G
Garfield
Gast
Hallo zusammen,
warum ich das hier schreibe, kann ich nicht wirklich sagen. Vielleicht will ich mein Problem nur mal in Gänze irgendwo erzählen. Ich erwarte nicht wirklich, dass man mir hilft, vielleicht will ich das nichtmal. Möglicherweise bin ich sogar froh, wenn der Post hier irgendwann mal im Orkus dieses Forums verschwunden ist und ihn keiner mehr findet. Dennoch wäre ich wohl für die ein oder andere Einschätzung dankbar, denn etwas derartiges habe ich hier noch nirgendwo gelesen.
Mehr oder weniger beschreibe ich weite Teile meines gesamten Lebens, es könnte also ein langer Text werden. Von daher jetzt schonmal Respekt an jeden, der sich das ganz durchliest.
Im Voraus schonmal: Es gibt keine "dramanischen Elemente" in meinem Leben, wie es sie wohl bei den meisten Leute hier im Forum gibt: Kein Mobbing, keine Vernachlässigung durch die Eltern, keine Krankheit oder ähnliches.
Ich war bereits ein komisches Kind. Ich war zwar recht pflegeleicht, da ich ein eher ruhiges und intelligentes Kind war, allerdings auch sehr ich-fixiert: Ich war sehr stur und konnte auch genauso trotzig sein: Wenn ich etwas nicht tun wollte, dann hab ichs auch ums Verrecken nicht getan. Ich war damals auch gern eine Art Anführer, habe also z.B. die Initiative ergriffen, wenn ich Mittags mit Freunden spielen wollte. Ich war allerdings auch der Meinung, jeder (von dem ich es wollte) müsse mein Freund sein, und konnte gar nicht verstehen, warum man das nicht hätte wollen sollen; so stand schließlich sogar in einem Zeugnis der dritten Klasse, ich habe hin und wieder versucht, Freundschaft zu erzwingen. Ich habe mich z.B. auch mal zur Klassensprecherwahl aufstellen lassen und wurde nicht gewählt. Dazu sei allerdings gesagt: Freunde hatte ich tatsächlich immer, auch wenn ich aus heutiger Sicht manches Mal nicht verstehe, warum.
Auch, was meine Hobbys angeht, war ich eher sonderbar. Ich liebte in erster Linie die Spielekonsole und den Fernseher, während ich Sport gehasst habe. Ich war entsprechend wahnsinnig unsportlich und mein erstes Zeugnis ohne Sport-4 war das Abi. Dadurch hat sich aber nur noch mehr verstärkt, dass ich hier nicht mit anderen in meinem Alter mithalten konnte. Ich war immer der Schwächste, bin nichtmal mit dem Fahrrad den Berg hochgekommen.
Schließlich kam ichs auf Gymnasium und habe auch gleich Freunde gefunden; Über die Frage "Magst du Pokémon und Digimon?" ging das damals noch sehr leicht. Die ersten Jahre verliefen weitestgehend unkompliziert und ähnlich wie die Grundschule. Hervorzuheben wäre hier höchstens, dass sich da eine besondere Abneigung gegen Fußball entwickelt hat. Jeder hat es geliebt, nur ich nicht, und ich regaiere sehr schnell mit Trotz, wenn ich das Gefühl habe, jemand will mir etwas aufdrängen. So kam es dann schließlich, dass ich mich irgendwann einfach geweigert habe, beim Fußball mitzuspielen, dabei sowohl Sportlehrer als auch Mitschüler in den Wahnsinn getrieben habe und lieber 6en in Kauf genommen habe. Dass ich mich derart in diesen Hass hineingesteigert habe, hat Folgen bis heute, denn ich kann immer noch keinen Ball kicken (wobei ich glücklicherweise auch kein Bedürfnis danach habe).
Man kann das vielleicht so als Grundstock sehen, auf dem meine Probleme aufbauen, denn so richtig los geht es dann in der 7./8. Klasse.
Wie man vielleicht erahnen kann, war ich sehr gefestigt in meinen Meinungen und es war schier unmöglich, mich von Gegenteil zu überzeugen. Schließlich begann so die Jugendzeit und Leute um mich herum begannen, mit dem Leben zu experimentieren. Meine Freunde betraf das zunächst noch nicht, da wir nicht sonderlich frühreif waren. Für mich stand jedoch fest: Wer auf sein Äußeres achtete, war eingebildet und arrogant, wer sich (ernstzunehmend) für Mädchen interessierte, hat nur versucht, künstlich erwachsen zu sein, und Alkohol, Zigaretten und alle anderen Drogen waren das absolute Böse. Ich selbst habe mich selbstredend von all diesen Dingen ferngehalten und andere verurteilt, die so waren. Das ging sogar soweit, dass ich sie als Feinde bezeichnet habe (natürlich nicht in deren Gesicht, sondern höchstens im Freundeskreis), ohne je die Dimension dieses Begriffes richtig erfasst zu haben.
Aber die Zeit wartet bekanntlich auf niemanden und mehr und mehr wurden solche Dinge immer normaler. Ich war davon unbeeindruckt, war ich doch der festen Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen. Allerdings war es für mich jedes Mal ein Schock, wenn ich z.B. hörte, dass jemand aus meiner Klasse geraucht oder getrunken hatte. Dazu kamen hin und wieder Versuche anderer, mir z.B. eine andere Frisur anzutragen. Ich habe mich strikt dagegen ausgesprochen, wollte ich mir selbst doch um jeden Preis treu bleiben. Aber irgendwann kommt man halt mit so einer Haltung nicht mehr weiter und mehr und mehr wirkte ich auf andere ziemlich komisch, man machte sich über mich lustig und über meine kindischen Haltungen, Hobbies und Verhaltensweisen, die ich stets wie eine Monstranz vor mir hertrug, denn schließlich habe ich mich ja für ein Vorbild gehalten. Ich war nicht mehr glücklich in meiner Haut, konnte aber nicht verstehen, warum.
Schließlich kam für mich mit dann mit 16 Jahren ein Tag, an dem schließlich alles zusammenbrach. Ich kann ihn sogar noch datieren.
Nach der Schule hat mir mein bester Freund erzählt, dass er mit seiner Freundin geschlafen hat. Das war für mich ein absoluter Schock. Es war aber etwas anderes als sonst, denn Sex war für mich im Kopf nie etwas schlimmes gewesen, viel mehr glaubte ich, das käme irgendwann im Leben eh automatisch auf jeden zu und sei normal. Dieser Schock ließ sich nicht in meine gewöhlichen Argumentationsmuster pressen, denn meine sonst übliche Geringschätzung gegenüber Altersgenossen, die Sex hatten, habe ich immer damit begründet, dass die ja sonst eh asoziales Verhalten gezeigt haben (also rauchten, tranken, auf Parties gingen...). Das ging hier aber nicht, schließlich war es mein bester Freund, den ich mochte und von dem ich wusste, dass er ein toller Typ war.
Für mich blieb also nur eine Möglichkeit übrig, die dann schließlich mein komplettes, engstirniges Weltbild zum Einsturz brachte: Das Problem sind nicht die anderen, sondern das Problem bin ich.
Aber nur weil ich das erkannt hatte, war kein einziges Problem weg. Mir ging es in der Folgephase unglaublich schlecht, ich denke, ich kann das recht sicher auch als Depression bezeichnen. Mir sind nach und nach all die Dinge wie Schuppen von den Augen gefallen, die mit meinem Leben nicht stimmten, insbesondere die Differenz in der Lebenserfahrung zwischen Gleichaltrigen und mir. Gleichzeitig hatte ich mich immer auf ein so hohes Ross begeben, dass ich da jetzt nicht mehr runterkam. Ich konnte nicht sagen: "Gestern hab ich mich zwar noch mit Händen und Füßen gewehrt, in den Tanzkurs zu gehen, aber heut' komm ich mal mit." Allerdings muss ich hier auch sagen, dass mein Bild von der Realität in dieser Zeit sehr diffus war und ich gar nicht wirklich sagen konnte, was richtig war und was falsch. Ich wollte z.B. nach wie vor nicht in den Tanzkurs. Emotional war da immer noch diese Blockade von vorher, aber mein Kopf sagte jetzt nicht mehr das gleiche. Mein Verhalten änderte sich also mit der Zeit in einer eher zwiegespaltenen Weise. Ich habe aufgehört, andere für ihr Leben zu verurteilen und meine Sichtweisen anderen aufzudrängen, auch wenn meine Positionen inhaltlich die gleichen blieben wie vorher. Dafür habe ich häufig meine Gefühle versteckt und bin seitdem wesentlich introvertierter. Ich habe also verstanden, was ich falsch gemacht habe, und habe das entsprechend behoben. Wie man es jedoch richtig macht, wusste ich immer noch nicht.
Positiver in der Folgezeit war dann durchaus, dass ich wieder besser mit meiner Umwelt klarkam, obwohl wir nach wie vor nicht wirklich kompatibel waren. Um nur ein Beispiel zu nennen: Zwei Klassenkameraden von der "coolen Fraktion" unterhielten sich und ich habe von ihnen unbeabsichtigt mitgehört, dass sie mich für cooler hielten als meine Freunde. Das hat mich damals wahnsinnig stolz gemacht. Ich bin sehr gut mit meinen Klassenkameraden klargekommen, sogar mit einigen, die ich 4 Jahre vorher noch "Feinde" genannt hätte, viel miteinander zu tun hatten wir trotzdem nicht.
Was von mir unbemerkt stattfand, war jedoch die Auflösung meines Freundeskreises. Es hat sich dabei allerdings keine meiner Freundschaften aufgelöst, vielmehr waren meine Freunde allesamt jeder für sich Teil einer jeweils anderen Gruppe. Wir haben nachwie vor ab und zu Dinge nach der Schule oder in den Ferien unternommen und verstanden uns gut, aber z.B. abends weg war ich nie mit jemandem. Die Abende meiner Jugend sahen grundsätzlich so aus, dass ich alleine vorm PC saß. Es lief weiter so, dass ich keinerlei neue Erfahrung zuließ. So hätte man das vielleicht noch irgendwie nachvollziehen können, wenn ich es einfach nur abgelehnt hätte, mit Leuten saufen zu gehen. Aber ich war auch nie mit jemandem im Kino, beim Bowlen oder sonst irgendwas in der Richtung.
(Fortsetzung folgt...)
warum ich das hier schreibe, kann ich nicht wirklich sagen. Vielleicht will ich mein Problem nur mal in Gänze irgendwo erzählen. Ich erwarte nicht wirklich, dass man mir hilft, vielleicht will ich das nichtmal. Möglicherweise bin ich sogar froh, wenn der Post hier irgendwann mal im Orkus dieses Forums verschwunden ist und ihn keiner mehr findet. Dennoch wäre ich wohl für die ein oder andere Einschätzung dankbar, denn etwas derartiges habe ich hier noch nirgendwo gelesen.
Mehr oder weniger beschreibe ich weite Teile meines gesamten Lebens, es könnte also ein langer Text werden. Von daher jetzt schonmal Respekt an jeden, der sich das ganz durchliest.
Im Voraus schonmal: Es gibt keine "dramanischen Elemente" in meinem Leben, wie es sie wohl bei den meisten Leute hier im Forum gibt: Kein Mobbing, keine Vernachlässigung durch die Eltern, keine Krankheit oder ähnliches.
Ich war bereits ein komisches Kind. Ich war zwar recht pflegeleicht, da ich ein eher ruhiges und intelligentes Kind war, allerdings auch sehr ich-fixiert: Ich war sehr stur und konnte auch genauso trotzig sein: Wenn ich etwas nicht tun wollte, dann hab ichs auch ums Verrecken nicht getan. Ich war damals auch gern eine Art Anführer, habe also z.B. die Initiative ergriffen, wenn ich Mittags mit Freunden spielen wollte. Ich war allerdings auch der Meinung, jeder (von dem ich es wollte) müsse mein Freund sein, und konnte gar nicht verstehen, warum man das nicht hätte wollen sollen; so stand schließlich sogar in einem Zeugnis der dritten Klasse, ich habe hin und wieder versucht, Freundschaft zu erzwingen. Ich habe mich z.B. auch mal zur Klassensprecherwahl aufstellen lassen und wurde nicht gewählt. Dazu sei allerdings gesagt: Freunde hatte ich tatsächlich immer, auch wenn ich aus heutiger Sicht manches Mal nicht verstehe, warum.
Auch, was meine Hobbys angeht, war ich eher sonderbar. Ich liebte in erster Linie die Spielekonsole und den Fernseher, während ich Sport gehasst habe. Ich war entsprechend wahnsinnig unsportlich und mein erstes Zeugnis ohne Sport-4 war das Abi. Dadurch hat sich aber nur noch mehr verstärkt, dass ich hier nicht mit anderen in meinem Alter mithalten konnte. Ich war immer der Schwächste, bin nichtmal mit dem Fahrrad den Berg hochgekommen.
Schließlich kam ichs auf Gymnasium und habe auch gleich Freunde gefunden; Über die Frage "Magst du Pokémon und Digimon?" ging das damals noch sehr leicht. Die ersten Jahre verliefen weitestgehend unkompliziert und ähnlich wie die Grundschule. Hervorzuheben wäre hier höchstens, dass sich da eine besondere Abneigung gegen Fußball entwickelt hat. Jeder hat es geliebt, nur ich nicht, und ich regaiere sehr schnell mit Trotz, wenn ich das Gefühl habe, jemand will mir etwas aufdrängen. So kam es dann schließlich, dass ich mich irgendwann einfach geweigert habe, beim Fußball mitzuspielen, dabei sowohl Sportlehrer als auch Mitschüler in den Wahnsinn getrieben habe und lieber 6en in Kauf genommen habe. Dass ich mich derart in diesen Hass hineingesteigert habe, hat Folgen bis heute, denn ich kann immer noch keinen Ball kicken (wobei ich glücklicherweise auch kein Bedürfnis danach habe).
Man kann das vielleicht so als Grundstock sehen, auf dem meine Probleme aufbauen, denn so richtig los geht es dann in der 7./8. Klasse.
Wie man vielleicht erahnen kann, war ich sehr gefestigt in meinen Meinungen und es war schier unmöglich, mich von Gegenteil zu überzeugen. Schließlich begann so die Jugendzeit und Leute um mich herum begannen, mit dem Leben zu experimentieren. Meine Freunde betraf das zunächst noch nicht, da wir nicht sonderlich frühreif waren. Für mich stand jedoch fest: Wer auf sein Äußeres achtete, war eingebildet und arrogant, wer sich (ernstzunehmend) für Mädchen interessierte, hat nur versucht, künstlich erwachsen zu sein, und Alkohol, Zigaretten und alle anderen Drogen waren das absolute Böse. Ich selbst habe mich selbstredend von all diesen Dingen ferngehalten und andere verurteilt, die so waren. Das ging sogar soweit, dass ich sie als Feinde bezeichnet habe (natürlich nicht in deren Gesicht, sondern höchstens im Freundeskreis), ohne je die Dimension dieses Begriffes richtig erfasst zu haben.
Aber die Zeit wartet bekanntlich auf niemanden und mehr und mehr wurden solche Dinge immer normaler. Ich war davon unbeeindruckt, war ich doch der festen Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen. Allerdings war es für mich jedes Mal ein Schock, wenn ich z.B. hörte, dass jemand aus meiner Klasse geraucht oder getrunken hatte. Dazu kamen hin und wieder Versuche anderer, mir z.B. eine andere Frisur anzutragen. Ich habe mich strikt dagegen ausgesprochen, wollte ich mir selbst doch um jeden Preis treu bleiben. Aber irgendwann kommt man halt mit so einer Haltung nicht mehr weiter und mehr und mehr wirkte ich auf andere ziemlich komisch, man machte sich über mich lustig und über meine kindischen Haltungen, Hobbies und Verhaltensweisen, die ich stets wie eine Monstranz vor mir hertrug, denn schließlich habe ich mich ja für ein Vorbild gehalten. Ich war nicht mehr glücklich in meiner Haut, konnte aber nicht verstehen, warum.
Schließlich kam für mich mit dann mit 16 Jahren ein Tag, an dem schließlich alles zusammenbrach. Ich kann ihn sogar noch datieren.
Nach der Schule hat mir mein bester Freund erzählt, dass er mit seiner Freundin geschlafen hat. Das war für mich ein absoluter Schock. Es war aber etwas anderes als sonst, denn Sex war für mich im Kopf nie etwas schlimmes gewesen, viel mehr glaubte ich, das käme irgendwann im Leben eh automatisch auf jeden zu und sei normal. Dieser Schock ließ sich nicht in meine gewöhlichen Argumentationsmuster pressen, denn meine sonst übliche Geringschätzung gegenüber Altersgenossen, die Sex hatten, habe ich immer damit begründet, dass die ja sonst eh asoziales Verhalten gezeigt haben (also rauchten, tranken, auf Parties gingen...). Das ging hier aber nicht, schließlich war es mein bester Freund, den ich mochte und von dem ich wusste, dass er ein toller Typ war.
Für mich blieb also nur eine Möglichkeit übrig, die dann schließlich mein komplettes, engstirniges Weltbild zum Einsturz brachte: Das Problem sind nicht die anderen, sondern das Problem bin ich.
Aber nur weil ich das erkannt hatte, war kein einziges Problem weg. Mir ging es in der Folgephase unglaublich schlecht, ich denke, ich kann das recht sicher auch als Depression bezeichnen. Mir sind nach und nach all die Dinge wie Schuppen von den Augen gefallen, die mit meinem Leben nicht stimmten, insbesondere die Differenz in der Lebenserfahrung zwischen Gleichaltrigen und mir. Gleichzeitig hatte ich mich immer auf ein so hohes Ross begeben, dass ich da jetzt nicht mehr runterkam. Ich konnte nicht sagen: "Gestern hab ich mich zwar noch mit Händen und Füßen gewehrt, in den Tanzkurs zu gehen, aber heut' komm ich mal mit." Allerdings muss ich hier auch sagen, dass mein Bild von der Realität in dieser Zeit sehr diffus war und ich gar nicht wirklich sagen konnte, was richtig war und was falsch. Ich wollte z.B. nach wie vor nicht in den Tanzkurs. Emotional war da immer noch diese Blockade von vorher, aber mein Kopf sagte jetzt nicht mehr das gleiche. Mein Verhalten änderte sich also mit der Zeit in einer eher zwiegespaltenen Weise. Ich habe aufgehört, andere für ihr Leben zu verurteilen und meine Sichtweisen anderen aufzudrängen, auch wenn meine Positionen inhaltlich die gleichen blieben wie vorher. Dafür habe ich häufig meine Gefühle versteckt und bin seitdem wesentlich introvertierter. Ich habe also verstanden, was ich falsch gemacht habe, und habe das entsprechend behoben. Wie man es jedoch richtig macht, wusste ich immer noch nicht.
Positiver in der Folgezeit war dann durchaus, dass ich wieder besser mit meiner Umwelt klarkam, obwohl wir nach wie vor nicht wirklich kompatibel waren. Um nur ein Beispiel zu nennen: Zwei Klassenkameraden von der "coolen Fraktion" unterhielten sich und ich habe von ihnen unbeabsichtigt mitgehört, dass sie mich für cooler hielten als meine Freunde. Das hat mich damals wahnsinnig stolz gemacht. Ich bin sehr gut mit meinen Klassenkameraden klargekommen, sogar mit einigen, die ich 4 Jahre vorher noch "Feinde" genannt hätte, viel miteinander zu tun hatten wir trotzdem nicht.
Was von mir unbemerkt stattfand, war jedoch die Auflösung meines Freundeskreises. Es hat sich dabei allerdings keine meiner Freundschaften aufgelöst, vielmehr waren meine Freunde allesamt jeder für sich Teil einer jeweils anderen Gruppe. Wir haben nachwie vor ab und zu Dinge nach der Schule oder in den Ferien unternommen und verstanden uns gut, aber z.B. abends weg war ich nie mit jemandem. Die Abende meiner Jugend sahen grundsätzlich so aus, dass ich alleine vorm PC saß. Es lief weiter so, dass ich keinerlei neue Erfahrung zuließ. So hätte man das vielleicht noch irgendwie nachvollziehen können, wenn ich es einfach nur abgelehnt hätte, mit Leuten saufen zu gehen. Aber ich war auch nie mit jemandem im Kino, beim Bowlen oder sonst irgendwas in der Richtung.
(Fortsetzung folgt...)