die richtigen Entscheidungen zu treffen oder eben immer die "sicheren" zu wählen, ich weiß gar nicht wo meinen Stärken und Schwächen liegen, welcher Job oder welcher Partner für mich in Frage kommt, wer ich bin und was ich möchte, was ich lieber sein lassen sollte, ich habe kaum ein Gespür für mich selbst....

Diese Therapeutin jedenfalls lehnt die Therapie ab, da ich ihrer Meinung nach noch eine Suchtproblematik hätte und ich mich erst darum kümmern sollte. Und das kann ich nicht. Ich habe so eine Aversion dagegen....allein der Gedanke, zu sagen, ich wäre süchtig oder hätte ein Alkoholproblem macht mich unglaublich wütend, mich an eine Suchtberatung zu wenden scheint unmöglich, weil ich mich stigmatisiert fühle und nicht einsehe, dass ich nie wieder etwas trinken darf. Mir war ganz schwindelig im Kopf vor lauter Hassgefühlen. Ich habe in dieser Alkoholtherapie damals recht demütigende Erfahrungen gemacht, als wäre ich kein "ganzer Mensch" mehr, so hat es sich angefühlt, dabei habe ich mich sowieso schon geschämt für alles was ich nicht geschafft habe.

Tja, was soll ich sagen, ich hätte mich am liebsten betrunken, um diese innere Wut zu dämpfen. Das habe ich aber nicht getan. Ich überlege seit dem, ob sie Recht hat. Muss der Alkohol komplett weg und erst dann kann man mir mit meinen Gefühlen helfen oder helfen die mir in so einer Beratungsstelle mit meinen Gefühlen umzugehen oder muss ich da die ganze Zeit über Alkohol reden ? Das wäre Irrsinn! Ich verzichte sehr oft. Habe zwar Konzentrationsprobleme und habe das Bedürfnis zu trinken, aber trinken tue ich "nur" 1-2 mal die Woche, ganz selten mal mehr und dann ziehe ich die Notbremse, weil ich merke das ich abbaue, meine Stimmung deutlich schlechter wird, ich mehr Ängste und Unsicherheiten empfinde.
Oder ist es nicht viel sinnvoller mich dabei zu unterstützen, meine Gefühle allein regulieren zu können und an meinem Selbstwertgefühl zu arbeiten damit ich den Alkohol nicht mehr "benutzen muss"?? Oder wird alles ohnehin besser, wenn ich nie mehr trinke, auch ohne Therapie? So lange ich selbst weiter an mir arbeite und mich nicht wieder zurückziehe und aufgebe...sondern einfach immer, immer weiter mache.....

Ich mache ja vieles, verstecke mich nicht mehr vor dem Leben, so wie früher, sondern konfrontiere mich. Ich stelle nur immer mal wieder fest, dass ich überfordert bin. Das meine Selbstzweifel und meine Unsicherheiten bezüglich meiner eigenen Person und meinen Mitmenschen gegenüber mir das Leben schwer machen, ich da viel zu empfindlich bin.... und immer wieder etwas vermisse und traurig oder wütend bin, nicht an mich glauben kann, nicht weiß wohin ich gehen soll und dann.....mit Alkohol fühlt es sich so leicht an ! Ich bin beruhigt oder fröhlich...nüchtern mache ich mir so viele Sorgen.

Wenn ich denn jetzt sowieso Alkoholikerin bin, so wie die Therapeutin es sagt, dann kann ich mich doch auch ergeben, dann ist doch alle Hoffnung verloren, dann wird mein Leben für immer ein Kampf bleiben, dann bin ich für immer dieser vulnerable Mensch, der nichts aushält, der keinen vernünftige Therapie bekommet, der es nicht wert ist....eine Kaskade an negativen, hoffnungslosen,wütenden Gedanken löst das in mir aus. Ich werde niemals zufrieden sein können, nie gut genug, nie liebenswert, nicht mal akzeptabel....immer die letzte Wahl, schwach...alkoholsüchtig.

Ich will niemandem auf die Füße treten, aber ich kann das nicht hinnehmen, dieses Stigma und doch kann ich nicht ganz behaupten, dass es nicht wahr ist.

Ich könnte einfach wieder so anfangen wie vor 10 Jahren ... auch dazwischen hat es Tage und Wochen gegebene, an denen ich zu viel getrunken habe, aber wenn es um etwas ging, dann konnte ich einen Fokus setzten, gegen den Alkohol. Dennoch verunsichert mich das Leben, ich gehöre einfach nirgends dazu.....und nun die Therapie-Ablehnung, wegen des Alkohols...sie hat mir damit gesagt, das ich nicht verändert habe, obwohl ich viel verändert habe in meinem Leben, zum Positiven. Der Alkohol ist nicht die Ursache, die Ursache ist uralt...der Alkohol war immer die Lösung, das ist er jetzt manchmal auch noch, aber ich habe auch andere Lösungen gefunden, bzw. versuche meinen Weg beizubehalten....ich würde gern alles hinschmeißen, es sieht doch so aus, als würde ich es ohnehin nie schaffen, dann will ich dabei wenigstens fröhlich sein, auch wenn es nur Illusion ist und er Alkohol nach kurzer Zeit nur noch negative Effekte hat.

Ach, ich weiß auch nicht. Diese Therapeutin hat nicht unrecht, aber sie hat auch nicht recht. Sie tat so als müsste ich darauf gucken, als würde ich es ignorieren und das ginge nicht. Ich ignoriere es ja auch, täte ich es nicht, dann käme ich nirgends weiter. Für immer abstinent ist keine Lösung, das schaffe und will ich nicht. Aber das würde so eine Suchtberatung fordern und die haben keine Forderungen an mich zu stellen.

Ich muss ihr nicht glauben, ich kann anderer Meinung sein, ich muss keine Beratung aufsuchen und auch keine Therapie machen, ich kann einfach immer weiterprobieren meinen Platz in dieser Welt zu finden und ab und zu betrunken sein... perfekt gibt es sowieso nicht. ABER das Gefühl was bei mir ausgelöst wurde ist ziemlich stark. Ich spüre es körperlich in meinem oberen Brustkorb schnürt sich alles zusammen und etwas will platzen. Wenn es nichts mit mir zu tun hätte, dann wäre es mir doch einfach egal. Ich kann nicht zuordnen warum es mich mitnimmt. Bin ich wütend wegen der falschen Unterstellung ? Weil mir klar ist, dass sie recht hat ? weil das noch ein ganzes Stück Arbeit an meiner Psyche wäre und ich mir die ganze Zeit etwas vormache, mich nur halb auf s Leben einlasse und rumlaviere, der Alkohol für mich doch noch viel wichtiger ist als ich es zugebe und auch wegen des Alkohols nicht in meinen Rhythmus finde....?

Ich habe das Gefühl ich finde nicht zu mir, aber den Alkohol weglassen... ??!!!
Die Welt fühlt sich gefährlich an, ich will das nicht glauben, vielleicht bin ich viel mehr irre als ich es wahrnehmen kann. Wo kann ich mich verstecken? Meine Gefühle fühlen sich verrückt an, mein Kopf scheint noch okay, aber vielleicht merke ich es nur nicht, wie verdreht ich schon bin....
 

'sine'

Mitglied
Vielen Dank an diejenigen, die das gelesen haben.
Ich fühle mich in der Tiefe irrtiert und weiß nicht, ob ich darauf durch handeln (Kontakt zu so einer Suchtberatungsstelle aufnehmen, nie mehr trinken anstreben....)reagieren sollte oder ob ich es einfach in die Verdrängung schiebe und so weiter mache wie bisher.... mit diesem auf und ab, ohne Therapie oder nochmal woanders nachfrage, dann einfach behaupten ich würde gar nicht mehr trinken, denn sicher kommt die Frage auch bei anderen Erstgesprächen auf....aber lügen in der Therapie ist irgendwie hohl....ich weiß auch nicht...ich kann ja auch so weiter leben...ich will ja nichts Großes erreichen, nur ein wenig innere Sicherheit und Wohlbefinden...

Wie viel Bereiche meines Lebens und Seins werden mir versperrt bleiben ?
Und kann das nur am Alkohol liegen, nimmt er mir etwas, etwas was ich noch nicht kenne ? Kann Alkohol so etwas ?
 
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G

GrayBear

Gast
Hallo sine,

immer wieder merke ich, dass die Punkte, die mich so richtig ärgern, meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Was ich am liebsten weit weg schieben möchte, sollte ich mir genauer anschauen. Aber besonders wichtig wurde mir, dass ich mich nicht an allen Stellen "rund schleifen" lassen muss. Sich auf seine Stärken zu konzentrieren, bringt auf die Dauer viel mehr, als sich zur "Dauerbaustelle" zu erklären und sich seinen Selbstzweifeln und Ängste zu ergeben. Aber das scheinst Du gerade zu tun. Du listest all Deine Fehler auf, all die "Unebenheiten" und beweist damit Mut und Entschlossenheit. Aber so etwas überrollt einen meistens und kostet unglaublich viel Kraft.

Du hast es aus meiner Sicht ganz gut formuliert: Du suchst nach innerer Sicherheit und Wohlbefinden. Das ist Dein Herzenswunsch und Deine Hoffnung, weil Du von Deinem Verstand die Meldungen kommen, dass es für Sicherheit und Wohlbefinden nicht so viele Gründe zu geben scheint und das Risiko relativ hoch ist, dass Du dieses Ziel nicht auf Dauer erreichen wirst. Und da kommt der Alkohol ins Spiel. Nach einer gewissen Menge erhöhen sich Deine Chancen auf Sicherheit und Wohlbefinden zwar nicht (eher wohl im Gegenteil), aber DU MERKST ES NICHT MEHR so sehr. Deine Wahrnehmung verengt sich, der Verstand wird träge und vielleicht verstummt dann diese Stimme der inneren Kritik auch etwas. Aber eben nur scheinbar. Leider kann der Unterschied von "gefühlt" und "tatsächlich" recht groß sein und das weißt Du.

Was macht einen "Süchtigen" aus? Du hast es leider an Dir selbst festgestellt. Es ist der Teufelskreis von "Belohnung" und "Ernüchterung". Wenn Dir das Trinken von größeren Mengen Alkohol das Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden vermittelt und damit Dein "Belohnungssystem" aktiviert, wie soll sich dieses Gefühl dann im nüchternen Zustand noch einstellen? Wenn Dir dieses "sich so fühlen, als ob" mehr bedeutet und sich besser anfühlt, als die wahrgenommene Realität, dann wäre es doch gerade zu grotesk, den "schlechteren" Zustand zu wählen. Genau hier findet der Teufelskreis seinen Anfang. Eine Süchtiger/eine Süchtige "braucht" dieses Mittel zum Zweck, weil die zuerst empfundene "Verbesserung" des eigenen Zustandes einen recht schnell blind werden lässt für die Folgen. Du siehst die möglichen Folgen: Du wirst weniger "verlässlich", weniger "leistungsfähig" durch den Alkohol, das Denken klappt einfach nicht mehr so gut. Aber wie lange dauert es, bis Dir das egal ist?

Mir fällt im Augenblick nur das Dusch-Verhalten einer ehemaligen Freundin ein, um einen Vergleich formulieren zu können. 25°C Außentemperatur waren für sie "kalt", sie fror eigentlich immer. So stand sie manchmal zwei Mal am Tag unter der heißen Dusche, und mit "heiß" meine ich eine Temperatur, dass ich nicht mehr die Hand in dieses Wasser halten konnte. Die Kacheln fielen fast von der Wand. Das Ergebnis: sie fror immer mehr und ihre Haut nahm Schaden von diesem heißen Wasser. Es hat Monate gedauert, bis sie das wieder einigermaßen im Griff hatte. Aber aus ihrer Sicht waren meine Sorgen "bescheuert".

Jeder Süchtige glaubt, seine Sucht im Griff zu haben, damit "umgehen" zu können. So "schlimm" ist das alles ja dann doch nicht. Aber fahr einmal mit dem Auto, wenn Du ständig mit Deiner Aufmerksamkeit abgelenkt bist, ständig nach etwas Ausschau hältst, was nicht da ist. Die Unfallgefahr ist sehr groß. Du hast erkannt, dass sich Dein Fokus durch den Alkohol verschiebt und erst recht, wenn Du keinen Alkohol mehr trinken sollst. Solange Du Dir noch keine ausreichenden Strategien erworben hast, Deinen Fokus auf andere Dinge zu verschieben (gute Gewohnheiten entwickeln), wirft Dich der Alkohol immer wieder zurück.

Ja, jeder Mensch hat Fehler und Unzulänglichkeiten. Manche Schwächen überwindet man nie und muss damit leben lernen. Wer Buchhaltung und Steuern hasst, braucht einen Steuerberater. Wer die Tendenz zur Vereinsamung hat, braucht gute Freunde. Manches schafft man alleine einfach schlechter, als wenn man sich Hilfe holt.

Du möchtest gerne alles auf die Reihe bekommen, möchtest Dich Deinen Problemen stellen und Lösungen finden. So weit, so gut. Aber trotzdem wachsen Dir womöglich keine Flügel, erhöht sich Dein IQ nicht um 40% und brauchst Du trotzdem Schlaf und pupst unter der Bettdecke. So manches wirst Du akzeptieren müssen und musst damit aufhören, Dich wie eine Laborratte zu beobachten und recht lieblos zu beurteilen. Du bist keine Laborratte in Deinem persönlichen "Ich mache alles besser!"-Horror-Programm. Du scheinst mir deshalb kein Gespür für Dich selbst zu haben, weil Du Dir selbst nicht genügst. Alles müsste "anders" oder "besser" sein an Dir. Liege ich da so falsch?

Schlussendlich bist Du in diesem Leben das Einzige, das Du hast und DAMIT kannst Du zwar arbeiten, aber warum gehst Du so lieblos mit Dir um? Warum lässt Du kein gutes Haar an Dir? Woher kommt diese Wut auf Dich? Wann wurde diese Wut zu Deiner Triebfeder, in dem Du wie ein Sklaventreiber auf Dich selbst einschlägst?

Du scheinst ein interessanter und intelligenter Mensch zu sein, mit dem es sich lohnt, sich auszutauschen. Und ja, Du bist auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, mit Ängsten, Sorgen und Hoffnungen. Wer hat Dir eingebleut, dass Du, so wie Du bist, nicht liebenswert, nicht "genug" bist? Du suchst Deine "Erlösung" irgendwo da draußen, suchst nach dem Hebel, nach dem Mittel, um Dich dahin zu bringen, wo Du Deiner Meinung sein solltest. Was wäre, wenn Du schon da bist, wenn Du schon lange die bist, die Du nun mal bist und sein darfst?

Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich annehmen konnte, wer ich bin. Ich habe mich mit "Schleifpapier" behandelt, habe an mit herum gefeilt und gesägt und mich gewundert, warum es mir nie wohl war in meiner Haut. Nun ja, geh mal mit Schleifpapier auf Deine Haut los und Du weißt recht schnell, warum das eine blöde Idee ist. Ich kenne da jemanden, der seine Haare auf diese Weise an den Beinen los werden wollte. Wirklich eine blöde Idee.

Kümmere Dich um Deine Stärken, Dein Selbstwertgefühl. Sei gut zu Dir und nimm auch Deine Schwächen liebevoll an. Nimm Dich selbst in den Arm. Das meine ich nicht metaphorisch. Du möchtest Dich sicher und wohl fühlen? Für einen erwachsenen Menschen gehört dann leider dazu, dass er auch seine Ängste auszuhalten lernt. Diese Welt ist nicht ungefährlich und sie wird auch nicht besser, in dem man das durch Alkohol nicht mehr so sehr spürt. Ich weiß, dass Du das weißt. Und doch "verdrückst" Du Dich. Auch das ist passiert einem erwachsenen Menschen immer wieder.

Du hast ein Alkoholproblem und bist danach süchtig. Aber das definiert Dich nicht und macht Dich nicht aus. Es sei denn, Du reduzierst Dich darauf und gibst dem nach. Nein, nicht der Alkohol nimmt Dir etwas. Du bist es, die sich selbst "einsperrt". Du bist so viel mehr. Und doch: wer und was Du bist, reicht völlig.
 
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Farnmausi

Aktives Mitglied
Hallo, na ich sehe dich nicht als Alkoholiker sondern eher als Missbräuchlicher.

Bei Bedarf muss der her wie bei anderen die Schokolade und ich habe den Eindruck als hättest du das schon sehr bewusst unter Kontrolle und deine
persönliche Grenze gesetzt. Das ist gut denn Probleme können bekanntlich schwimmen;)

Vielleicht solltest du für dich selber erstmal aufschreiben, was eigentlich die wichtigsten Probleme sind, die du in einer Therapie aufarbeiten möchtest. Therapeuten lehnen gerne auch Patienten ab, weil sie einfach zuviel haben. Farnmausi
 

'sine'

Mitglied
Wann am Tag, wie oft pro Woche und welche Menge trinkst du denn?
ich trinke frühestens um 18:00 Uhr und dann vllt 1-1,5 l Starkbier, manchmal nur 1 l, manchmal nur 0,5 l, selten Wein oder Weinschorle, gar nichts Hartes, es sei denn ich geh mal feiern, das kommt selten vor, dann wird's etwas mehr. Trinke eher an einem Tag am Wochenende, manchmal an zweien und selten auch an dreien....ab und zu trinke ich auch mehrere Tage am Abend, dann fühle ich mich aber schon nicht wohl damit und mache dann meistens eine Pause. Ich habe mal eine Pause von vier Wochen gemacht, das war schon anstrengend und ich wollte in der Zeit des Öfteren "eine Ausnahme" machen, nur ein Glas Wein oder so..., bin aber dabei geblieben. Ich habe keine Dosissteigerung oder so etwas, weil ich eben immer auch wieder Pausen einlegen, wenn es einreißt, bzw ich merke, dass ich mehr trinken möchte, mich dabei ertappe, dass ich eigentlich nur zwei trinken wollte und dann abends doch nochmal zur Tankstelle gehe.
Ich bin selbst nicht zufrieden mit meinem Trinkverhalten, weil ich doch oft an Alkohol denke und ich mich nach "dem leichten Zustand" sehne, ich merke auch das mein Trinkverhalten die Tendenz zu "mehr" hat und ich beende es dann bewusst, eben durch eine Trinkpause. Ich schreibe mir manchmal in einem Kalender auf was ich getrunken habe oder ob. Es ist durchaus ein Thema für mich, das immer mal wieder hochploppt und ab und zu lasse ich einfach laufen....dann, wie gesagt, reißt es ein und ich merke, dass es so nicht geht, bzw ich das nicht möchte: meine Haut wird z.B schlechter, ich werde schreckhafter, habe mehr ängstliche und destruktive Gedanken, bin noch unsortierter und träger im Kopf .
 

'sine'

Mitglied
Hallo, na ich sehe dich nicht als Alkoholiker sondern eher als Missbräuchlicher.

Bei Bedarf muss der her wie bei anderen die Schokolade und ich habe den Eindruck als hättest du das schon sehr bewusst unter Kontrolle und deine
persönliche Grenze gesetzt. Das ist gut denn Probleme können bekanntlich schwimmen;)

Vielleicht solltest du für dich selber erstmal aufschreiben, was eigentlich die wichtigsten Probleme sind, die du in einer Therapie aufarbeiten möchtest. Therapeuten lehnen gerne auch Patienten ab, weil sie einfach zuviel haben. Farnmausi
Hi,
ich sehe es auch als missbräuchlichen Konsum, der Alkohol hat einen Zweck. Ich habe mir das aufgeschrieben. Es ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Ich kann mir ein paar Sachen rausgreifen, die wirklich handfest sind, das meiste spielt sich in meinem Gefühlserleben und in meinen Gedanken ab. Das hat natürlich Einfluss auf mein Leben, ich bn schon jmd der vermeidet und dann lieber zu Hause bleibt und etwas trinkt. Aber immer wieder entscheide ich mich eben auch ganz bewusst dagegen. Fühle mich nur leider oft nicht wohl dabei. Was ich sehr schade finde, bin sehr ambivalent.
Ich habe den Verdacht, dass ich eine Persönlichkeitsstörung oder so etwas habe, mein Gefühlserleben und mein Denken, die zwischenmenschlichen Kontakte davon beeinflusst sind und ich ständig bei mir selbst interveniere, damit die Störung sich nicht gegenüber anderern Menschen zeigt und das eben das die Anstrengung und Zerrissenheit ausmacht.....aber ich weiß nicht, ob das möglich ist bei einer solchen Störung. Ich rationalisiere viel und halte meine Gefühle im Zaum, manchmal so sehr und auch schon über so viele Jahre das ich sie selbst gar nicht spüre....das bedeute leider auch, das ich manchmal gar nicht weiß was ich möchte, weil ich kein Gefühl zu den Dingen oder Menschen habe, auch nicht so sehr zu mir selbst. Ich neige auch zu leichten Dissoziationen, ich fühle dann schnell "zu viel" und steige kurz aus, stehe plötzlich neben mir oder funktioniere automatisch, so dass ich mich später frage "was war das...?" Oder ich rutsche in so einen leicht kindlichen Modus...
Ich rauche auch sehr viel, so ne E-Zigaretten Dings, damit bin ich auch sehr unzufrieden, das nutze ich zum ständigen Druckausgleich...also irgendetwas stimmt nicht...
Eine Therapie zu bekommen ist ja sehr schwer, ein Bewerbungsgespräch, Therapeuten wollen sicher jemanden, der hohe Chanen auf eine erfolgreiche Therapie hat...sie sagte, ich kann mich wieder melden, wenn ich mich um die Suchtproblematik gekümmert habe...also sie wollte mich so nicht einmal auf die Warteliste nehmen, hat mich als Klientin aber auch nicht kategorisch abgelehnt. bsher habe ich mich bei einer auf die Warteliste setzten lassen können, das würde aber länger als ein Jahr dauern. Ansonsten direkte Absagen schon auf dem Anrufbeantworter, das es keine freien Plätze gibt....

Ich habe ohnehin viel zu tun, auf das konzentriere ich mich weiterhin, werde auch meinen Konsum im Auge behalten, mich evtl in einer Beratungsstelle informieren. Therapie ist vllt ohnehin nicht das Richtige, weil mich die Beschäftigung mit mir sehr ablenkt und ich eigetnlich nur nach vorne schauen möchte....das klappt manchmal nicht, deswegen dachte ich Therapie kann unterstützen... mal sehen, zu sehr sollte ich mich nicht mit mir selbst beschäftigen, ich glaube dann verliere ich meine Aufgaben aus den Augen...
 
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'sine'

Mitglied
Hallo GrayBear,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort :)
Hallo sine,

immer wieder merke ich, dass die Punkte, die mich so richtig ärgern, meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Was ich am liebsten weit weg schieben möchte, sollte ich mir genauer anschauen. Aber besonders wichtig wurde mir, dass ich mich nicht an allen Stellen "rund schleifen" lassen muss. Sich auf seine Stärken zu konzentrieren, bringt auf die Dauer viel mehr, als sich zur "Dauerbaustelle" zu erklären und sich seinen Selbstzweifeln und Ängste zu ergeben. Aber das scheinst Du gerade zu tun. Du listest all Deine Fehler auf, all die "Unebenheiten" und beweist damit Mut und Entschlossenheit. Aber so etwas überrollt einen meistens und kostet unglaublich viel Kraft.

Ja das stimmt schon der Hinweis der Therapeutin auf mein Trinkverhalten hat das in mir befeuert. Ich bin ohnehin sehr kritisch und ich möchte mich nicht Alkoholikerin nennen und es hat Gedanken in mir ausgelöst, was sonst alles noch schief läuft und mich irgendwie lebensunfähig zu machen scheint oder zumindest glücksunfähig. Ich habe vielleicht auch zu hohe Ansprüche an mich und kann nicht erreichen was ich mir wünsche, weil ich die Fähigkeiten nicht habe, wobei ich es für normal halte, was ich möchte: ich möchte selbstständig sein, mich mit mir selbst auskennen und einen Weg verfolgen können, der zu mir passt, mich Herausforderungen stellen und manches für mich abhaken, eben, das was nicht zu mir passt und da wirds schon schwierig....ich möchte an der Fähigkeit arbeiten mich so zu akzeptieren wie ich bin arbeiten, aber wie bin ich denn ? Ich könnte den ganzen Tag schlafen oder einfach nur so vor mich hin denken....das ist aber nicht leben und eigentlich möchte ich das nicht, ich bin mit mir tlw. überfordert..


Du hast es aus meiner Sicht ganz gut formuliert: Du suchst nach innerer Sicherheit und Wohlbefinden. Das ist Dein Herzenswunsch und Deine Hoffnung, weil Du von Deinem Verstand die Meldungen kommen, dass es für Sicherheit und Wohlbefinden nicht so viele Gründe zu geben scheint und das Risiko relativ hoch ist, dass Du dieses Ziel nicht auf Dauer erreichen wirst. Und da kommt der Alkohol ins Spiel. Nach einer gewissen Menge erhöhen sich Deine Chancen auf Sicherheit und Wohlbefinden zwar nicht (eher wohl im Gegenteil), aber DU MERKST ES NICHT MEHR so sehr. Deine Wahrnehmung verengt sich, der Verstand wird träge und vielleicht verstummt dann diese Stimme der inneren Kritik auch etwas. Aber eben nur scheinbar. Leider kann der Unterschied von "gefühlt" und "tatsächlich" recht groß sein und das weißt Du.

Ja,exakt ! Es ist ein rumlavieren...nur warum gibt es keine Gründe für inneres Wohlbefinden und Sicherheit, wieso "kann" ich das in mir selbst nicht erzeugen oder halten oder aufbauen ….?


Was macht einen "Süchtigen" aus? Du hast es leider an Dir selbst festgestellt. Es ist der Teufelskreis von "Belohnung" und "Ernüchterung". Wenn Dir das Trinken von größeren Mengen Alkohol das Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden vermittelt und damit Dein "Belohnungssystem" aktiviert, wie soll sich dieses Gefühl dann im nüchternen Zustand noch einstellen? Wenn Dir dieses "sich so fühlen, als ob" mehr bedeutet und sich besser anfühlt, als die wahrgenommene Realität, dann wäre es doch gerade zu grotesk, den "schlechteren" Zustand zu wählen. Genau hier findet der Teufelskreis seinen Anfang. Eine Süchtiger/eine Süchtige "braucht" dieses Mittel zum Zweck, weil die zuerst empfundene "Verbesserung" des eigenen Zustandes einen recht schnell blind werden lässt für die Folgen. Du siehst die möglichen Folgen: Du wirst weniger "verlässlich", weniger "leistungsfähig" durch den Alkohol, das Denken klappt einfach nicht mehr so gut. Aber wie lange dauert es, bis Dir das egal ist?

Ich glaube ich werde mich ewig im Kreis drehen. Früher habe ich immer gehofft das es mir irgendwann egal ist, weil ich das Bedürfnis hatte mich endlich für eine Richtung entscheiden zu können...nun habe ich ein reales Ziel in, mein Studium, die Chance mich beruflich weiterzuentwickeln, ich möchte das ! Auch wenn ich meine Fortschritte nicht fühlen kann oder darf (?) hoffe ich das sie irgendwann einsetzen und ich mich darüber, was ich geschafft habe und sich mein Leben irgendwann anfühlt, wie etwas das ich für mich geschaffen habe und wo ich hingehöre...nur bisher stolper ich nur so durch meinen Alltag, auf der Suche nach....weiß auch nicht...meinem eigenen Lebensgefühl....ich bin für vieles sehr dankbar und habe allen Grund glücklich zu sein und Angst, dass es wieder so werden könnte wie es mal war...ich möchte nach vorne sehen, mich sicher bei mir selbst fühlen …. diese Gefühl scheint nicht von allein zu kommen und ich weiß nicht wie es geht



Du möchtest gerne alles auf die Reihe bekommen, möchtest Dich Deinen Problemen stellen und Lösungen finden. So weit, so gut. Aber trotzdem wachsen Dir womöglich keine Flügel, erhöht sich Dein IQ nicht um 40% und brauchst Du trotzdem Schlaf und pupst unter der Bettdecke. So manches wirst Du akzeptieren müssen und musst damit aufhören, Dich wie eine Laborratte zu beobachten und recht lieblos zu beurteilen. Du bist keine Laborratte in Deinem persönlichen "Ich mache alles besser!"-Horror-Programm. Du scheinst mir deshalb kein Gespür für Dich selbst zu haben, weil Du Dir selbst nicht genügst. Alles müsste "anders" oder "besser" sein an Dir. Liege ich da so falsch?

Da liegst Du schon richtig. Naiv nachgefragt, wie geht das ? Etwas bestimmtes denken oder tun ? Mir immer wieder etwas bestimmtes sagen, im Sinne einer Affirmation ? Wahrscheinlich ist es nicht so simpel und setzt sich aus vielem Komponenten zusammen ?! Vielleicht hilft es einfach an mein Ziel zu glauben, auch wenn das noch nicht so richtig konkret ist...ich kann mich da auf mein Berufsleben beziehen, da gibt es konkrete Schritte, die ich gehen kann, um da anzukommen. Wie ich das gestalte ist dann schwieriger, da muss ich Entscheidungen treffen, Herausforderungen annehmen oder es sein lassen, weil x, y, z .....privat weiß ich gar nicht


hlussendlich bist Du in diesem Leben das Einzige, das Du hast und DAMIT kannst Du zwar arbeiten, aber warum gehst Du so lieblos mit Dir um? Warum lässt Du kein gutes Haar an Dir? Woher kommt diese Wut auf Dich? Wann wurde diese Wut zu Deiner Triebfeder, in dem Du wie ein Sklaventreiber auf Dich selbst einschlägst?

Du scheinst ein interessanter und intelligenter Mensch zu sein, mit dem es sich lohnt, sich auszutauschen. Und ja, Du bist auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, mit Ängsten, Sorgen und Hoffnungen. Wer hat Dir eingebleut, dass Du, so wie Du bist, nicht liebenswert, nicht "genug" bist? Du suchst Deine "Erlösung" irgendwo da draußen, suchst nach dem Hebel, nach dem Mittel, um Dich dahin zu bringen, wo Du Deiner Meinung sein solltest. Was wäre, wenn Du schon da bist, wenn Du schon lange die bist, die Du nun mal bist und sein darfst?

Meine Familie hat das aus Versehen getan. Vielleicht habe ich sie auch nur falsch verstanden und mein Verstand ist irgendwann in der Pubertät krank geworden. Das weiß ich nicht genau. Wie akzeptiere ich mich denn so ? Wie geht das ? Heute trödel ich zum Beispiel den ganzen Tag, habe lange geschlafen. Bin heute bei einer Bekannten eingeladen, was mich sehr freut und auf der anderen Seite stresst es mich auch...
wie kann ich diese Trauer oder ach Wut akzeptieren, die ich nicht einmal verstehe...und auch nicht haben möchte. Das Leben ist endlich und sollte kein Kampf sein. Ich möchte nicht kämpfen, ich möchte genießen und lernen und fühlen wie ich eben fühle und sein, wie ich bin und so auch verstanden werden....ich möchte einfach vorwärts gehen, einen Sinn haben und empfinden, Gemeinsamkeit (er)leben, mir sicher sein oder zumindest so mutig es herauszufnden, ich möchte loslassen, einfach "sein" und dabei auch arbeiten, etwas leisten, stolz auf mich sein...mal ein Kampf ist sicher okay... aber es darf nict mein Grundgefühl sein, dafür gibt es auch keinen Anlass...



Kümmere Dich um Deine Stärken, Dein Selbstwertgefühl. Sei gut zu Dir und nimm auch Deine Schwächen liebevoll an. Nimm Dich selbst in den Arm. Das meine ich nicht metaphorisch. Du möchtest Dich sicher und wohl fühlen? Für einen erwachsenen Menschen gehört dann leider dazu, dass er auch seine Ängste auszuhalten lernt. Diese Welt ist nicht ungefährlich und sie wird auch nicht besser, in dem man das durch Alkohol nicht mehr so sehr spürt. Ich weiß, dass Du das weißt. Und doch "verdrückst" Du Dich. Auch das ist passiert einem erwachsenen Menschen immer wieder.

Du hast ein Alkoholproblem und bist danach süchtig. Aber das definiert Dich nicht und macht Dich nicht aus. Es sei denn, Du reduzierst Dich darauf und gibst dem nach. Nein, nicht der Alkohol nimmt Dir etwas. Du bist es, die sich selbst "einsperrt". Du bist so viel mehr. Und doch: wer und was Du bist, reicht völlig.
Ja, ich verdrücke mich, das stimmt. Ich befürchte eben zu viel zu sein, immer abgelehnt zu werden. Es ist unrealistisch irgendwo gibt es auch einen Platz für mich auf diese Welt. Ein paar Dinge müssten sich ändern, aber das erreiche ich nicht durch den "Alkohol-Urlaub", ich sollte mehr aus mir rausgehen, mich selbst mehr mitnehmen, aktiver gestalten in meinem Leben und den Mut haben zu sehen was daraus wird und wo es mich hinbringt, vllt Impulse nicht unterdrücken, außer den Alkoholimpuls, mich wieder mehr auf meine Zukunft konzentrieren...
Nur, und das irritert mich. Ich habe nur an meine Zukunft gedacht, wollte mich nicht mit meiner Vergangenheit beschäftigen, nicht mit meinen Schwächen...etwas in mir scheint ein Eigenleben zu führen und meine Gedanken kreisen plötzlich ich mache mir Sorgen, bin in Situationen sprachlos, irritiert und verunsichert durch eine Person oder Stuation, stehe neben mir, spüre mich nicht, weiß nicht merh was ich will und wollte, kann mich nicht freuen über eine neue Chance, sondern habe Angst, weiß nicht wie ich mich verhalten möchte, bin widersprüchlich, weiß nicht was ich sagen möchte oder empfinde oder wie ich mich entscheiden kann, was das Beste für mich wäre, als ob ein Tornado in mir losbricht, meine Gedanken purzeln durcheinander,welchen möchte, kann, sollte ich aussprechen, wonach handeln ....so kann ich nicht vorwärts gehen...dann bleibe ich stehen, tue nichts, harre aus, versuche es mit Logik,bin nicht bei mir....Es ist besser geworden, es wird besser ! Ganz langsam und ab und zu scheinen Chancen dann vertan und ich suche Entspannung, abschalten können....neue Wege und stelle mir grundsätzliche Fragen und steige evtl in eine negative Schleife ein.... aus der ich mich dann wieder raushole
 
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GrayBear

Gast
sine meinte:
Das Leben ist kurz und sollte kein Kampf sein ...
Liebe sine,

wenn Du Dich umschaust, findest Du dann für diese These und deren Allgemeingültigkeit viele Ansatzpunkte? Sorry, aber "Kampf" gehört hin und wieder zum Leben. Hier im Forum gibt es einige UserInnen, die mir da widersprechen und das nicht ganz zu unrecht. Und doch kenne ich niemanden, die/der nicht immer wieder zu kämpfen hat. Manchmal geht es gegen sich selbst, mal gegen die Umstände und auch gegen andere. Ist also dieser Wunsch nicht etwas realitätsfern?

Ist "glücklich sein" normal? Ich denke nicht. Glücklich sein wird auf die Dauer sehr anstrengend und vor allem gewöhnst Du Dich daran. Auch hier erwartet man dann immer mehr, um wieder glücklich zu sein. Schon wieder eine Sucht? Versuche nicht "glücklich" zu sein. Zu "sein" reicht völlig und dabei aufmerksam und mitfühlend zu sein, sich dem zu widmen, was einem wichtig ist und dabei nicht so viel erzwingen zu wollen.

Du bist kein abgestürzter Alk, der nicht mehr viel auf die Reihe bekommt. Aber Du hast diese "Tendenz" und in Deinem Leben noch einige Jahre vor Dir. Die Zeit heilt nicht nur so manche Wunde, sie kostet einen auch so manches. Bewusst damit umzugehen ist wirklich notwendig.

sine meinte:
Ich glaube, ich werde mich ewig im Kreis drehen
Ja, das könnte schon sein. Man nennt das auch "tanzen". Du wirst noch so manche "Schleife" drehen, wirst Fehler wiederholen, immer wieder scheitern und auch Erfolge erzielen. Ich habe lange Zeit nicht verstanden, was dieser Spruch "Der Weg ist das Ziel" heißen soll. Wenn nicht das Ziel mein Ziel ist, ist dann der Weg die Straße der Verlierer, die es noch nicht ins Ziel geschafft haben und auch nie schaffen werden? Ja, vielleicht ein klein wenig. Aber ich habe diesen Weg viel mehr so verstehen gelernt, dass ich Hoffnung haben darf, solange ich noch "auf dem Weg" bin, dass ich dazu lernen kann und dass mich mein Weg immer wieder zu tollen Möglichkeiten, schönen Momenten führt. Die meisten davon vergehen und manche bewahre ich in meinem Herzen. So manches Ziel hat nach dem Erreichen viel schneller an Wert verloren, als diese Momente.

sine meinte:
Wie akzeptiere ich mich denn so ? Wie geht das ?
In dem Du damit aufhörst, es "tun" zu wollen. Wie erreicht man "Frieden"? In dem man "friedlich ist". Du kannst "friedlich" sein und trotzdem Wut in Dir haben. Du kannst zuhören und doch innerlich schreien und toben wollen, denn Deine Gefühle bist nicht Du, sie sind nur ein Teil von Dir und sie unterliegen Deiner Entscheidung. Sie sind kein Wunder und bei den meisten Menschen kein "Schicksal", von psychischen Krankheiten natürlich abgesehen.

Mit dem "Kämpfen" aufzuhören, ist manchmal leichter gesagt als getan, vor allem wenn man gegen sich selbst kämpft. Kampf hat diesen Hauch von "Sinnhaftigkeit" und "Heldenhaftigkeit", aber gegen sich selbst? Wenn man zu kämpfen aufhört, fällt man recht gerne in ein Loch. Was nun? Wo ist das Ziel? Was ist die Parole? Aber wenn Du nicht mehr um Dich und auf die einschlägst, hast Du etwas mehr Zeit, Dich umzuschauen, zu fühlen, zu spüren, zu sehen und zu genießen. Du kannst die Rüstung ablegen, die Sonne auf Deine Haut fühlen. Und Du kannst Deine Wunden versorgen, kannst genesen, kannst Kontakt aufnehmen. Aber leg die Waffen nicht zu weit weg, pflege sie, denn Du wirst sie ziemlich sicher wieder einmal brauchen.

"Gelassenheit" ist ein wundervoller Zustand, den man nicht "erkämpfen" kann. Du musst ihn zulassen und Du brauchst die Stärke, ihn zu halten, oder in aufzugeben, wenn "Gelassenheit" nicht mehr sinnvoll ist. Und bitte vergiss nicht: wir Menschen sind die meiste Zeit unseres Daseins voll von Widersprüchen. Es gibt so oft kein "richtig" und kein "falsch", sondern immer nur die Frage, was Du daraus machst. Nach meiner Erkenntnis gibt es kein Drehbuch für Dein Leben, dem Du gehorchen kannst und sollst und dann wird alles gut. Diese von manchen als "göttliche Vorsehung" angepriesene Leitlinie existiert nicht. Ist das nun gut oder schlecht?

Es ist mal wieder BEIDES! Schlecht daran ist, dass Du nicht zu etwas nur "Ja und Amen" sagen musst und alles wird gut. Gut daran ist, dass Du das nicht herausfinden musst. Du musst nicht mit vorauseilendem Gehorsam die oft nicht vorhanden "Wegeszeichen" erkennen. Du kannst SELBST entscheiden und daraus lernen. Ein wenig schlecht ist auch, dass da keine "Rennleitung" ist, die Dir durch Schilder den Weg ins Ziel vereinfacht und Dir am Ende einen Pokal überreicht. Das Ziel und auch den Pokal musst Du Dir selbst aussuchen und ihn selbst kaufen, bauen basteln oder denken: "Was soll ich mit so einem Ding, der Weg hat doch schon Spaß gemacht!".

Du scheinst mir an einem Dir "aufgepropften" Bild dieser Welt "festzukleben" und Dich gleichzeitig daran festzukrallen, dass Du als Erwachsene nun so langsam loslassen darfst. Du darfst diese hoffentlich gut gemeinten "Stützräder" abschrauben. Ja, dabei kann man auf dem Bauch landen und sich die Nase anhauen. Es braucht Mut, Zeit, Selbstvertrauen und viel Schritte und es braucht vor allem die Bereitschaft anzunehmen, was Du über Dich heraus findest. Jeder Schritt zeigt Dir ein wenig mehr, wer, was und wie Du bist und/oder sein kannst. Was heute gilt, muss morgen schon nicht mehr gelten. Auch diese Freiheit solltest Du Dir lassen.

Deine Sicht auf die Welt und Dich ist noch zu "eng", zu "beschränkt", zu "vorgefertigt", zu "rational" und zu wenig "mitfühlend", vor allem Dein Blick auf Dich selbst. Nicht Deine Erfolge definieren Dich, sondern was Dir wichtig ist und wie Du damit umgehst. Warum nicht einen Tag herum trödeln? Sich auszuruhen kann gut tun und notwendig sein. Und wenn das Millionen andere nicht tun, was hat das mit Deinem "richtig" zu tun?

Du willst Dir "sicherer" sein, willst erkennbare Erfolge verzeichnen. Ok, nur zu. Aber morgen ist ein neuer Tag, an dem das alles womöglich nichts mehr beutet. Vielleicht kannst Du morgen auf nichts mehr von alledem aufbauen und dann? "Schwimmen" und "Leben" hat für mich viele Gemeinsamkeiten: man muss sich dem Wasser und seinen Eigenheiten anpassen, manchmal sich tragen lassen, manchmal frieren und untergehen und sich dann wieder an die Oberfläche zurück kämpfen. Ich kann mir das Wasser "anders" wünschen, so viel ich will. Ob es das wird und bleibt, liegt so oft nicht in meiner Hand. Aber ich kann lernen, besser zu schwimmen, zu trainieren, zu atmen. Und doch werde ich an meine Grenzen kommen und muss lernen, auch mit ihnen zu leben.

Wünsche Dir kein "leichtes Leben". Lebe und schau, was Du daraus machen kannst.
 

'sine'

Mitglied
Hallo GrayBear,

mir ist bewusst, dass niemand immer glücklch sein kann und auch das es im Leben mal anstrengend sein kann und man sich wie in einem Kampf fühlt.
Kampf sollte nicht das grundsätzliche Lebensgefühl sein, das Leben sollte nicht ausschließlich oder hauptsächlich aus Kampf bestehen, so wünsche ich es mir für mein Leben. Und auch sollte es nicht nur anstrengend oder hauptsächich geprägt von negativen Gefühlen sein, sondern es sollte glückliche Momenten geben von denen man zehren kann. An die man sich erinnern kann, um nicht zu tief ins Dunkel zu fallen, bspw. in schwierigen Zeiten.
Es geht mir auch nicht um ein leichtes Leben. Das meine ich mit Herausforderungen annehmen können, die sind ja eben nicht leicht...

Der Alkohol hat eine Funktion. Und das ist leider nicht in Ordnung, auch wenn es sich fälschlicherweise hilfreich anfühlt für den Moment.
Alkoholikerin bin ich nicht. Aber eben missbräuchlich mit dem Stoff. Es soll längere Alkoholpausen geben und ich sollte nicht trinken, um irgendeinen Zustand oder ein Gefühl zu kompensieren, außerdem auch nicht wenn ich allein bin...ganz und für immer zu verzichten halte ich nicht für notwendig. Den Alkohol nicht zu benutzen wird mir schwer fallen - So gesehen sind das jetzt drei zusätzliche Trinkregeln, die den Konsum automatisch nochmal stark reduzieren. Ich werde sehen, ob und wie es funktioniert.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich da richtig verstanden habe, Du bist der Ansicht, dass man entscheiden kann welche Gefühle man fühlt oder wie intensiv man fühlt?
Du kannst "friedlich" sein und trotzdem Wut in Dir haben. Du kannst zuhören und doch innerlich schreien und toben wollen, denn Deine Gefühle bist nicht Du, sie sind nur ein Teil von Dir und sie unterliegen Deiner Entscheidung.

Oder beziehst Du Dich da nur darauf, dass man entscheiden kann welche Gefühle man zeigt oder auslebt?
 
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GrayBear

Gast
Hallo sine,

Alkohol führt dazu, weniger klar zu denken. Es fühlt sich aus Deiner Sicht "leichter" an. Gefühle sind Nachrichten aus dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein. Überfährt Dich fast ein Bus, spürst Du wahrscheinlich Angst und Freude, denn Du hast noch einmal Glück gehabt. Aber auch verdrängte Gefühle und Ereignisse "geistern" in uns umher und sorgen ebenso für gute und schlechte Stimmungen. In dem Du Alkohol trinkst, schiebst Du diese Gefühle wieder weiter von Dir und nimmst Dir die Chance, die Ursachen zu identifizieren. Einerseits wäre es wichtig, die Ursachen zu kennen, um damit "arbeiten" zu können, aber in dem Du sie mit Alkohol weg schiebst, bleibst Du quasi auf dem Krankenhausflur liegen. Es geht Dir schlecht, aber Du verzögerst die Behandlung. Ist das klug?

Mit Gefühlen sollte man umgehen lernen. So einige Menschen können das nicht. Sie erleben Gefühle wie ein Schicksalsschlag, dem man ausgeliefert ist. Ja, ich kann durch meine eigenen Gedanken z.B. wütend werden, kann mich durch Erinnerungen traurig fühlen. Ich kann also das Ausmaß meiner Gefühle in einem bestimmten Rahmen steuern und sie zulassen, oder auch nicht. Und im Laufe der Zeit kann man an sich selbst feststellen, welche Gefühle immer wieder "hoch kochen". Dabei gibt es Gefühle, denen ich eher "näher" bin, oder auch weniger.

Ich kann Dir nur empfehlen, einen andere Art des Umgangs mit Deinen Gefühlen zu erlernen, denn sie gehen nicht weg. Alkohol ist da einfach nutzlos und er hat Folgen. Wenn Du sie zu spüren beginnst (und das tust Du), dann hast Du diese Grenze überschritten. 1,5l Starkbier am Abend würde mich nur noch lallen lassen. Machst Du das mehrere Abende, stellt sich ein gewisser "Pegel" ein, Du hast es geschrieben. Du "medikamentierst" Dich selbst und kennst die Diagnose nicht. Wie schlau ist das?

Es geht nicht um einen erhobenen Zeigefinger und eine Warnung. In Dir arbeiten Gefühle und Ereignisse, die Du Dir anschauen solltest. Du wirst sie nicht dadurch lösen, in dem Du eine andere Baustelle aufmachst und Dir schadest. Obwohl ... eine ganze Weile kann das funktionieren, aber dann hast Du noch mehr Probleme.
 
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