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Wie vergeben?

G

Gast

Gast
Ihr seid super!
Erstmal danke ich euch natürlich für die vielen tollen Antworten und hoffe, dass noch mehr Denkansätze kommen ;-)

Ja, die genaue Definition der Begrifflichkeit ist in der Tat etwas schwierig. Ich rede aber durchaus von einem mehr alltagssprachlichen Begriff der Vergebung, aus der die Verzeihung und dann die Versöhnung resultiert.
 

Suavi

Aktives Mitglied
Da gebe ich dir recht.

Ich bleibe jedoch dabei, dass Verzeihung/Vergebung nich eingefordert werden kann, sondern aus eigenem Antrieb entstehen muss.
Und auch der Satz: es tut mir leid, kann, wenn er ehrlich gemeint ist, Mauern einreißen.
Das steht ja nicht in einem diametralen Gegensatz zu dem, was ich geschrieben habe. Vergebung kann nur aus einem selbst kommen. Das kann man nicht einfordern, ja.

Ein "Es tut mir leid" kann Mauern einreißen ja, aber muss es nicht. Manches vergibt/verzeiht man nicht. Und nach dem 20. ehrlichen "Es tut mir leid", wird man sich eingestehen, dass das verletzende Verhalten nicht abgestellt wird, auch wenn es demjenigen jedes Mal wirklich leid tut. Man kann dann zwar vergeben, aber wahrscheinlich nicht mehr versöhnen.

Ihr seid super!
Erstmal danke ich euch natürlich für die vielen tollen Antworten und hoffe, dass noch mehr Denkansätze kommen ;-)

Ja, die genaue Definition der Begrifflichkeit ist in der Tat etwas schwierig. Ich rede aber durchaus von einem mehr alltagssprachlichen Begriff der Vergebung, aus der die Verzeihung und dann die Versöhnung resultiert.
Aus Wikipedia zitiert:


[h=2]Vergebung in der Partnerschaft[/h] Jellouschek[SUP][20][/SUP] geht davon aus, dass in einer Partnerschaft Kränkungen und Verletzungen „unvermeidlich“ sind. Wenn diese nicht bearbeitet und vergeben werden, können sie auch nach Jahrzehnten die Beziehung noch belasten. Er hat fünf Schritte zu Vergebung und Verzeihung bei Paaren formuliert: (a) Ansprechen, (b) Verstehen, (c) Anerkennen, (d) Verzeihen, (e) Wiedergutmachen. In allen Schritten geht es um das Gespräch von „Täter“ und „Opfer“. Einzelne Schritte müssen ggf. mehrmals bearbeitet werden. Die Opferrolle verleiht in der Partnerschaft Macht, indem der verletzte Teil die Verletzung dem verletzenden Teil immer wieder vorwerfen kann. Der verletzte Teil gibt mit der Verzeihung diese Macht auf. Wenn der „Täter“ mitarbeitet, um Verzeihung bittet und Wiedergutmachung leistet, so fördert dies bei dem Partner in Opferposition das Vertrauen und baut die Angst vor einer Wiederholung der Verletzung ab.
 
G

Gelöscht 60940

Gast
Man kann vergeben, aber nicht vergessen.

Tatsächlich hat "Vergebung" viel mit dem eigenen Erfahrungswert zutun.
Der eine kann es gut, ohne sich selbst etwas vorzumachen, der andere muss sich etwas vormachen, und ein anderer kann es garnicht.

Vergebung ist erst einmal nur ein Prozess für sich selbst. In dem man sich fragt "Wieso verletzt mich das so sehr?" oder auch "Warum empfinde ich dieses oder jenes?", meist fühlen wir unsere Gefühle aufgrund eines Erfahrungswertes den wir vorher schon empfunden haben. Meist aus unserer Kindheit. Das heißt bestimmte Gefühle sind in unserem Gehirn auch mit einer Erinnerung verbunden. Auch mit Erziehung, wie wir etwas vorgelebt bekommen, auch die moralische Erziehung, und wie unsere Eltern mit solchen Gefühlen umgegangen sind.

Jeder verarbeitet den Prozess der Vergebung anders um. Zum Beispiel wurde meine Tante ermordet, auf offener Straße. Aber ich habe dem Mörder vergeben. Ich empfinde keinen Hass ihm gegenüber, sondern Mitleid. Er wollte nur ihren Schmuck, ihr Handy um es dann zu verkaufen um sich Drogen kaufen zu können. Jeder tut etwas weil er sich davon eine Besserung seines Befindens verspricht. Das rechtfertigt seine Tat nicht, und hassen tue ich ihn auch nicht. All das würde mir meine Tante nicht zurückgeben. Das einzige was er noch erreichen würde, wäre dass ich ein Leben in Verbitterung und Hass lebe, indem ich ihm vergebe, nehme ich ihm die Macht über mich.

Und das, finde ich, macht Vergebung aus. Indem man selbstbestimmt seine Gefühle verarbeitet. Es wäre einfach diese Gefühle auf ihn zu projezieren. Tue ich nicht, ich projeziere diese Gefühle auf den Verlust. Und mit dem Verlust kann ich etwas für mich selber tun. Ich kann damit umgehen, es erleben, und daraus eine Stärkung ziehen, die mich damals wieder auf die Beine brachte. Bei meiner Mutter, der Schwester, war das anders. Sie konnte und kann ihm nicht vergeben, und bis heute ist sie immernoch voller Wut und Hass ihm gegenüber.

Das hat nichts mit Betrug oder Fremdgehen zu tun, aber ich denke man wird verstehen können was ich damit sagen will. Das Gefühl das man dabei hat ist eine Sache, die Tat selber ist eine andere. Und auch wie man zu sich selbst steht, das hat viel damit zutun. Ein Mensch mit Selbstliebe und Eigenständigkeit reagiert anders als dieser der wenig bis garkeine Selbstliebe empfindet und in Abhängigkeit des Partners lebt. Was man beobachtet ist nämlich folgendes, der selbstliebende und eigenständige Mensch kann sowas schneller verzeihen, als dieser der in Abhängigkeit des Partners lebt. Denn der Betrug ist viel tiefgreifender, und die Selbstzweifel verhärten sich, werden aber auf den Partner projeziert mit Wut, Trauer und Schmerz.

Wie man vergeben kann ist also eher eine Lebenseinstellung, wie man sich selbst sieht, wie man die Menschen um sich herum sieht. Ich sehe das so wie ich es schon sagte, jeder tut etwas um sein eigens Befinden zu bessern. Wenn es die schnelle und einfache Befriedigung einer Lust ist, dann soll jemand das tun. Wenn ich damit nicht einverstanden bin, dann heißt das für mich nur, dass ich diesem Menschen das zwar vergeben kann, und somit auch mir selbst vergebe, aber nicht dass ich die Werte dieses Menschen vertreten möchte, oder sie unterstützen.

Ich wurde schon einmal betrogen, wir haben danach geredet und ich fragte ihn ob er sich sicher ist, dass er mit mir eine monogame Beziehung führen möchte. Er sagte er wüsste es zur Zeit einfach nicht. Ich denke, dass da mehr stand, aber nicht gesagt wurde. Somit war nicht der Betrug der eigentliche Auslöser, dass wir uns dann trennten, sondern die fehlende Offenheit. Auch zum einen, dass ich es damals nicht vom ihm erfahren hatte, sondern durch Umwege. Vergeben habe ich ihm schon, denn alles hat seine Gründe, ob gut oder schlecht, nur vergessen konnte ich es dann nicht.
 

Suavi

Aktives Mitglied
Das trifft die Definition des Wortes Vergebung schon ziemlich gut. Vergeben heißt nicht, dass man es vergisst oder es gar akzeptiert oder rechtfertigt oder was auch immer. Es heißt schlicht, dass man keinen Groll mehr gegen den Menschen hegt, der einen verletzt hat. Man stellt die negativen Gefühle quasi einfach ein, ohne direkt zu verzeihen oder es eben zu vergessen. Es ist eine Methode wieder Herr seiner Gefühle zu werden und sich aus der Opferrolle zu befreien.

Was der/die TE mit Vergebung meinte ist wohl eher, wie man gleichzeitig noch mit diesem Menschen die gleiche Art von Beziehung wie vor der Tat aufrecht halten kann, z.B. wenn der Partner einen betrügt, man jedoch weiterhin mit diesem Menschen zusammen sein will. Wie kann man "vergessen"?

Ehrlich gesagt habe ich darauf auch keine definitive Antwort, da ich glaube, dass das manchmal einfach nicht möglich ist. Man verzeiht nicht, man toleriert es nach der Abwägung seiner Gefühle für diesen Menschen gegen die Gefühle gegen diesen Menschen. Man hofft dann einfach, dass es mit der Zeit besser wird und man in der Lage ist neues Vertrauen aufzubauen. Jedoch muss man irgendwann in der Lage sein zu vergeben und es nicht bei jedem Streit, jeder Differenz gegen den anderen wieder und wieder vorbringen. Es ist verführerisch, denn das einstige Unrecht des anderen gereicht einem immer zum Vorteil. Man ist immer in einer moralisch überlegenen Position, aber auf Dauer zerstört es die Beziehung und es verhindert, dass man sich einander wieder annähert.

so long...
 

Suavi

Aktives Mitglied
Deine Geschichten beruhen leider auf der Annahme, dass menschliches Verhalten kausal erklärbar ist. Wo kommen wir sonst auch hin, wenn Menschen nicht berechen- und somit nicht kontrollierbar sind?!

Wenn Peter mit Rosi schläft, dann nicht aus den von dir gegannten Gründen. Peter weiß eigentlich gar nicht so recht, wieso er das getan hat, aber Geschichte 2 klingt so schön "plausibel" und verlagert seine Eigenverantwortung auf die Umstände. Es verteilt die Schuld. Praktisch.

Eher wahrscheinlich ist, dass Peter einem spontanen Impuls nachgegangen ist und es hinterher mit seiner Arbeitslosigkeit und seinem Gefühl der Unzulänglichkeit erklärt.

Wenn du mich fragst, dann ist Peter aus Geschichte 1 der aufrichtigere Peter.
 

Maxime7

Mitglied
Du sprichst hier von Untreue. was einem Vertrauensbruch nahe steht. Wenn das Vetrauen dem Misstrauen Platz gemacht hat, ist es sehr schwer es wieder gut zu machen. Ein Scahtten blebt immer. Die Frage ist ob man damit leben kann, Hier ist jeder unterschiedlich weil die Schmerzgrenze verschieden hoch liegt. Auf so etwas kann man vorher nicht sagen wie weh es tut, es hängt vom eigenen Gefühl ab Je mehr man einen liebt um so mehr leidet man auch.
 

Suavi

Aktives Mitglied
Hallo,

menschliches Verhalten ist analysierbar. Und alles, was ein Mensch tut oder nicht tut, hat einen Grund.

Ja, grundsätzlich ist alles analysierbar, aber die Frage ist, ob die Antworten, die man erhält, der Wahrheit entsprechen. Wäre menschlichen Verhalten in einem solchen Ausmaß analysierbar, wie das Verhalten bei chemischen Reaktionen, dann wäre es vorhersagbar.

Ich finde es erstaunlich, dass DU weißt, warum mein imaginärer Peter mit wem schläft? :)

Sind wir Männer nicht alle gleich?! xD Mal davon abgesehen, dass ich gar keine ausgefeilte Kausalkette aufgezeigt habe, wieso er das letztlich tut.

Wie auch immer - mir geht es nicht um Schuld oder Aufrichtigkeit. Mir geht es um Motive und ob ich diese nachvollziehen kann oder nicht.
Kann ich das, kann ich auch verzeihen.
Kann ich das nicht, dann nicht.

Ja, aber ist nicht genau das das Problem? Menschen neigen dazu kohärenten Geschichten Glauben zu schenken, auch wenn ihre Informationen aus nicht vertrauenswürdigen Quellen stammen oder die Informationen irrelevant oder unzureichend sind. Ist die Aufforderung "Sag mir, wieso du das getan hast!" nicht nichts anderes als eine Aufforderung möglichst überzeugend zu lügen? xD Menschen haben immer Gründe, aber das heißt nicht, dass sich diese Gründe ihnen schon vor der Tat erschlossen haben. Sind die Gründe, die dir Peter Nr. 2 nun erzählt tatsächlich die Gründe oder einfach nur eine Konstruktion zur Rechtfertigung und Legitimierung seiner Taten (auch vor sich selbst)? Es soll sicherlich implizieren, dass unter anderen Umständen diese Dinge nicht passiert wären. Ich weiß zumindest von mir, dass die Dinge, die ich denke, während ich etwas tue andere sind als die, die ich denke, wenn ich hinterher versuche meine Taten in einen größeren Kontext einzuordnen. Die unmittelbare Erklärung für das, was Peter gemacht hat, wäre wohl eher, weil er es in diesem Moment wollte und er keine Impulskontrolle hatte. Ich glaube kaum, dass er an sein Gefühl der Unzulänglichkeit gedacht hat.

Peter #1 ist berechenbarer als Peter #2. Wenn du sagst, dass es dir um die Nachvollziehbarkeit, dann sagst du, dass du die Lüge eher glauben kannst, als die Wahrheit. Ich persönlich halte Peter #1 für ein Keeper. Peter #2 ist ein willensschwacher Heuchler. ;-Þ
so long...
 

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