G
Gelöscht 54649
Gast
Zuallererst bemühe ich mich, nicht mehr von Verschwörungs"theorien" zu sprechen, weil das zu viele höchst unterschiedliche Themen ungerechtfertigt nebeneinander stellt.Was ist denn deine Meinung zum Thema? Wie kommen die "Verschwörungsmystiker" zu ihren Theorien und warum können sie sich nicht daraus lösen?
Dass Regierungen das Chaos um die Coronaepidemie nutzen könnten, irgendwelche ungeliebten Agenden durchzudrücken oder durchzumogeln, halte ich für ein Thema, das eine sehr interessante Diskussion verspricht.
Bei "Masketragen beschneidet meine Menschenrechte", "Corona=Grippe" und "PCR-Tests taugen nix" fühle ich mich immer mal wieder gekniffen, meinen Senf dazuzugeben.
Bei QAnon, Reptiloiden und der flachen Erde bin ich raus.
Und diejenigen, die meiner Meinung nach an eine Verschwörung glauben, wo ich keine sehe, sind ja ihrerseits der Meinung, dass ich an eine hoch komplexe, frei erfundene Geschichte glaube und unbelehrbar bin.
Ich glaube halt, dass es da ein Virus gibt, das bewiesenermaßen (Bergamo, NYC) das Potential hat, in ganzen Landstrichen und Metropolen die Gesundheitsversorgung so lahmzulegen, dass es zu unsagbarem Leid bei Patienten (und zwar allen, die lebensgefährlich erkranken oder verletzt sind!), deren Angehörigen und nicht zuletzt bei Behandlern und Pflegepersonal führt.
Und dass wir hier in Deutschland in einer Mischung aus "Glück gehabt" und im Großen und Ganzen erstaunlich und ungewohnt guter Arbeit der Regierung bisher mit einem blauen Auge davongekommen sind. Zu einem teilweise bitter hohen Preis in Wirtschaftsbelangen, teilweise bleiben Leute, die auf verschiedenste Arten gesellschaftlicher Hilfe angewiesen sind, auf der Strecke, weil es viel zu viele Baustellen gibt und auch wenn die privat, auf dem kurzen Dienstweg und in den Kommunen geregelt werden könnten, wird trotzdem zunehmend nach Landes- und Bundesregierung gerufen. Nicht gut.
Und ich glaube der Anteil an Glück gehabt wird deutlich unterbetont.
Und zu Anfang, bei aller Besorgnis, mit einer Stimmung bei Vielen, von der ich gerne viel mehr hätte. Und irgendwann fing es an, an den Nerven zu zerren.
Und da sind wir jetzt.
Soweit mein Glaube.
Wie kommen die Verschwörungsgläubigen zu ihren Ideen und warum kann man sie so schwer davon abbringen, fragst Du.
Da kann ich nur vermuten...
Mensch mögen keine Ungewissheit und keine "höhere Gewalt", die nicht irgendwie menschliche Züge hat und in irgendeiner Form beeinflussbar ist. Haben sie nie gemocht, werden sie nie mögen. Unwägbarkeiten sind Mist.
Und wenn man der Unwägbarkeit kein positives Gesicht eines Gottes oder Menschen (oder Aliens) geben kann, nimmt man zur Not auch den Widerpart und häkelt da mit ordentlich Scheuklappen und confirmation bias dran, was ins Bild passt.
Klingt jetzt nach "doof", aber das tun wir ALLE, jeden Tag und mehr oder weniger ausgeprägt.
Hauptsache, man kann sich seine Welt irgendwie denkbar machen und selbst erklären.
Und jetzt haben wir diese Pandemie - und wir erleben in dieser Situation, wie die Wissenschaft dem Virus quasi hinterherrennt und forscht.
Und das ist für wissenschaftlich interessierte Menschen superspannend. Und für Leute, die Antworten und Sicherheit wollen, eine psychologische Katastrophe.
Eine Pandemie ist eine psychologische Katastrophe.
Wenn man mal in die Vergangenheit schaut und sich ansieht, was zu Zeiten der großen Seuchenzüge von der Spätantike bis jetzt so unter den Nichtinfizierten so abgegangen ist, findet da auch finsterste Verschwörungsideen, Gesellschaftsspaltungen, fast hysterisches "Hoch die Tassen" und die Suche nach dem Grund, der Verantwortung, der Schuld.
Bei uns kommt erschwerend hinzu, dass in den letzten Jahren eine nicht sehr zielführende "Diskussions"kultur Einzug gehalten hat und man sehr schnell dabei ist die zu übernehmen (ich auch).
Hinzu kommt, dass die Regierenden und die Wissenschaftler halt gerade nicht "DIE Gewissheit" und "DEN supersicheren Plan" zu bieten haben und einerseits über diese Tatsache herumeiern und das halt auch niemandem aus der Verunsicherung helfen kann.
Ganz blöde Mischung.
Und ich bin auch schon auf irgendwelche Verschwörungsstories reingefallen oder habe welche zeitweise sehr plausibel gefunden - ich bin nur auf eine andere Art durch die jetzige Situation verunsichert als viele andere Leute die ich kenne. Ich bin nicht klüger, gebildeter, weniger Loser als der Durchschnitt und die, die in meinen Augen gerade total abdrehen, sind es m. E. auch nicht. Die sind vielleicht weniger Nerd als ich, ich weiß es nicht.
So denke ich zum Thema, jetzt mal hauptsächlich auf Corona bezogen, weil es sich anbietet.
Und das war nur die Kurzfassung...