Wer nun meint, bei "selbst schuld" braucht man überhaupt kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und darf Leuten gerne sagen, wie abstoßend sie denn sind, dem wünsche ich, dass er/sie nie einen Fehler macht und plötzlich nicht mehr raus findet, vielleicht schwach ist, vielleicht nicht mehr den Weg zurückfindet, aufgibt oder was auch immer. Oder wenn dann doch, dass andere Menschen doch noch ein bisschen Respekt und Rücksicht übrig haben.
Danke! Genau das ist nämlich der große Unterschied, bzw das was auch mir immer mehr auffällt: Also dass die TAtsache dass ein Mensch einen angeblichen "Fehler" begeht immer mehr dazu benützt wird, sich selbst einen Freifahrtschein für schlechtes Benehmen auszustellen. Der ANDERE ist ja selber dafür verantwortlich: er könnte ja: schlanker werden, gesünder werden, sportlicher werden, sich einen Job suchen usw. Man ist nicht mehr selber verantwortlich für sein benehmen, sondenr der andere: der die Norm gebrochen hat und es gewagt hat, dick, arbeitslos oder hässlich zu werden.
genau da öffnet man ja Mobbing und Diskriminierung Tor und Tür und genau das ist ja ein gesellschaftliches Phänomen, das immer mehr um sich greift: Natürlich soll niemand es gut finden, zu viel Gewicht zu haben und kein Außenstehender MUSS es toll finden, aber wo steht geschrieben, dass das ein Freibrief ist, anderen das völlig schonungslos vor den Latz zu knallen? (und das am Ende noch als Ausdruck von demokratischer Gesinnung oder Zivilcourage zu verstehen, was einfach nur schlechtes Benehmen ist)
Natürlich muss niemand dicke Menschen schön finden (genauso wie niemand dünne schön finden muss) und rein theoretisch kann diese Hotelbesitzerin das ja so handhaben, dass sie nur dünne Gäste reinlässt, aber wozu muss sie das mit dem Holzhammer artikulieren? Das ist einfach nur schlechtes Benehmen.
Aber diese Form von Verhalten beobachtet man leider immer häufiger: Was kümmert es mich, was andere denken- ich sag was ich will und wie ich es will und mein Gegenüber ist doch selber schuld,wenn er nicht erbaut ist.
Das ist sehr schade, macht es unsere gesellscahft doch zu einer Art Kampfschauplatz ,wo es im Grunde darum geht, dass der gewinnt (bzw zu gewinnen meint), der am lautesten und gröbsten mit anderen umgeht.
Wenn man der Meinung ist, man möchte keine Dicken in seinem Hotel, dann sagt man: Die Betten halten nur 130 Kilo aus: tut uns leid! Und damit hat sichs.
Man muss kein: "Ihr ekelt mich an" nachschieben. (auch wenn es noch so sehr so ist- sowas behält ein Mensch mit Stil und Manieren für sich)
Mich würde mal interessieren, wie diese Dame reagieren würde, wenn jemand sagen würde: Sorry, mit Dir gebe ich mich nicht ab: Dumme Menschen ekeln mich an.
Würde man dann auch sagen: naja, jeder wie er will und die ist ja selber schuld: Sie könnte ja etwas mehr ihren Grips benützen.
Aber DA wäre sowas eine beleidigung, die vermutlich kaum geduldet werden würde.
Aber bei Übergewichtigen ist das OK, denn die sind doch selber schuld.
Das kenne ich aus meiner Zeit als Lehrerin: Da haben so oft Schüler auf die Frage, warum sie einen Mitschüler geschlagen, oder sonst wie mies behandelt haben Dinge gesagt wie: "Der ist doch selber schuld, der Hässliche" DAs war GANZ oft so, dass das Aussehen oder der Kleidungsstil als Entschuldigung hergehalten hat für mobbing und verletzendes Verhalten. Aber dass ein solcher Mensch ebenso Respekt verdient wie alle anderen auch scheint leider nicht selbstverständlich zu sein.