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Der Weg aus der Krise,

Armerhund

Neues Mitglied
Hallo liebes Forum,

nach rumstöbern im Internet bin ich auf diese Seite gestoßen und wollte mich bezüglich meiner geplanten Privatinsolvenz informieren und mir wenn möglich eine Schritt für Schritt Anleitung holen. Da es mir in meiner Lage mehr als beschissen geht, ich Schwierigkeiten damit habe jemandem davon zu erzählen geschweige denn zu jammern, erleichtert es mich dass sowas auch auf anonymen Wegen möglich ist. Nun zu meiner Geschichte: ich gehe auf Mitte 30 zu und habe in meiner Jugend mehrere leichtsinnige Fehler gemacht, konnte nicht mit Geld umgehen und habe seit 15 Jahren Schulden bzw seit dem Zeitpunkt als ich dass erste Mal einen Kredit aufgenommen habe den ich stetig aufgestockte und den verlockenden Angeboten und Werbung meiner Bank nicht widerstehen konnte. im Laufe der Jahre merkte und bereute ich diese unüberdachten Schritte, vorallem weil ich trotz einwandfreier Schufa und bezahlten Rechnungen enorme Schwierigkeiten hatte eine Wohnung zu finden bzw mir diese Leisten zu können so dass ich erst mit Mitte 20 aus dem Elternhaus ausgezogen bin. Obwohl ich gut verdient habe und mittlerweile vernünftig meine Finanzen plante, kam ich aufgrund der noch lange nicht abbezahlten Schulden nur sehr schwer über die Runden sodass ich meine Visacard, Maestrocard, Dispo auf meinen Ratenkredit umgeschuldet habe und mir zum Plan gesetzt habe diesen mit einem Nebenjob schnellstmöglich zu tilgen und dass unabhängig davon dass ich von Grund auf einen sehr anstrengenden Hauptberuf hatte der mich schon lange fertig gemacht hat, wieder eine leichtsinnige Entscheidung..... Jedenfalls fand ich diesen Nebenjob und war am Tag wenn man die ständigen Überstunden und Fahrwege betrachtet ca 15 Stunden aus dem Haus.. zudem hatte ich fast jeden Wochenende Rufbereitschaft. Alles in allem habe ich das 7 Monate lang durchgezogen bevor ich zuhause kollabiert bin und einen Arzt aufsuchen musste. In diesen 7 Monaten sind schlimme Dinge passiert... Ich wurde zunehmend agressiver, kraftloser und verlor meine Verlobte aufgrund der errektilen Disfunktion aber auch wegen meinem agressiven Vehalten in der Zeit. Jedenfalls wurde ich zu einem Psychater verwiesen der ein Burnout Syndrom diagnostiziert hat und mich insgesamt 11 Monate krank geschrieben hat. Die ersparte Kohle für die Sondertilgung ging aufgrund des Bezuges von Krankengeld was nicht zur Deckung aller Kosten gereicht hat drauf sodass ich meine Schulden nicht verringern konnte. Nun bin ich seit einigen Wochen auf der Arbeitsagentur und soll mich auf Anraten meines Arztes umschulen lassen, was mir in meiner Situation sicher helfen würde. Jedoch ist das Arbeitslosengeld sehr gering und reich gerade mal für 2/3 der Fixkosten aus obwohl ich schon alles ausser Miete,Strom und natürlich die anfallenden Kreditraten gekündigt habe. Mir bleibt nichts anderes übrig als die Privatinsolvenz... jedoch gehe ich sehr selten und ungern aus dem Haus, weil ich kein Geld mehr für Klamotten und Pflegemittel habe. Ich bin total zugewachsen, habe stark abgenommen sodass mir meine Klamotten nicht mehr passen, meine Backenzähne beginnen zu faulen, habe kaum was essbares, bin stark depressiv und habe keinen Antrieb, keine Motivation, glaube nicht mehr an mich und habe vorallem Angst vor der Zukunft. Ich weis genau dass ich nie wieder dieser Mensch werden kann den die Frauen attraktiv finden, jedoch möchte ich entweder raus aus diesem Schlamassel oder dieser Welt Adieu sagen. Mir ist übrigens ständig schlecht von dem Hunger und dem Soodbrennen das mich gerade eben wieder quält.

verzeihen Sie mir bitte diesen Jammertheard,
Grüße
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, ArmerHund,

jammern ist auch mal erlaubt. Kein Problem. Private Insolvenz? Auch kein Problem.

Bevor ich Dir etwas zur priv. Insolvenz erzähle, will ich Dir mitteilen, was viel wichtiger ist:

Deine Gesundheit: Körper und Nerven.
Also Dein Hauptjob ist es, gesund zu bleiben und wirklich gute Nerven zu behalten.
Alles andere sind Sachaufgaben.

Du bist weder der erste noch der einzige Mensch in Deutschland, der sowas mitgemacht hat.
Du hast Fehler gemacht? Haben andere auch. Fehler sind überhaupt die Hauptgründe für solche Lagen, in der Du jetzt bist.

Jedoch kein Rat wird Dir helfen, wenn Du krank oder nervlich ein Wrack wirst. Also - Du sorgst ab heute, jetzt, für Dich! OK?


Das Problem einer wirtschaftlichen Pleite sind die zu hohen Kosten, sagen viele. Ich denke, die zu niedrigen Einnahmen sind mindestens genauso schlimm, wenn nicht schlimmer.

Als erstes brauchst Du Geld für Dich, also für Dein Essen, Dein Leben.
Deswegen werden keine Kreditraten mehr bezahlt und das solange, bis die Insolvenz durch ist oder Du mehr als genug verdienst. Was ich sagen will: Du mußt leben, dazu gehört essen und trinken und ein vernünftiges Dach über dem Kopf, ein voller Kühlschrank, ein Herd, Strom, ein Bett und einen Tisch mit Stühlen, die stehen bleiben, auch wenn Du sie nicht festhältst und wenn Du magst Internet, Telefon und Fernsehen.
Für das alles sorgst Du! Dafür verdienst Du Dir Geld oder beantragst Hartz IV oder was auch immer. Du bist weiterhin für die Einnahmen zuständig.

Für Kreditgeber/Gläubiger hungern ist nicht nur falsch, sondern Blödsinn.

Nun zur Sache Insolvenz:

Vorabinfo:
1) Solange Du als alleinstehende Person nur max. 1.050 € netto verdienst, bist Du nicht pfändbar. Dumm für die Gläubiger. Wenn Du z.B. 1.500 € netto verdienst, ist die Differenz von 450 € nicht voll pfändbar, sondern nur ein Teil davon.

2) Für Schulden in Höhe von z.B. 3.000 € lohnt es sich kaum, Privatinsolvenz zu beantragen.
Viel höhere Schulden - aber nicht mehr als 20 Gläubiger - sind wichtig.
Selbstständige haben da einen größeren Spielraum, was die Zahl der Gläubiger betrifft.

3) Zuerst kontaktierst Du die Gläubiger und machst Ihnen einen Vorschlag. Der sieht z.B. so aus:
Du hast ein Netto-Einkommen von 1.000 € monatlich. Für dein Leben benötigst Du aber nur 950 €.
Also hast Du 50 € übrig. Wenn Du 10.000 € Schulden hast, kannst Du diese mit 200 Raten à 50 €
tilgen. Zinsen und Kosten wollen wir aber nicht bezahlen. Also machst Du deinen Gläubigern den
schriftlichen Vorschlag, dass sie auf Zinsen u. Kosten verzichten und Du dann in 200 Raten die Gesamtschuld bezahlst. Vermutlich werden die Gläubiger nicht reagieren oder sogar ablehnen. Das ist ok.

4) Jetzt hast Du die Voraussetzung für die Private Insolvenz erfüllt: Versuch einer Einigung, die leider gescheitert ist.
Es ist sehr hilfreich und wird auch oft verlangt, wenn Du einen Steuerberater kennst, der bestätigen könnte, dass Du versucht hast, mit Deinem Rückzahlungsplan die Gläubiger zu überzeugen. Eine Verbraucherberatungsstelle könne als Bestätigungsstelle auch dienen. Nimm Kopie Deiner Briefe bzw. Antworten der Gläubiger mit.

5) Du holst Dir dann Antragsvordrucke für Priv. Insolvenz beim Amtsgericht. Auch holst Du Dir Vordrucke ab, um einen Antrag zu stellen, dass die Kosten für das Insolvenzverfahren Dir erlassen bzw. vom Staat getragen werden. Das ist wichtig. Denn ein Insolvenzverfahren kostet Geld. Wenn Du keinen Kostenerlaß erhältst und selbst auch nicht die Gerichtskosten tragen kannst, wird der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens abgelehnt.

Ich hoffe, Du kannst Formulare gut und richtig ausfüllen.

6) Nachdem das Inso-Verfahren erfolgreich eröffnet wurde, stehst Du 6 Jahre unter Beobachtung eines Inso-Verwalters. Du mußt alle Einkünfte offenlegen. Aber wie bei Pfändungen auch, stehen Dir mtl. 1.050 € zu.

Aber der Vorteil gegenüber dem Offenbarungseid (mit Pfändungen) ist der, dass nach 6 Jahren Schluß ist, egal wieviel Du an Schulden getilgt hast oder nicht. Und in dieser Insolvenzeit lässt sich kein Gerichtsvollzieher bei Dir blicken.

Ist alles klar? Sonst frag bitte nach!!

Alles Gute,
Nordrheiner

Achtung: Bis zur Eröffnung der Insolvenz kann Dein Kto gepfändet werden! Besorg Dir ein pfändungsfreies Kto oder lass durch einen Freund ein Kto auf seinen Namen eröffnen. Nur für öffentliche Gelder (Sozialleistungen) wirst Du vermutlich ein Kto benötigen, welches auf Deinen Namen läuft. Und dafür ist ein pfändungsfreies Kto wichtig.
 
G

Gast

Gast
Hallo ArmerHund,
Das was Du gerade durchmachst ist schon so vielen Menschen passiert, - Leider - ! Aber es gibt aus Deinem Tief auch einen Ausweg. Meinem Freund ist das auch so ähnlich ergangen wie Dir. Er war Selbstständig, hatte eine kleine gutgehnde Firma, ein eigenes Haus, hat immer viel gearbeitet und dadurch leider wenig Freizeit für Familie, Urlaub, Hobby, usw. Durch einen sehr sehr bösen, ganz schlimmen Schicksalsschlag aus heiterem Himmel war damit plötzlich Schluss. Er konnte dann nicht mehr arbeiten, musste sich sogar zeitweise in Therapie begeben und sein Leben war plötzlich futsch. Es ging sogar so weit, dass er zwischenzeitlich Hatz 4 bekommen musste. Die Schulden sammelten sich an. Der Gerichtsvollzieher stand plötzlich vor der Tür. (Mitlerweilen wohnt er bei mir). Sein Weg war folgender: Alle Papiere ordnen, sammeln und ab zur Schuldnerberatung. Die Briefeschreiberei an die Gläubiger hat die Schuldnerberatung, bzw. der Insolvenzverwalter übernommen. Auch beim Ausfüllen der Formulare wurde ihm geholfen. Auch die ganze Prozedur mit dem Amtsgericht - überall wurde ihm geholfen. Das Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Er arbeitet wieder in einem Aushilfsjob. Und es geht ihm wieder gut. Sein Insolvenzverfahren läuft jetzt noch ein Jahr. Leider - das Geld ist immer knapp, aber es reicht aus um ein einigermaßen gutes Leben zu führen.
Das, was Dir Nordrheiner mit dem Konto da rät, würde ich nicht machen. Das ist schon wieder so ein krummes Ding, Konto über andere Leute anmelden und so --- ist glaube auch verboten. Versuche bitte den guten, ehrlichen und aufrechten Weg aus Deiner Misere, sonst wird das nix. Schau mal im Internet, dort findest Du alle Infos zu einem P-Konto, aber das brauchst Du nicht mehr, falls Du Insolvenz beantragt hast. Dort findest Du auch ein Konto mit Schufa-Eintrag, das funktioniert, hat mein Freund auch gemacht. (Ihm wurden die Bankkonten alle gekündigt).
Also: mach Dich nicht fertig, geh zu einer Schuldnerberatung. Das ist der erste Weg, den Du gehen MUSST! Alles andere wird sich dann finden.
Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!!!
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Das, was Dir Nordrheiner mit dem Konto da rät, würde ich nicht machen. Das ist schon wieder so ein krummes Ding, Konto über andere Leute anmelden und so --- ist glaube auch verboten.
Falsch. Das ist weder ein krummes Ding noch verboten.
Solange der ArmeHund (der Schuldner) nicht über ein pfändungsfreies Konto verfügt, können vom Gerichtsvollzieher alle Guthabenbeträge auf dem Konto gepfändet werden bzw. das Konto wird gesperrt, bis der Schuldner die Forderung des Gerichtsvollziehers bedient hat. Also auch lebenswichtige Beträge, um sein Brot und seine Butter bezahlen zu können, sind weg bzw. darüber kann der Schuldner nicht mehr verfügen.


Versuche bitte den guten, ehrlichen und aufrechten Weg aus Deiner Misere, sonst wird das nix.
Das ist eine Aussage, die ich bestätigen kann.

Schau mal im Internet, dort findest Du alle Infos zu einem P-Konto, aber das brauchst Du nicht mehr, falls Du Insolvenz beantragt hast.
Du meinst es gut, denke ich. Aber Ahnung hast Du nur unzureichend, auch wenn Dein Freund ähnliches durchmachte.
Wenn der Schuldner Insolvenz beantragt hat, hat das NULL rechtliche Wirkung. Das Insolvenzgericht trifft Entscheidungen ... und nur diese Entscheidungen haben Rechtskraft , nicht der Antrag!!!

Und erst wenn das Insolvenzgericht das Insolvenzverfahren eröffnet, dann ist damit den Alt-Gläubigern ein Riegel vorgeschoben bzw. Pfändungen und Kto-Sperre sind seitens der Gläubiger und ihrer Gerichtsvollzieher nicht mehr möglich.


Dort findest Du auch ein Konto mit Schufa-Eintrag, das funktioniert, hat mein Freund auch gemacht. (Ihm wurden die Bankkonten alle gekündigt).
Also: mach Dich nicht fertig, geh zu einer Schuldnerberatung. Das ist der erste Weg, den Du gehen MUSST! Alles andere wird sich dann finden.
Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!!!
Nach meiner Kenntnis gibt es Schuldnerberatungsstellen .... die oft monatelange Wartezeiten haben.
Dort wird dem jeweiligen Schuldner geholfen. Schneller geht es, wenn er selbst den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens sowie den Antrag auf Kostenübernahme stellen kann.

Jedoch bis ihm geholfen wird, bis das Insolvenzverfahren eröffnet ist, muß der Schuldner auch überleben. Vielleicht hast Du gelesen, dass er derzeit Kreditraten bedient und dies mit hungrigem Magen. Bei mir klingelt dann was...

Und mangels Detailkenntnisse kann keiner heute sagen, ob dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens überhaupt statt gegeben wird.

Natürlich soll der Schuldner ehrliche Wege gehen. Aber dumm oder ungeschickt muß er sich auch nicht verhalten.

LG, Nordrheiner
 

Armerhund

Neues Mitglied
vielen herzlichen Dank für die schnellen und sehr informativen Antworten

ich habe mich bei der Caritas informiert und bekomme dort auch schnell einen Termin zur Schuldnerberatung und ggf einen Bezugsschein für die Tafel. Über ein Pfändungsfreies Konto habe ich mich bereits auch informiert und werde weitere Dinge ebenso mit der Schuldnerberatung der Caritas besprechen. Ich fange an wieder Mut zu schöpfen und sehe ein Licht am Ende des Tunnels. Gerne erkläre ich mich auch bereit anderen Menschen in meiner Lage detailliertet erklären wie sie vorgehen sollen sobald ich das gröbste überstanden habe.

herzliche Grüße
 

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