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Mobbing als Doktorand

C

clari

Gast
Hallo,
ich muss mir mal kurz alles von der Seele quatschen: ich habe nach dem Studium als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni angefangen. Eigentlich liebe ich den Job, ich wollte nie was anderes, als auf diesem Gebiet forschen und lehren. Die Doktorarbiet läuft auch ganz gut und auch sonst kann ich nicht klagen, was Konferenzen etc. angeht. Allerdings geht es mir immer schlechter, wegen der andern Doktoranden und mittlerweile fühle ich mich echt gemobbt. Ich geh ja schon jeden Tag mit in die Mensa (das ist hier so üblich) und versuch, Gespräche zu führen. Aber hier gibt es eine unglaubliche Klübchenbildung und wenn man nicht genau in Schema 0815 reinpasst, ist man nicht erwünscht. Die ersten Monate habe ich mir das Büro mit einer Kollegin geteilt, die den gleichen Doktorvater hatte wie ich. War das ätzend. Sie ist mit einem Kollegen zusammen und die beiden haben dann dauernd im Büro geknutscht und getan als sei ich Luft bzw. der Störfaktor. Sie hat auch dauernd ätzende Kommentare abgelassen, weil ich nicht die gleichen TV Serien gucke wie sie (ich seh eher wenig fern und schon gar nicht so einen RTL 2 Kram. Wenn man da Spaß bei hat, kann man das ja gerne machen, aber mir macht es halt keinen Spaß). Sie fand es auch ok, in voller Lautstärke youtube videos zu gucken, egal ob ich gerade gearbeitet habe oder nicht. Wenn ihre Freundin (auch eine Kolegin) bei uns ins Büro kam, dann saßen die da stundenlang kichernd und haben mir den Rücken zugedreht.
Vor ein paar Wochen bin ich dann endlich in ein anderes üro umgezogen und der Kollege ist echt nett und wir kommen prima miteinander aus. Aber ich empfinde die Atmosphäre insgesamt immer noch als total vergiftet und es gibt Momente, da könnte ich nur heulen und will nach hause. Ich kenne dieses Gefühl ausgegrenzt zu werden nicht, in der Schule hatte ich immer viele Freunde und ich bin auch nicht kontaktscheu. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich sehr ehrgeizig bin und immer sehr gute Leistungen abliefere, aber ich meine, dass ist doch der Sinn einer Promotion, oder? Ich habe mir ja nicht auf die Stirn geschrieben "Hallo, ich bin total schlau". Trotzdem werde ich nicht eingeladen, wenn irgendwas geplant wird und das tut ganz schön weh. Am Montag hatte wohl eine Kollegin Geburtstag und alle Doktoranden waren da im Büro. Ich wusste von nichts. Offensichtlich hat es keiner für nötig befunden, mich zu informieren. Ich gebe ja zu, dass ich solche veranstaltungen auch nicht besonders mag, weil sich die Leute da gerne volllaufen lassen (ich trinke keinen Alkohol) und es sehr albern zugeht. Aber ich hätte mich schon dazu gesetzt für ein Stündchen und hätte der betreffenden Person gratuliert aber so hatte ich den Eindruck, nicht erwünscht zu sein. Mir ging es dann Montag echt schlecht.
Ich weiß, dass ich in manchen Dingen anders ticke als viele hier: ich trage andere Klamotten (hier ist Gammel-Look angesagt, ich mag es etwas klassischer), ich höre viel Klassik statt Pop und ich lese lieber als das ich frensehe aber das war noch nirgendwo ein Problem. In meinem Freundekreis sind Leute aus den unterschiedlichsten Bereichen und es ist mir doch egal, was für Musik jemand hört und was er trägt. Aber hier muss man offensichtlich mit dem Strom schwimmen.
Ich denke, das Problem ist diese Kollegin mit der ich früher das Büro zusammen hatte. Vielleicht hatte sie das Gefühl, benachteiligt zu werden bei der Diss (sie muss auf ihrer Stelle mehr Stunden unterrichten als ich, das liegt einfach am Vertrag, dafür kann ich nichts). Sie ist schon ziemlich lange hier und hat deshalb einen guten Stand hier. Es ist leicht für sie, Leute zu beeinflussen, während ich ja neu dazugekommen bin. Es gibt auch einige nette Doktoranden, nur leider sind die nicht immer hier (nur 2 Tage die Woche), so wie sie und ihre clique.
Der Kollege, der mit mir jetzt im Büro sitzt, hat ein ähnliches Problem. Er hat sehr schnell promoviert und schreibt jetzt an seiner Habilitation. Momentan wird ihm vorgeworfen, er sei ein arroganter Klugscheißer der im Doktorandenkolloquium zu allem seinen Senf dazugibt. Dabei gibt er nur feedback und das auch nicht auf arrogante Art. Offenbar wird hier jeder dumm angemacht und es werden Gerüchte über den verbreitet, der was kann und fleißig ist.
Vielleicht findet ihr das albern, dass ich mich in der Situation so schlecht fühle, aber ich kenne diese Ablehnung die mir hier entgegenschlägt nicht und es macht mich total fertig. Manchmal will ich nur, dass alles vorbei ist und es nicht mehr weh tut. ich schwanke zwischen Hass auf diese Leute und Traurigkeit und ich fühle mich manchmal richtig einsam auf der Arbeit (wenn die netten Kollegen nicht da sind). Wenn ich die tätigkeit an sich nicht so lieben würde, wäre ich längst schon weg. Ich habe während des Studiums auch viel nebenbei gearbeitet und bin da immer mit den Kollegen super ausgekommen: wieso klappt das jetzt hier nicht? Ich arbeite auch jetzt noch nebenbei und auch da gibt es keinerlei Probleme. Ich sage nicht, dass ich alles richtig mache, aber es muss doch einen Grund geben, warum es überall klappt, nur hier nicht. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich wäre dankbar für ein feedback.
 
B

blattlaus24

Gast
Hallo clari,
ich glaube, Du hast einfach grosses Pech mit den Leuten, auf die Du da gestossen bist. Wahrscheinlich wirkst Du auch ein bisschen "anders" einfach, aber eigentlich sollten erwachsene Menschen in der Lage sein, damit neutral umzugehen. Halte dich erst einmal an die Leute, die Dir sympathisch sind und mit denen Du klarkommst, verbuende dich mit ihnen, geh mit ihnen essen, etc. Lass dich auf keine Laesterspielchen ein, sondern versuch neutral zu bleiben und lass Dir deinen Aerger und deine Verunsicherung nicht anmerken, bleib nett und freundlich. Manchmal gibt sich sowas auch mit der Zeit, wenn die Leute dich kennengelernt haben (sie lange bist Du schon da?). Wenn Du ganz offensiv angegangen oder ausgeschlossen wirst, ist vielleicht auch nicht schlecht, die Leute direkt danach zu fragen und um Klaerung zu bitten (und erst zum Chef zu gehen, wenn keine andere Moeglichkeit mehr bleibt). Und wenn Du Geburtstag hast, solltest Du die Chance nutzen und alle (auch deine "Feinde") zum Kuchen oder was auch immer einzuladen (muss ja kein Gelage werden). So kann man den Leuten den Wind aus den Segeln nehmen.
Mach dir klar, dass die Cliquen viel weniger stark ausgepraegt sind, als es von aussen aussieht. Wenn Du sich die Moeglichkeit ergibt, zieh einzelne Leute "auf deine Seite" - durch einen netten Plausch zwischendurch, die Beantwortung einer fachlichen Frage o.ae.
Mit der Zeit wird sich die Konstellation durch den Weggang alter und durch neue Kollegen auch wieder aendern.
Das wuensche ich dir jedenfalls...
 
C

clari

Gast
Hallo blattlaus,
danke für Deine Antwort. Ich denke, Du hast völlig recht, mit dem was Du sagst. Es sind ja auch wirklich nicht alle an der Uni so drauf und es gibt ja auch nette Leute da. Aber mich regt das halt doch immer wieder auf. Vielleicht muss ich da mal ruhiger werden und mir das nicht so zu Herzen nehmen. aber ich könnte echt hochkochen, wenn man dämlich angequatscht wird, weil man andere Interessen hat. Ich bewerte ja Leute auch nicht danach, welche Musik sie hören oder was für Serien sie gucken und irgendwie hab ich gedacht, gerade in so einem Bereich hat man es mit intelligenten Menschen zu tun, die das schnallen...Na ja, offenbar hat der IQ nicht wirklich was mit emotionaler Existenz zu tun;-)
 

Germ

Aktives Mitglied
Clari postete:

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich sehr ehrgeizig
bin und immer sehr gute Leistungen abliefere, aber ich meine,
dass ist doch der Sinn einer Promotion, oder?
Ach, wo steht das denn geschrieben, dass mit dem Sinn
und mit der Erwartung von " sehr guten Leistungen " ?
In der Prüfungsordnung etwa oder wo ? Ich hab das
nirgends dort lesen können.


"Es gibt drei wirksame Erziehungsmittel:. Furcht,
Ehrgeiz und Liebe. Wir verzichten auf die beiden ersten."
Rudolf Steiner ...

( Zu lesen z.B. hier :Freie Waldorfschule Bothfeld
Ganz unten zu lesen. 2)

"Ehrgeiz ist mir ein Dorn im Auge. In meiner Klasse
hat niemand das Recht ehrgeizig zu sein."

So mal ein Klassenlehrer in der 5. Klasse zu uns
Schülern. Mir war diese Auffassung natürlich nicht
unbekannt. Schon meine Eltern wollten nicht, dass
ich in der Schule Ehrgeiz entwickelte. So bin ich erzogen
worden in einem primär anthroposophischen Elternhaus.

Ehrgeiz - , schon alleine dieser Begriff !! Diese
Wortverbindung zwischen Ehre und Geiz.
Nein, ich vermeide ebenfalls den Umgang mit "ehrgeizigen"
Menschen, sie belasten negativ meine Gefühlswelt und
stören mich bei der Arbeit.

Ich betrachte "Ehr-Geiz" eher als eine soziale Störung,
die sich eher lernbehindernd auswirkt und das freie
schöpferische, kreative Denken behindert, vor
allem in schulichen Bereichen. Auch Genialität
schließt Ehrgeiz aus. Geniale Menschen, auch Wissenschaftler
sind eine Art von frei schaffenden Künstler. Ehrgeiz ist ihnen
zuwider und bildet für sie keine akzeptable Arbeitsgrundlage.
Auch ich bin in der Uni nicht ehrgeizig. Ich komm trotzdem
ganz gut voran. Es ist auch nicht Sinn des Studiums
möglichst gute Noten zu erzeugen. Wie kommst du auf
eine solcherlei Sichtweise ?? Bist du so erzogen worden ?
Hast du auch, im Gegensatz zu mir, ehrgeizige Eltern ?

So gesehen gehörte ich, falls ich dort bei dir in der UNI
wäre, ebenfalls in der dortigen Doktorandengruppe eher
zu deinen unliebsamen Gegnern.

Das dein Ehrgeiz dir im Leben eher zu schaffen
machen, als er dir helfen wird, ist zu befürchten. Er ist nämlich
contraproduktiv, vor allem im sozialen Miteinander.
Außerdem erbringt Konkurrenzverhalten und Ehrgeiz in der
vielen Teilen von Wissenschaftsgebieten für die hier arbeitenden
Wissenschaftlern eher Nachteile als Vorteile.

Mit Hilfe der Emotionalen Intelligenz wirst du vielleicht
erkennen, wo genau deine Probs im Umgang mit deinen
Kollegen liegen könnten.1)

Komm endlich von deinem Ehrgeiz runter und deiner
Jagd nach guten Noten. So kommst du auch weiter in deiner
Entwicklung als Mensch, auch in sozialer Hinsicht.

Und dann klappt es auch mit den Nachbarn. ;)


Aller-Herzlichst

mit Freude freundlichst :)

Germ


---------------
1) Literatur zur Emotionalen Intelligenz:

EQ-Training, Die Praxis der Emotionalen Intelligenz,
Verlag Langen, Müller, Peter Schmidt

Man beachte auch neuere Schriften von Peter Schmidt,
der auch IQ-Trainer ist, z.B.:

Amazon.de: Scanning. Neue Mental-Techniken gegen emotionalen Stress: Peter Schmidt: Bücher

2) Entschuldigung an die Moderation aber es lässt sich
nicht immer vermeiden, dass ich schon mal die Waldorfschule
erwähne.
.
 
Zuletzt bearbeitet:
E

EuFrank

Gast
Hallo Clari, Leser!

Clari postete:



Ach, wo steht das denn geschrieben, dass mit dem Sinn
und mit der Erwartung von " sehr guten Leistungen " ?
In der Prüfungsordnung etwa oder wo ? Ich hab das
nirgends dort lesen können.


"Es gibt drei wirksame Erziehungsmittel:. Furcht,
Ehrgeiz und Liebe. Wir verzichten auf die beiden ersten."
Rudolf Steiner ...

( Zu lesen z.B. hier :Freie Waldorfschule Bothfeld
Ganz unten zu lesen. 2)

"Ehrgeiz ist mir ein Dorn im Auge. In meiner Klasse
hat niemand das Recht ehrgeizig zu sein."

So mal ein Klassenlehrer in der 5. Klasse zu uns
Schülern. Mir war diese Auffassung natürlich nicht
unbekannt. Schon meine Eltern wollten nicht, dass
ich in der Schule Ehrgeiz entwickelte. So bin ich erzogen
worden in einem primär anthroposophischen Elternhaus.

Ehrgeiz - , schon alleine dieser Begriff !! Diese
Wortverbindung zwischen Ehre und Geiz.
Nein, ich vermeide ebenfalls den Umgang mit "ehrgeizigen"
Menschen, sie belasten negativ meine Gefühlswelt und
stören mich bei der Arbeit.

Ich betrachte "Ehr-Geiz" eher als eine soziale Störung,
die sich eher lernbehindernd auswirkt und das freie
schöpferische, kreative Denken behindert, vor
allem in schulichen Bereichen. Auch Genialität
schließt Ehrgeiz aus. Geniale Menschen, auch Wissenschaftler
sind eine Art von frei schaffenden Künstler. Ehrgeiz ist ihnen
zuwider und bildet für sie keine akzeptable Arbeitsgrundlage.
Auch ich bin in der Uni nicht ehrgeizig. Ich komm trotzdem
ganz gut voran. Es ist auch nicht Sinn des Studiums
möglichst gute Noten zu erzeugen. Wie kommst du auf
eine solcherlei Sichtweise ?? Bist du so erzogen worden ?
Hast du auch, im Gegensatz zu mir, ehrgeizige Eltern ?

So gesehen gehörte ich, falls ich dort bei dir in der UNI
wäre, ebenfalls in der dortigen Doktorandengruppe eher
zu deinen unliebsamen Gegnern.

Das dein Ehrgeiz dir im Leben eher zu schaffen
machen, als er dir helfen wird, ist zu befürchten. Er ist nämlich
contraproduktiv, vor allem im sozialen Miteinander.
Außerdem erbringt Konkurrenzverhalten und Ehrgeiz in der
vielen Teilen von Wissenschaftsgebieten für die hier arbeitenden
Wissenschaftlern eher Nachteile als Vorteile.

Mit Hilfe der Emotionalen Intelligenz wirst du vielleicht
erkennen, wo genau deine Probs im Umgang mit deinen
Kollegen liegen könnten.1)

Komm endlich von deinem Ehrgeiz runter und deiner
Jagd nach guten Noten. So kommst du auch weiter in deiner
Entwicklung als Mensch, auch in sozialer Hinsicht.

Und dann klappt es auch mit den Nachbarn. ;)


Aller-Herzlichst

mit Freude freundlichst :)

Germ


---------------
1) Literatur zur Emotionalen Intelligenz:

EQ-Training, Die Praxis der Emotionalen Intelligenz,
Verlag Langen, Müller, Peter Schmidt

Man beachte auch neuere Schriften von Peter Schmidt,
der auch IQ-Trainer ist, z.B.:

Amazon.de: Scanning. Neue Mental-Techniken gegen emotionalen Stress: Peter Schmidt: Bücher

2) Entschuldigung an die Moderation aber es lässt sich
nicht immer vermeiden, dass ich schon mal die Waldorfschule
erwähne.
.
Es ist - von gewissen Ausnahmen (die im Falle von Clari nicht vorzuliegen scheinen) abgesehen - die Pflicht eines jeden, sich in seinem beruflichen Umfeld um möglichst gute Leistungen zu bemühen.
 
B

blattlaus24

Gast
Hallo Clari, und hallo Germ,
so ein Quatsch Ehrgeiz ist nicht unbedingt was Boeses und schliesst auch soziale Intelligenz nicht aus. Es gibt schliesslich viele Bedeutungen des Begriffs. Ehrgeiz um des Titels und der Noten willen finde ich auch nicht so wahnsinnig sympathisch - aber solange jemand sich an die Spielregeln haelt, ist das seine Sache, damit gluecklich zu werden. Ehrgeiz, eine Sache gut machen zu wollen - ja, ohne das ist es schwer ein guter Wissenschaftler zu sein (und viele der deutschen Profs haben eher zu viel egoistischen Ehrgeiz und haben es gerade deswegen geschafft - was ich jetzt nicht gutheissen will). Der Ehrgeiz kann durchaus auch darin bestehen, eine Sache im Team gut zu machen, oder gar ein Team gut anzuleiten oder was immer. Andere nicht moegen, nur weil sie eine Sache gut machen wollen - nee, sorry, das ist auch keine soziale Intelligenz.
 

Baba

Mitglied
Clari postete:



Mit Hilfe der Emotionalen Intelligenz wirst du vielleicht
erkennen, wo genau deine Probs im Umgang mit deinen
Kollegen liegen könnten.1)

Komm endlich von deinem Ehrgeiz runter und deiner
Jagd nach guten Noten. So kommst du auch weiter in deiner
Entwicklung als Mensch, auch in sozialer Hinsicht.

Und dann klappt es auch mit den Nachbarn. ;)

An welcher Stelle du aus Claris Beitrag herauslesen konntest, dass sie ein nur auf die Noten schielender "Ehrgeizling" ist, erschließt sich mir absolut nicht. Könnte es vielleicht sein, dass Clari aus purem Interesse an der Sache eben einfach gut ist in ihrem Gebiet? (Die guten Noten fallen da meistens nebenbei so mit ab - oder soll sie sich extra dumm stellen?)

Dein Schreiben kling mir ja fast so, als könntest du einer der Mobber sein. Gehässig, gemein, neidisch. "Die Trauben sind mir viel zu sauer..." Da diffamiere ich doch mal lieber den Erfolgreicheren als blutlosen Streber?


Hallo, Clari!

Ich denke, du solltest gut auf dich aufpassen, sorgsam zu dir sein und wachsam. Würde sagen, was du beschreibst, erfüllt schon die Kategorien von Mobbing. Hilft aber noch nicht weiter, das zu klassifizieren.

Ich habe auch etwas in den Wissenschaftsbetrieb hineingerochen. Speziell in den Geisteswissenschaften ist es ein Hauen und Stechen. Da wird intrigiert, schikaniert, in den A... gekrochen, sich sexuell angeboten - manche schrecken vor nichts zurück, um eine der raren Wissenschafts-Karrieren zu ergattern. (Natürlich ist auch ein Networking im neutral-positiven Sinne von Vorteil und keinesfalls verwerflich, das will ich nicht gesagt haben.) Ich habe damals festgestellt, dass ich das menschlich wohl nicht durchstehe, und, wenn ich nicht sehr großes Glück haben würde, und an jemanden gerate, der mich um meiner selbst willen fördert, nicht fähig sein würde, so viel Ränkespiel erfolgreich durchzuziehen.

Als Erste Hilfe bringt es dir vielleicht etwas, dir bewusst zu machen, was eigentlich dein Ziel ist:

Du willst promovieren, wahrscheinlich beruflich an der Uni bleiben?

Du willst aber auch kollegial zusammenarbeiten?

Vielleicht sogar freundschaftlich mit deinen Kollegen auskommen?


Ich hatte da oftmals einen Konflikt, die persönliche und die berufliche Ebene auseinanderzuhalten. Mir hat es mal in anderem beruflichen Zusammenhang geholfen, diese Ziele zu analysieren. Wenn du dir dein Ziel bewusst vor Augen stellst, wird es dir leichter fallen, dich zu distanzieren (bei mir war es auch so, dass ich eine gewisse Naivität abbauen konnte). Ich hatte z.B. erhofft, mit Kollegen auch freundschaftlich verkehren zu können. (was natürlich, mit etwas Glück, bei einigen mal klappt) Geriet dabei aber in Konflikt mit dem Ziel, mich beruflich an dieser Stelle zu halten. Denn es sind dir nun mal nicht alle freundschaftlich gesinnt - es gibt immer auch viel Konkurrenz (viel später habe ich erst begriffen, dass ich an der besagten Stelle ausgegrenzt wurde, weil ich den Kollegen wohl beruflich zu gut war...)

An der Stelle hat mir geholfen zu sagen: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Mein Hauptziel hier ist, meine Stelle zu behalten und mich beruflich weiterzuentwickeln. Ich werde mich hier nicht wegrühren und mein Ding durchziehen. Gute Kontakte habe ich dann in der Freizeit.

Manchmal geht es leider so weit, dass nicht einmal Ziel 2 erreicht werden kann. Weil nämlich die anderen nicht wollen - und dies wiederum genau darum, weil für sie Ziel 1 Priorität hat. Und sie dafür ziemlich alles tun (s.o.)

Trag Sorge zu dir, pass auf dich auf. Lass dir deine Ziele nicht zerstören. Wenn du in deinem Fach gut bist und weitermachen willst, dann gib nicht auf (das ist genau das, was die Kollegen wollen). Eher noch solltest du versuchen, die Uni, den Doktorvater zu wechseln. Es ist dein Leben und leider ist das Leben nicht immer ohne Kampf ("Die Hölle sind die anderen" sagte Sartre - er meinte es anders, aber sei dir bewusst, dass oft Viele um ein kleines Stück Kuchen kämpfen, so ist die Welt.)

Lass dir vor allem deine Träume und Ziele nicht zerstören, konzentriere dich ganz darauf, versuche, wenn dir der Kontakt verweigert wird, dich aufs Fachliche zu konzentrieren bzw. auf die Personen, die dir wohlwollen. Zieh dich in deiner Freizeit keinesfalls zurück, sondern suche den Kontakt zu Menschen, die dich mögen und unterstützen.

Lass nicht andere über dein Leben bestimmen. Kopf hoch! So wie ich das lese, liegt es nicht an dir, dass du ausgegrenzt wirst, und sicher nicht an einem geringen "EQ". Es liegt am Kuchen, der zu klein ist... und von dem dir keiner ein Stück schenken wird. Geh weiter, wenn es wirklich dein Wunsch ist, versuche, selbst fair zu bleiben, aber Distanz zu gewinnen.

Es gibt an der Uni auch psychologische Beratungsstellen, es gibt Mobbing-Beratungsstellen z.B. von freien Trägern. Die können dir sicher noch mehr Tipps geben.
 
C

clari

Gast
Ich sehe das so, wie EUFrank: man sollte sich schon um Leistungen bemühen. Ehrgeiz bedeutet für mich nicht, krankhaft guten Noten hinterherzurennen, sondern mein bestmögliches zu tun, um gut voranzukommen. Ich habe das Fach gefunden, in dem es mir zum einen sehr leicht fällt, gute Noten zu bekommen und was mir des weiteren einfach auch so viel Spaß macht, dass ich mich gerne damit beschäftige. Ich würde an der Stelle von Germ mal unterscheiden lernen zwischen gesundem und krankem Ehrgeiz. Ich glaube nicht, dass es jemandem schadet, sich hinter etwas zu setzten und zu versuchen, etwas gutes zu erreichen. Mir macht lernen einfach Spaß, für mich ist das eine Berreicherung und ich freue mich, wenn ich merke, dass ich mich weiterentwickelt habe und Dinge verstehe, die mir vorher nicht klar waren. Daran kann ich nichts falsches entdecken. Im Übrigen gab es vorher damit ja auch nie Probleme: weder in der Schule noch im Sportverein oder sonst wo hat es irgendwelche Probleme gegeben, nur jetzt unter den Doktoranden wird plötzlich so ein Verhalten an den Tag gelegt. Wie ich auch oben schon gesagt habe, ich glaube nicht, immer alles richtig zu machen, aber jemanden mies zu behandeln, nur weil er andere Interessen hat, finde ich echt niveaulos.
Zudem ist es ja nun nicht so, als würde ich den ganzen Tag nur am Schreibtisch hängen oder so; da gibt es durchaus auch andere Interessen. Aber man kann sich trotzdem in seinem Job anstrengen. Zudem, Germ, ist es bei einer Dissertatin schon nötig, sehr gut abzuschließen, weil es Dir mit einem Abschluss schlechter als 2,0 auch nicht mehr möglich ist zu habilitieren - und ja, das steht in der Prüfungsordnung.
"So erzogen" wurde ich übrigens nicht. Meine Eltern wären auch mit Realschule und Ausbildung einverstanden gewesen. Was ich beruflich mache, hat eigentlich nie groß eine Rolle gespielt, außer das sie-wie alle Eltern-natürlich wollen, dass man davon leben kann und zufrieden ist - was ich auch wäre, wenn es nicht so intolerante Leute gäbe, die gerne alles uniform haben möchten.
 

Baba

Mitglied
Wie ich auch oben schon gesagt habe, ich glaube nicht, immer alles richtig zu machen, aber jemanden mies zu behandeln, nur weil er andere Interessen hat, finde ich echt niveaulos.
sie-wie alle Eltern-natürlich wollen, dass man davon leben kann und zufrieden ist - was ich auch wäre, wenn es nicht so intolerante Leute gäbe, die gerne alles uniform haben möchten.

Hallo, Clari,

jetzt aber auch nicht auf der anderen Seite vom Pferd fallen ;-) "intolerant" und "niveaulos" ist schon wieder ziemlich heftig. Sie haben vielleicht andere Ziele als du und - ja - sie verhalten sich im Moment ziemlich unfair.

Man sollte dann wiederum dem anderen auch eine Chance geben: "sich zeitweise intolerant verhalten" und "auch mal keine besonderen Ansprüche stellen" sind evtl. bessere Beschreibungen. Wenn du sagst, dass jemand so und so "ist", klingt das allerdings dann auch schon wieder relativ "gewalttätig", damit lässt du dem andern nicht die Chance, einfach sein Verhalten zu beschreiben und sich auch mal anders verhalten zu können. Sondern steckst ihn in eine Schublade - dann bist du irgendwann auch nicht mehr besser.

Aber vor allem, solange du Gefühle - auch negative - deinen Kollegen gegenüber kultivierst, geht es dir emotional zu nahe. Das tut meistens nicht gut und du schießt dir damit ein Eigentor.

Ein Satz, mit dem ich - innerlich gesagt - oft gut gefahren bin (allerdings natürlich oft auch nicht, oft genug trotzdem noch Mist gebaut...)

"Das betrifft mich nicht."

Wirst du nicht gerade zur Freundschaft eingeladen - na und, es betrifft dich nicht, weil es ja eigentlich hier gar nicht dein Ziel ist. Wirst du offensichtlich unfair behandelt - es betrifft dich nicht, denn der, der es sehen will, sieht es, und ansonsten ist es doch eher ein großes Problem des Gegenüber, wenn derjenige sich gezwungen sieht, zu unfairen Mitteln zu greifen, um dich kleinhalten zu können.

Alles Gute für deine Ziele und Träume. Versuch, dich zu konzentrieren und Distanz zu kriegen. Du bist nicht klein und hässlich (die anderen auch nicht prinzipiell ;-) )
 

Schmuddelwetter

Aktives Mitglied
Liebe Clari,

das ist eine vermurkste Situation, aber es bleibt Dir wohl nicht viel übrig, als bis zu einem gewissen Grade mitzuspielen. Verstellen würde ich mich nicht, aber vllt. mal gute Miene zum uninteressanten Spiel machen: Auch wenn Du die Feiern nicht so gern magst, so kannst Du dort vllt. doch ein wenig Spaß haben. Such Dir Kollegen raus, die Dir sympathisch erscheinen, z.B. Deinen Bürokollegen, und versuche Dich ein wenig an sie heranzutasten. Du musst Dich weder offenbaren noch einen auf Freundschaft machen, aber grade allein sind die meisten weniger bissig als in der Gruppe. Und versuche Dir eine etwas dickere Haut zuzulegen, Du weisst offenbar recht gut, was Du willst und wo Du stehst. Wenn Dein Kollege in einer ähnlichen Situation ist, solltest Du das Dir zunutze machen im Sinne einer guten Arbeitsatmosphäre.

In der neuen Neon ist übrigens ein recht guter Artikel zum Spannungsverhältnis zwischen nett sein und Ellbogen zeigen im Beruf, ist nicht so ganz das Thema, aber hat mich ein wenig daran erinnert. Gibt es am Kiosk und vllt. bald auch im Netz.

Gruß, SW
 

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