Er kommt gerade aus einer 14 jährigen Beziehung und du willst eine Beziehung.
In ihm erwachen gerade buchstäblich unbekannte Gefühle. So lernt er gerade eine neue Freiheiten und auch Fertigkeiten kennen. Testet sich selber aus und gestaltet sein Leben neu. Außerdem verarbeitet er immer noch seine Beziehungszeit. Wer wolle ihm das verübeln.
Hi Jun,
danke für Deine Antwort! Lieb von Dir!
Also, zunächst einmal kommt er nicht erst "gerade" aus seiner 14jährigen Beziehung. Wie ich erwähnte, ist seine Frau längst neu verheiratet. Es ist jetzt ca. 4 1/2 Jahre her, dass sie sich von ihm getrennt hat.
Soweit ich weiß, muss er sich die nächste Zeit dann erstmal total abgeschottet haben.
Er hatte aber bereits eine feste Beziehung. Diese muss im Prinzip zu Ende gegangen sein, als wir uns kennengelernt hatten. Angeblich muss sie ca. 2 Jahre gedauert haben.
Allerdings weiß ich nicht viel darüber, kenne die Frau auch nicht. Aus dem, was ich weiß, kann ich mir kaum ein Bild machen. Bzw. ich bekomme ein recht eigenartiges Bild.
Ich hab ihn mal gefragt, von wann bis wann sie denn zusammen waren.
Und er wusste es nicht.
Mir kam das alles ganz seltsam vor, weil er irgendwie gar nichts wusste.
Sie haben auch nie zusammen geschlafen.
Ich hatte ihn mal gefragt, ob er zu ihr denn "ich liebe dich" gesagt hätte. Er war sich nicht sicher, tendierte aber zu nein.
Letztlich war das mit ihr eine ganz andere Situation. Diese Frau war wohl noch frischer geschieden als er bzw. war gerade in Scheidung, als sie sich kennenlernten. Sie hatte sich gerade ihr Haus eingerichtet mit dem Gedanken, hier nie wieder auszuziehen. Und sie wohnt knapp 100 km entfernt, und für ihn kommt ja wegen seiner Kinder die nächsten Jahre auch kein Umzug infrage. Insofern war klar, dass das keine Beziehung mit dem Ziel "Ehe" war. Ich glaub, das Thema war für sie auch durch.
Naja. Und dann kam ich letzten Sommer und haute ihm ständig um die Ohren, dass für mich nur eine Beziehung mit dem Endziel katholische Ehe infragekommt.
Ich könnte mich ohrfeigen. :-(
Was das Austesten der neuen Freiheiten angeht, so ging mir schon durch den Kopf, dass meines Wissens die aktuelle Kinderregelung erst kurz vor unserem Kennenlernen eingeführt worden ist, womit er anfangs auch kämpfte. Ursprünglich waren sie wohl nur jedes zweite Wochenende bei seiner Frau und sonst bei ihm. Seit letztem Sommer ist die Aufteilung wirklich 50:50, und sie sind auch an bestimmten Wochentagen bei ihr. An einem dieser Tage haben wir uns dann immer gesehen.
Damals.
Als er mich noch lieb hatte.
Immer.
Nun genießt er diesen Tag (an einem fuhr er immer schon zu seinem Hobby), um seine anderen Bekannten/Freundinnen zu treffen.
Letztlich hat er die dann natürlich voriges Jahr vernachlässigt.
Allerdings kannte er es vorher gar nicht anders, denn die Regelung war ja erst neu. Ich denke irgendwo auch, dass er halt einfach angefangen hat, es zu genießen, endlich auch mal freie Zeit für sich zu haben. Tatsächlich hat er sehr wenig freie Zeit für sich, wobei er da auf der anderen Seite selbst schuld ist, da er auch sehr vielen Aktivitäten nachgeht, durch die er sich gebunden hat.
Das sein Verhalten dann durchaus widersprüchlich ist, kann ich ziemlich gut nachvollziehen. Er verarbeitet gerade einen herben Schlag. Muss das Geschehene für sich einordnen, da ist auch Trauer und Wut dabei und sich selber neu entdecken. Und plötzlich gibt es da eine andere Frau. Das ist gelinde gesagt zu viel. Nicht wenige Menschen sagen dann: "Ich kann das jetzt nicht." Meist fühlt man sich weder bereit noch sonst was und unter all dem liegen dann die jungen Gefühle einer neuen Liebe begraben. Meist bevor sie richtig ausbrechen durften.
Ich war wie gesagt nicht die erste neue Frau.
Allerdings die erste, die dann ständig auf dem Thema mögliche Zukunft und Ehe herumgeritten ist... *michschonwiederohrfeig*
Und damit habe ich verhindert, dass seine Gefühle damals überhaupt richtig ausbrechen konnten. Ich weiß schließlich, dass er viel für mich empfunden hatte. Ich hab es doch in seinen Augen gesehen...
Und ich kann nicht begreifen, dass das alles von einem Tag auf den anderen weg sein soll...
Er schrieb mir damals, es gäbe viele Dinge, die ihn im Moment nicht beziehungsfähig machten.
Das ist ja gut und schön. Das kann ich ja nachvollziehen.
Aber dann müsste ja sein letztes "hab dich lieb" am Tag davor damals bereits eine Lüge gewesen sein.
Jetzt denkst du für ihn mit. Hast du ihm diese Gedanken schon mitgeteilt? Kennst du seine Ansicht dazu?
Dass er seine Trennung aufarbeiten sollte meiner Ansicht nach, das habe ich ihm schon paarmal gesagt, ja. Aber es ist schwer, mit ihm über solche Dinge zu sprechen. Er sagt nicht viel über sich. Ich glaube, das kann er nicht (ich aber auch nicht gut). Es war von Anfang an so, dass er mir seine Gedanken eher in Emails mitteilen konnte.
Leider schreibt er mir aber keine Emails mehr.
Aber ich bin davon überzeugt, dass er Dinge aufzuarbeiten hat. Er hat voriges Jahr selbst zugegeben, dass er auch Angst hat. Und er sagte ja damals, dass er "ich liebe dich" erst wieder sagen würde, wenn er sich sicher sei, nie mehr verletzt zu werden und es wirklich "für immer" sei.
So eine Gewissheit kann es doch - leider - sowieso niemals geben.
Doch war da grundsätzlich schon eine Sehnsucht nach Nähe und Stabilität.
Und seit diesen Gesprächen zwei Tage vor Silvester, von deren Inhalt ich nichts weiß, hat er alles wieder über den Haufen geworfen und genießt seitdem einfach nur sein Leben.
Ich verstehe es einfach nicht.
Ich kann das einfach nicht begreifen.
Oder traust du Männern eigentlich gar nichts zu? *Tschuldige, das ich jetzt mal deutlich werde!*
Ich würde das nicht verallgemeinern. Es gibt auch andere Männer. Ich kenne auch einen, der zeitgleich mit dem Entschluss, sich trennen zu wollen, eine Therapie angefangen hat. Das finde ich genial. Aber ich halte das bei einem Mann eher für die Ausnahme.
Meiner Erfahrung nach verdrängen Männer lieber. Männer mögen sich keine Gedanken über sich selbst machen. Über Probleme. Lieber "fliehen".
Wobei, okay. Ich hab es selbst nicht anders gemacht. Ich bin zwei Jahre lang ins Internet und zur Kirche geflüchtet. Aber ich denke, bei mir war es trotzdem noch etwas anders, da ich ja auch in Therapie bin.
Du weißt nicht, ob dann etwas anders wäre. Also schau nicht nach Hätte und Damals
.
Da bist Du nicht der erste, der mir sowas sagt...
Ich lebe sehr in der Vergangenheit. Und manche Fehler quälen mich mein ganzes Leben...
Aber natürlich hast Du recht. Es kann genausogut sein, dass trotzdem nichts aus uns geworden wäre. Man weiß es halt nicht.
Eine klasse Aussage kann ich gerade nicht anders sagen. Wie sieht es denn aus? Kannst du ihn lieben und die Situation einfach mal Situation sein lassen ohne dich in Hoffnungen zu verlieren? Oder ist es zu viel für dich? Daraus kann dir ja auch keiner einen Vorwurf machen.
Was muss denn für dich Minimum sein, damit du deine Liebe zu ihm leben kannst?
Vielleicht kommt ihr auf einen grünen Zweig? Getrennte Wohnungen, regelmäßiger Kontakt und Zeit miteinander und Freiräume für jeden, vielleicht ein gemeinsamer Urlaub.
Ähm.
Hast Du mir nicht in Deinem vorigen Beitrag noch gesagt, entweder wäre es etwas "richtiges" oder eine Freundschaft, dazwischen gäbe es nichts?!?!?!
Sicher habe ich ja versucht, die Situation Situation sein zu lassen. Ich bin froh, wenn ich ihn überhaupt sehe und versuche die gemeinsame Zeit zu genießen. Aber natürlich mache ich mir immer noch Hoffnungen.
Und meine "laissez-faire"-Haltung ist halt kürzlich in Panik übergegangen, als ich mitbekommen habe, wie eng mittlerweile wohl eine andere Freundschaft zu einer Frau sein muss...
Wie ich woanders schon mal sagte, sagte mir eine Kollegin mal, alle Männer - es müssen wohl 3 gewesen sein, hab sie nochmal gefragt -, die zu ihr gesagt hätten, sie seien nicht beziehungsfähig, hätten kurz darauf eine Beziehung gehabt, nur eben nicht mit ihr...
Und so wie wir uns voriges Jahr kennengelernt hatten, könnte es ja jederzeit eine andere Frau geben, in die er sich verliebt und die dann halt zur rechten Zeit das richtige tut und sagt...
Und das wäre es dann gewesen.
Davor hab ich einfach große Angst.
Und das macht es mir zur Zeit sehr, sehr schwer.
Über einen zumindest kurzen Urlaub hatte ich übrigens auch schon mal nachgedacht... ich hoffe immer noch, wir könnten dieses Jahr paar Tage wegfahren. Aber er will sich eh nicht gerne festlegen und im Moment schon mal gar nicht.
Würde aber auch nur eine innerdeutsche Städtereise, wenn überhaupt.
Wir hätten im Moment beide kein Geld für einen richtigen Urlaub, ganz unabhängig davon, dass ich bezweifle, dass er zur Zeit einen mit mir machen würde.
Übrigens könnte ich mir mittlerweile auch für eine feste Beziehung ganz prima vorstellen, nicht zusammenzuwohnen... man gewöhnt sich wohl ans Alleineleben...
Mittlerweile lebe ich seit 2 1/2 Jahren allein. Das ist die längste Zeit, seitdem ich von meinen Eltern ausgezogen bin. Sonst war ich immer in Partnerschaften.
Ich denke auch durchaus oft darüber nach, dass ich mir gar nicht vorstellen könnte, an seiner Stelle zu sein, der ja fast nie alleine ist, weil da immer zwei Kinder sind, um die er sich kümmern muss.
Ich kann dann schon verstehen, dass er auch mal Zeit für sich und andere Dinge haben will und jetzt erstmal einiges nachholen.
Das Problem wäre halt nur, wenn er sich verliebt...
Auf der anderen Seite sollte mich das ja freuen, denn wenn ich ihn liebe, sollte ich mir ja wünschen, dass er glücklich ist... seufz...
Aber ich hoffe halt immer noch, dass wir irgendwann nochmal eine Chance haben könnten... irgendwann... vielleicht in einem Jahr... vielleicht in zwei Jahren... und solange möchte ich dafür sorgen, dass wir eine stabile Freundschaft zueinander aufbauen.
LG.
Nohope.