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Kann man lieben lernen?

DrEisenbarth

Neues Mitglied
Liebe Forumsgemeinde,

ich bedanke mich schon im Vorfeld, dass es auf dieser Erde Menschen gibt, die sich die Zeit nehmen und sich der Probleme anderer annehmen. Vielen Dank dafür!

Ich möchte mich kurz vorstellen: ich bin 27 Jahre alt und Student, mir geht es finanziell nicht wahnsinnig schlecht, gesund bin ich auch und soweit ist eigentlich alles in Ordnung. Bedauerlicherweise habe ich in meiner Kindheit viele schlechte Erfahrungen mit meinen Eltern gemacht und in zwischenmenschlichen Dingen keine guten Vorbilder gehabt - mein Vater stark narzisstisch und meine Mutter ängstlich und vermeidend.
Seit einer Weile bin ich in einer Beziehung mit einer ganz wundervollen Person, jedoch merke ich, dass mir meine Defizite in Sachen "lieben können" (und damit meine ich nicht die körperliche Liebe) auf die Füße fallen. Ich schaffe es schwerlich freiwillig anderen etwas von mir zu geben, bemerke, dass ich andere abwerte und schlecht über sie rede, um mich besser zu fühlen und das, was ich als Liebe kenne, ist eher ein Haben- oder Besitzenwollen als denn ein offen sein für einen anderen Menschen. Ich bekomme die grässlichsten Gefühle, wenn es in der Beziehung nicht so funktioniert, wie es sollte und bin dann auch auf die ein oder andere Art kontrollierend. Ich weiß um meine mangelhaften Fähigkeiten echt Bescheid, aber ... das hat mir leider noch nichts geholfen.

Ich bin schon länger an der Frage dran, wie ich es schaffen könnte, mich selbst zu akzeptieren und mich leiden zu mögen, allerdings in der Praxis daran gescheitert, weil ich noch nicht weiß, wie das eigentlich "geht". Um nicht vollständig den Mut zu verlieren, möchte ich lieben Menschen eine Frage stellen:

Gibt es hier Menschen, die es aus einer ähnlichen Ausgangslage geschafft haben sich selbst zu lieben und auch gelernt haben andere lieben zu können?

Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn unter euch einige sind, die dieses Ziel erreicht haben und die ich zu ihren Erfahrungen einmal kontaktieren dürfte.
Ich wünsche euch einen guten Abend und bedanke mich für eure Zeit!
 

inn3B

Aktives Mitglied
Gibt es hier Menschen, die es aus einer ähnlichen Ausgangslage geschafft haben sich selbst zu lieben und auch gelernt haben andere lieben zu können?
"Lernen" kann man so etwas nicht.

Das muss man aber auch nicht, denn diese Fähigkeit ist jedem Menschen angeboren.

Din Problem ist, dass Dir der Umgang mit den am nächsten stehenden Menschen falsch beigebracht wurde.
Es is oft so, dass sich der Nachwuchs später genauso verhält, wie es die eigenen Eltern getan haben.
Haben sich die Eltern sehr distanziert untereinander verhalten, dann ist das bei den Kindern später auch so.

Das ist aber keine Form von "lieben". Sondern viel mehr wurde einem dieses Verhalten anerzogen.
Es geht folglich nicht unbedingt um Emotionen, sondern um den Umgang miteinander.

Diese Erziehung ist durchaus rückgängig zu machen.
Du musst Dir nur im Klaren sein über Dein Problem. Das tust Du ja schonmal.
Und dann versuche Dich diesbezüglich zu ändern.
Wenn Du merkst, dass Du Dich falsch verhältst, dann steuere dagegen.

Ich denke auch, dass Dich hierbei Deine Partnerin auch gut unterstützen kann.
Schildere ihr Dein Problem.

Und dann heißt es einfach geduldig sein.

Die Sache mit dem "sich selbst lieben", da wird es schwieriger, denke ich.
Das hat mit Komplexen, wie überreizter Perfektionismus, geringem Selbstwertgefühl etc. zu tun.
Da wäre eventuell ein Psychotherapeut nützlich.
Denn gerade solche Dinge wurden einem oft von den Eltern mitgegeben. Das passt ja zu Deiner Beschreibung.
Diese Komplexe loszuwerden ist allein sehr schwer.
Eine Therapie jedoch kann hier wahre Wunder wirken.
(Ich "litt" auch an übertriebenem Perfektionismus und habe mich dagegen erfolgreich therapieren lassen. Das wurde mir auch in der Kindheitsphase von den Eltern antrainiert).

Ob Deine Probleme in der Beziehung gerade auch davon herrühren ?
Möglich.
Dieses problem solltest Du auf jedenfall bekämpfen.
Lass Dir doch eine Psychotherapie verschreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kaim Argonar

Mitglied
Falls keiner antwortet geb ich dir schonmal ein paar gut gemeinte Buch Tipps: - So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen: Sich annehmen, Freundschaft mit sich schließen, den inneren Kritiker besiegen - Eifersucht: Vertrauen lernen-die Angst nicht geliebt zu werden, überwinden - The Art of Happiness: A Handbook for Living
 

inn3B

Aktives Mitglied
Falls keiner antwortet geb ich dir schonmal ein paar gut gemeinte Buch Tipps: - So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen: Sich annehmen, Freundschaft mit sich schließen, den inneren Kritiker besiegen - Eifersucht: Vertrauen lernen-die Angst nicht geliebt zu werden, überwinden - The Art of Happiness: A Handbook for Living
Bücher gibts genug.

Aber ich denke, dass dieses Kaliber nicht ausreicht.
Gegen solche festgefahrenen Komplexe, die durch seine Kindheit eingebrannt wurden, kommt in der Regel nur eine handfeste Therapie an.
Ich spreche aus Erfahrung.
So etwas ist äußerst hartnäckig.

TE, geh zum Arzt und lass Dir eine Therapie verschreiben.
Der Aufwand ist tatsächlich gering.
Einmal wöchentlich setzt Du Dich mit Deinem Therapeut zusammen und analysiert Dich zusammen.
Das ist wirklich kein Aufwand.
Und NUR so wirst Du auch Erfolge vermerken. Nach einigen Monaten dürfte sich einiges tun.
Du wirst verblüfft sein, was hinter Deinen "Auffälligkeiten" steckt.
Da kommst Du allein NIE drauf.
Und nach dieser Selbsterkenntnis fängst Du an diese Dinge abzustreifen.
Wie einen rostigen Nagel, den Du aus Deinem Kopf ziehst.

Es lohnt sich ! Wirst sehen !
 

kiablue

Aktives Mitglied
Bei mir war das ein wenig anders. Liebe mir gegenüber habe ich nie kennen gelernt und es auch mir gegenüber nie annehmen können. Ich selbst aber konnte lieben. Immer. Ich habe auch innerhalb vieler Therapien gelernt, endlich in mir selbst die Basis zu finden, irgenwie mich selbst zu lieben. Ich konnte nie verstehen, warum man immer sagte, wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht lieben. Ich konnte es aber ganz sicher offensichtlich. Eine Thera bestätigte mir das auch und meinte dann aber, vielleicht gibt es die Selbstliebe in mir, nur habe ich keinen Zugriff darauf. Mittlerweile habe ich mich gefunden und ich fange an, Liebe für mich zuzulassen. Es geht. :) Es ist viel Arbeit, aber es ist möglich.

LG kiablue
 

DrEisenbarth

Neues Mitglied
Vielen lieben Dank für die Antworten :)

@Kaim Argonar: Danke für die Buchtipps, aber tatsächlich habe ich schon richtig viele Bücher gelesen. Das was dort steht trägt zur Erkenntnis durchaus bei, aber ich weiß immer noch nicht, wie ich nun konkret handeln kann, um meine Situation zu verbessern.

kiablue
Mittlerweile habe ich mich gefunden und ich fange an, Liebe für mich zuzulassen. Es geht. :) Es ist viel Arbeit, aber es ist möglich.
Darf ich mal dumm fragen, was genau an Arbeit da auf dich zukam? Bzw. was genau hast du getan?

Ich bin schon seit längerem in einer Gesprächstherapie, allerdings konnten mir die Worte des Psychologen noch nicht recht helfen - das ist für mich fast so, wie wenn ich ein Buch lese. Gut möglich, dass ich nach einem passenderen Therapeuten suchen muss.

Viele Grüße,
DrEisenbarth
 

Wandel

Aktives Mitglied
Hi DrEisenbarth,

Ja, es gab Phasen da habe ich mich gehasst. Mittlerweile mag ich mich. Was habe ich gelernt?

Ich habe gelernt, dass Selbstliebe davon kommt, dass wir so akzeptiert werden wie wir sind. So simpel es auch klingen mag, damit ist eigentlich bereits alles gesagt.

Viele vertreten ja das Konzept, dass man sich selbst sein sollte. Das ist jedenfalls nicht schlecht, doch ich finde es funktioniert besser wenn man sich in den Kopf setzt, sich einfach nicht mehr zu verstellen. Und das beginnt bei den kleinsten Dingen: Wenn du dich z.B. mit jemandem triffst und in Gefahr läufst, ein bisschen später zu kommen, dann solltest du das nicht schönreden sondern so direkt wie möglich durchgeben. Ich habe bei mir jedenfalls festgestellt, dass ich oftmals die Zeit schöngeredet habe, um meine Kollegen nicht vor den Kopf zu stossen. Doch es nagt an dir, wenn du es machst. Und wenn es auch nur ein klein wenig ist. Mit Kleinigkeiten beginnt es und es endet damit, dass wir unser ganzes Wesen umstellen, um nicht negativ aufzufallen. Das ist es, was uns die Liebe für uns selbst nimmt. Wenn wir aus Angst gegen unser eigenes Wesen handeln.

Diese Kleinigkeiten geradezubiegen gab mir jedenfalls ein Gespür dafür, wo ich mich sonst noch überall verstellte. Und je mehr ich das geradebiegen konnte, desto mehr mochte ich mich selber. Wenn ich dir einen Vorschlag geben kann ist es deshalb, dass du einfach ehrlich bist. Sei einfach ehrlich und stärke wieder deinen Kern, das was du wirklich bist. Wenn dein unverblümter Kern akzeptiert wird, dann wirst du dich selbst lieben. Aber dazu musst du deinen Kern erst nach aussen tragen!
 

DrEisenbarth

Neues Mitglied
Wandel
Wenn ich dir einen Vorschlag geben kann ist es deshalb, dass du einfach ehrlich bist. Sei einfach ehrlich und stärke wieder deinen Kern, das was du wirklich bist. Wenn dein unverblümter Kern akzeptiert wird, dann wirst du dich selbst lieben. Aber dazu musst du deinen Kern erst nach aussen tragen!
Dein ganzer Beitrag scheint mir sehr hilfreich zu sein. Mit dem ehrlich sein habe ich nämlich so meine Probleme - natürlich aus Angst, dass man mich deswegen ablehnt, so, wie das in meiner Kindheit bei meinen Eltern auch schon der Fall war.

Ich war dieses Wochenende auf einer intensiven Chorprobe mit vielen anderen Menschen, wir haben 3 Tage lang Vollzeit aufeinander gehockt und miteinander gearbeitet. Diese Zeiten finde ich immer unendlich anstrengend und zermürbend (obwohl ich es grundsätzlich gerne mag), aber hauptsächlich deswegen, weil ich mich nicht traue so zu sein, wie ich bin. Warum auch immer, es gibt Momente, da weiß ich mich nicht mit anderen Menschen zu unterhalten und bin innerlich "leer" oder "blockiert" - das ist schon so, seit ich Denken kann. Auf der einen Seite fühle ich, dass es nicht unbedingt sein muss mich mit Menschen zu unterhalten und, wenn ich eben gerade so bin, mich auch nicht dazu zwingen muss. Auf der anderen Seite ist der Wunsch nach Kontakt derartig groß, dass ich mich doch verbiege und aus mir irgendein Gespräch herausquetsche, das ich eigentlich gar nicht möchte. Ich habe Angst, dass wenn ich so bin, wie ich bin, dass dann das schrecklichste Monster dieser Erde zum Vorschein kommt. Aber wird das wirklich so sein?

Ich ahne, dass man diese Frage mit "Nein" beantworten wird, aber mir ist das noch nicht zu Eigen geworden.

Viele Grüße,
DrEisenbarth
 

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