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Viel mehr Schulden als Freunde

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Gast

Gast
Ich komme aus einem weniger wohlhabenden Teil meiner Familie, im Klartext bin ich auf Sozialhilfe aufgewachsen und das war mir auch jeden Tag klar.

Heute bin ich in einem anderen Bundesland einem ganz guten Beruf tätig und habe natürlich einige Freunde aus der Studienzeit und Kollegenkreis. Da es hier extrem teuer ist zu mieten, haben wir uns lieber gleich eine Eigentumswohnung gekauft da man so wenigstens gleich tilgt, während Eigenkapital ansparen bei den Horrormieten jahrzehntelang dauern würde.

Fürs Pendeln brauchte ich auch noch ein brauchbares Gefährt (kein Luxus).

Da ich halt echt NULL Unterstützung hatte mussten dafür natürlich Kredite her. Nun habe ich keine Probleme diese auch zu bedienen aber ich muss auch sagen so richtig toll fühlt es sich nicht an mit Ende 20 sechsstellig Schulden zu haben.

Und nun kommt hinzu das ich da doch wieder manchmal diesen enormen Graben zwischen mir und behütet aufgewachsenen Leuten merke. Der Sozialstruktur meines Berufs geschuldet, sind da halt praktisch gar keine Leute wie ich, ausser mir. Das fängt bei gesprächen an über so Dinge wie das Auslandsjahr, die Weltreise nach dem Abi, fett ausgestatteter Surfer-Van schon im Studium usw. wo ich merke, die haben gemeinsame typische Erlebnisse die mir total abgehen. War alles gar nicht dran zu denken. Und geht weiter wenn ich merke, die haben einfach viel mehr flüssiges Geld als ich. Es gibt immer diesen Punkt wo ich aus dem Gespräch/den Erinnerungen aussteige und nur freundlich nicke.

Nicht falsch verstehen, da sind auch nicht besonders viele reiche Erben drunter, aber die meisten hatten halt diese normalen Sachen wie Sparbücher, Bausparer für Eigenkapital, vielleicht mal Auto zum Examen. Nicht zuletzt hatten sie innere Ruhe und Windschatten bei den Eltern, sind halt auch viel selbstbewusster als ich und haben viel mehr ausprobiert. Die sind alle nur halb so verschuldet wie ich, BAFöG Schulden bin ich sogar der einzige. Da sind dann für die anderen so Nummern wie "wir kaufen uns endlich unsere Traum BMW und machen ne Männer-Mopedtour" drin, also wieder wie früher, die haben halt Geld für Fun und Persönlichkeitsausdruck. Das hab ich vielleicht mal mit 40 wenn nix dazwischen kommt.

Ich weiss ja nun aus eigener Erfahrung das es vielen Menschen viel schlechter geht als mir, aber etwas still wird man dann schon, wenn man merkt: jetzt hast Du Dich da raus gearbeitet und es bleiben trotzdem diese Unterschiede bestehen. Dieser Unterscheid im Startpunkt, ermöglich halt alles eine Nummer grosser und das wird auch gesehen - mein Weg zu einem Niveau darunter wird eigentlich gar nicht gross wahrgenommen. Ist so ein sehr spezielles Gefühl, das man wohl nur kennt wenn man mal Sozialaufsteiger war...
 
G

Gast

Gast
Ich verstehe dich gut. Habe Ähnliches erlebt und kann dich vielleicht damit trösten, dass ein echter sozialer Aufstieg nicht innerhalb einer Generation zu schaffen ist.
Für deine Kinder wird es schon ganz anders aussehen.
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Wie sollen sie auch? Das Leben da "unten" kennen sie ja nur wenn überhaupt aus der Zeitung und den Berichten im TV.

Und mal so nebenbei, es wird immer einen geben der mehr hat, also was das betrifft ist noch jede Menge Luft nach oben.

Du hast schon frühzeitig mitbekommen das das Leben nicht nur Spiel und Spaß ist, einen Vorteil von dem die Anderen nur träumen können, denn nimm ihnen das Geld weg und du siehst was wirklich übrig bleibt.
 
G

Gelöscht 47471

Gast
Ich weiss ja nun aus eigener Erfahrung das es vielen Menschen viel schlechter geht als mir, aber etwas still wird man dann schon, wenn man merkt: jetzt hast Du Dich da raus gearbeitet und es bleiben trotzdem diese Unterschiede bestehen. Dieser Unterscheid im Startpunkt, ermöglich halt alles eine Nummer grosser und das wird auch gesehen - mein Weg zu einem Niveau darunter wird eigentlich gar nicht gross wahrgenommen. Ist so ein sehr spezielles Gefühl, das man wohl nur kennt wenn man mal Sozialaufsteiger war...
Ich persönlich denke, wir Menschen kommen mit einem gewissen Lernauftrag auf diese Welt und werden an einem Ort und in einem sozialen Umfeld geboren, wo die Bedingungen vorherrschen die wir benötigen uns dieser Aufgabe zu stellen und sie zu lösen, oder auch nicht.

Es scheint auf den ersten Blick so zu sein, dass Menschen die in einem Elternhaus aufwachsen das sie kontinuierlich trägt und fördert und sie in gesellschaftliche Positionen geleitet an denen sie relativ schnell zu Rang und Namen kommen, es leichter haben ihre Persönlichkeit zu entfalten und ihr Lebensglück zu finden.

Doch diese Ansicht täuscht.

Mitunter finden diese Menschen Niemals die Kraft sich dem Sog der Versuchung des Getragenwerdens zu entziehen und ihren ganz eigenen Weg zu gehen der sie am Ende befähigt zurückblickend auf ihr Leben in Frieden mit sich selbst und im Reinen mit der Welt zu gehen.

Ich hatte in meinem Leben aufgrund meines Geschäftes mit vielen Menschen zu tun. Überwiegend mit relativ wohlhabenden Menschen, weil sich mein Angebot wirklich nur Leute leisten können die reichlich Geld in Größenordnungen zwischen 25000 und 250000 € übrig haben für Etwas, was sie im Grunde gar nicht wirklich brauchten.

Und die wenigsten Charakterschweine fand ich bei Menschen mit einer Vita, die nicht von Klein auf aus dem Vollen schöpfen konnten.
 

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Lieber gast te

Meiner tochter wird es einmal ebenso gehen wie dir, befürchte ich.
Sie hat abi gemacht, will dieses jahr mit einem studium beginnen.
In der zwischenzeit war wenigstens ein paar monate aupair in england drin.
Das studium wird sie sich auch selber verdienen müssen und evtl einen studienkredit aufnehmen weil sie vermutlich kein bafög bekommt, weil wir dazu "zu gut verdienen" haha...
Dass wir zwei autos brauchen weil wir so abgelegen wohnen und unser altes haus so marode ist dass geld ohne ende reingesteckt werden muss interessiert da wohl keinen.
Es tut mir unendlich leid, wenn ich da an meine tochter denke.
Wir versuchen sie bestmöglichnzu unterstützen...aber wir haben eben noch 2 kinder und stehen immer am rand des finanziellen abgrunds...
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Und trotzdem bekommt deine Tochter bei euch automatisch ein besseres Fundament mit auf ihren Weg, als jene Kinder denen immer alles gerichtet wird und denen alles zu fliegt.
Unter dem Strich kommt deine Tochter besser weg. :)
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Ich finde das immer Ansichtssache und welche Ziele man sich steckt.

Meine Eltern verdienen sehr gut, aber es wäre meinen Eltern niemals im Traum eingefallen, mir zum Abschluss ein Auto zu schenken. Oder nur, weil ich diese Erfahrung gerne machen möchte, mir ein komplettes Auslandsjahr zu finanzieren.

Dafür haben sie mich in der Ausbildungszeit finanziell unterstützt und als ich direkt nach der Ausbildung wie alle Azubis nicht übernommen wurde und ich erstmal mit Nichts dastand (welcher fremde Betrieb übernimmt gerne gerade eben erst frisch ausgelernte Leute?) und drei Monate ganz intensiv suchen und mich bewerben musste, haben sie mich ebenfalls unterstützt.

Ich wurde so erzogen, dass Geld nicht auf Bäumen wächst, obwohl wir es immer hatten und dass man immer Abstriche machen sollte, ob man etwas wirklich braucht, oder nicht. Und dass man sich als Eltern das Auto, das man netterweise verschenkt (ist trotzdem ein feiner Zug), trotzdem finanziell erarbeiten muss.

Oft war es nervig, weil ich gesehen habe, dass meine Freunde "viel mehr" hatten, heute bin ich aber oft diejenige, die es viel besser schafft zu sparen, Abstriche zu machen und die sich auch leichter von bestimmten Wünschen verabschieden kann, weil das finanziell aktuell nicht drin ist. Während ich bei vielen Leuten mitbekomme, dass ihnen das alles nicht so leicht fällt oder sie sogar ab Mitte des Monats gar kein Geld mehr zur Verfügung haben, weil sie alles für Hobbies, Shoppen und was weiß ich ausgegeben haben. Oder für die es mittlerweile ein wichtiges, unumgängliches existenzielles Grundbedürfnis ist (überspitzt gesagt) einmal im Jahr teuer und schick Urlaub zu machen und wenn das mal nicht geht, ist das ein Drama.

Und wenn ich ehrlich bin, sollte ich mal Kinder haben, werde ich die ähnlich erziehen.

Das alles tröstet schwer über die Tatsache hinweg, dass es erstmal andere "besser haben". Dass vieles für sie augenscheinlich einfacher und toller war. Aber, da kommt es wieder darauf an, worauf man wert legt, was im Leben wichtig ist und welche Ziele man hat.

Ich habe Bekannte, die bezahlen auch schon ihre Eigentumswohnung ab. Für mich ist das nicht wichtig, ich habe nicht dieses Sicherheitsdenken, zumindest noch nicht. Ist klar, dass jemand, der einen fetten Kredit aufnehmen musste, erstmal eine andere finanzielle Ausgangssituation hat, als jemand, der das nicht hat.

Und direkt gesagt: ich finde es ganz schön peinlich und daneben, wenn erwachsene Menschen sich z. B. ein teures neues Luxus-Auto von ihren Eltern bezahlen oder zumindest viel Geld dafür zuschießen lassen. Oder das indirekt tun, indem die Eltern die Tilgungsrate für die Eigentumswohnung jeden Monat übernehmen.

Auszuhelfen für die Ausbildung, weil man mal jobtechnisch eine ganz miese Situation hat oder dafür sorgen will, dass man sich nicht bereits im Studium hoch verschulden muss, das ist für mich was ganz anderes, als sich einen Mercedes einzubilden, obwohl ein günstiges Auto auch gehen würde.
 
G

Gast

Gast
"Und trotzdem bekommt deine Tochter bei euch automatisch ein besseres Fundament mit auf ihren Weg, als jene Kinder denen immer alles gerichtet wird und denen alles zu fliegt.
Unter dem Strich kommt deine Tochter besser weg. "

Wie kommst du nur auf so eine Idee? Da schwingt ja ein enormer Sozialromantizismus mit. Aber weißt du was? Man kann überaus wohlhabend sein UND sein Kind gescheit erziehen.
Natürlich ist es angenehmer, seinen Kindern BEIDES bieten zu können - materielle Erleichterungen UND Nestwärme.
Wo bei Armut "automatisch ein besseres Fundament liegt, das man den Kindern mitgibt", solltest du mal einem Armen erklären...Der lacht dich aus.
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Ich weiß nicht ... wenn man nie Hungern musste, immer ein Dach über den Kopf hatte, Strom, keine Überschuldung und seinem Kind eine solide bis gute Schulbildung ermöglichen konnte, dann ist das nicht für mich "Armut". Auch wenn Sozialhilfe nicht toll ist, ja sogar sehr beschämend sein kann und man keine hohen Sprünge damit machen kann. Aber, die Existenz ist nicht absolut bedroht und man muss nicht hungern. DAS ist für mich Armut.

Wie will man seinem Kind beibringen, dass man im Leben für Geld arbeiten muss und einem nicht alles zufliegt, wenn immer wieder zu schnell mit dem Geld gewunken wird? Ich stelle mir das sehr schwer vor.

Wie gesagt, meine Eltern sind wohlhabend, ein Auto habe ich trotzdem nie zum Abschluss geschenkt bekommen oder vorschnell Dinge, die ich streng genommen nicht brauche und die unter "Sonderwünsche" fallen. Und ich bin ein ganz anderes Exemplar als mein Cousin, der vom besagten Schlag ist "Auto zum Abschluss, Urlaub geschenkt, viel Geld zugesteckt", der weder mit Geld umgehen kann, noch in der Lage ist, Abstriche zu machen oder realistisch einzuschätzen, was man wirklich braucht und was nicht.
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Wie kommst du nur auf so eine Idee? Da schwingt ja ein enormer Sozialromantizismus mit. Aber weißt du was? Man kann überaus wohlhabend sein UND sein Kind gescheit erziehen.
Natürlich ist es angenehmer, seinen Kindern BEIDES bieten zu können - materielle Erleichterungen UND Nestwärme.
Wo bei Armut "automatisch ein besseres Fundament liegt, das man den Kindern mitgibt", solltest du mal einem Armen erklären...Der lacht dich aus.
Es muss an dem was ich geschrieben habe ja was dran sein sonst würdest du nicht anspringen wie ein gut geöltes Auto
Getroffene Hunde bellen weist ja selber. ;)

Und dennoch sind Kinder welche schon frühzeitig gelernt haben das einem nicht alles zufliegt besser dran als welche denen die Eltern alles Vorn und Hinten rein schieben und wenn du den Unterschied zwischen dem genannten und Nestwärme nicht verstehst und mehr habe ich nicht gesagt kann ich dir leider auch nicht helfen.
 

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