Ich werde dieses Jahr 38 und meist schätzt man mich auf Mitte 20. Mit Anfang 30 habe ich das letzte mal meinen Ausweis vorzeigen müssen, als ich Lotto spielen wollte. Ein beliebtes Spiel bei meinen Freunden ist "schätz mal, wie alt ist sie wohl?", wenn neue Menschen mir begegnen. Es liegt bei uns in der Familie, eigentlich sehen alle meiner Verwandten deutlich jünger aus, vor allem die Damen. Sogar meine Oma mit Mitte 80 geht noch glatt für Ende 70 durch
Manchmal ist es schmeichelhaft. Manchmal nervt es mich. Wie gehe ich damit um? Ich messe dem einfach nicht so viel Bedeutung bei. Was soll ich denn auch dagegen tun? Natürlich vermute ich, dass Menschen, die mich nicht kennen, mich vielleicht weniger ernst nehmen, weil sie meinen, ich sei noch recht jung. Auf solche Leute pfeife ich aber eh, weil Respekt und Wertschätzung sicher nicht mit Lebensalter korreliert. Da hab ich also nichts verloren. Ansonsten bin ich die, die ich bin. Meiner Erfahrung nach spielt das Ganze auch keine große Rolle, es ist höchstens ein Überraschungseffekt oder ein netter Gag. Mit wem es "passt", ist nicht abhängig vom Wissen um mein Alter. Alle Freunde, die ich lieb habe und die mich begleiten, waren anfangs erstaunt, doch nie haben sie sich in ihrem Verhalten mir gegenüber verändert, als sie erfuhren, wie viele Jahre ich auf dem Buckel habe. Es hat in unserem Verhältnis zueinander nie etwas geändert; es ist schließlich nur eine Zahl.
Also mein Rat: nimm es dir nicht so zu Herzen. Du bist keine 18 mehr, lass die Vergangenheit mal los, es braucht dich nicht mehr nerven. Seh es als Kompliment und als Indikator, wer wirklich DICH wertschätzt und nicht seine eigene Vorstellung von dir. Alles gut