Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Als Kind sexuell missbraucht?

G

Gast

Gast
Hallo,

Ich entschuldige mich im voraus für mein Deutsch. Da ich geburtige Niederländerin bin und erst seit 3 Jahren in Deutschland wohne, werden sich in diesem Text wohl sehr viele Fehler reinschleichen.

Ich versuche es kurz und knapp zu halten. Als ich 5 Jahre alt war und im Kindergarten ging, ist etwas vorgefallen das ich eigentlich nur als sexuellen missbrauch beschreiben kann. Ich würde dazu gezwungen - von einer Gruppe Kindern die allesamt zwischen 7 - 15 Jahre alt waren - mich auszuziehen, mich ziemlich erniedrigend hinzulegen und mir wurden verschiedene Gegenstände vaginal und anal eingeführt. Es fing an "Doktorspiel" an, und ich habe eigentlich nur mitgemacht da sie mir versprochen hatten endlich nett zu sein, und ich wäre endlich eine gute Freundin. Ein Kind von denen hat dann währenddessen die Lehrerin alarmiert, allerdings gesagt ich hätte das alles selber gemacht. Schlauerweise sind die anderen Kinder schnell zurückgetreten als die Leherin reinkam, und haben mich sozusagen auf dem präsentierteller in eindeutiger Pose mit - Sie wissen schon. Ich weiß noch sehr genau wie ich bestraft wurde (während der pause gab es immer schokomilch, ich hab keines bekommen), habe auch geheult und geschrieen weil ich bestraft wurde, und die anderen Kinder mich als "böse" und "dreckig" bezeichnet haben. Zuhause wurde ich dann nochmal ausgeschimpft, denn meine Eltern haben natürlich nur die offizielle Version gehört. Die Situation hat sich danach nicht gebessert, im Gegenteil. Da Kindergarten und Grundschule das gleiche gebäude waren, hat mich das geschehen länger verfolgt, obwohl nie wieder sexuell, wurde ich sehr lange von sowohl Lehrer als Schüler (teilweise die gleichen Schüler) psychisch und seelisch fertig gemacht.
Dieses Verhalten - das Einnehme der Opferrolle - hat sich eigentlich nie gebessert, und so wurde ich durch meine gesamte Schullaufbahn gemobbt, wurde mit 11 schwer depressiv, bin seit ich 12 bin in psychologischer Behandlung und hab mit 14 angefangen fluoxetin verschrieben zu bekommen. Inzwischen stehen 5 Diagnosen fest, an einer passenden Behandlung wird immer noch gefeilt. Irgendwann dazwischen hab ich die Erinnerung an dem ganzen verdrängt.

Allerdings kann ich mich erst seit ein paar Jahren wieder daran erinnern. Um genau zu sein hat es angefangen zurückzukommen als ich mit 16 von meinem damalig 28 jährigen Freund sexuell missbraucht wurde. Allerdings bin ich seitdem gezwungen immer wieder daran zu denken, wie ein film der in dauerschleife läuft, und wie ein Kaugummi seinen Geschmack verliert, verliere ich langsam den Glauben daran es wirklich erlebt zu haben. Vielleicht wollte ich es ja? Vielleicht war ich es wirklich selber? Ich weiß einfach nicht weiter.
 
G

Gast

Gast
Von den logischen Widersprüchen abgesehen würde ich mich an einen Therapeuten wenden, um die Geschichte hinter der Erinnerung einzuordnen.
 

morgenbesser

Mitglied
Hallo, ich möchte Dir zu Deinem Thema etwas schreiben, weil ich glaube dass ich in einer ähnlichen Situation bin wie Du. Auch ich wurde mehrmals misshandelt und meine Geschichte wurde meinem Empfinden nach nie richtig verstanden. Später geriet ich ähnlich wie Du immer wieder in seltsame Mobbingsituationen, die ich mir selbst nicht erklären konnte, meine einzige Erklärung war, dass es wohl an mir und meiner Art liegen muß. Ähnlich wie Du gab es bei mir auch eine Menge an unterschiedlicher Diagnosen, doch keiner wusste so recht was mir eigentlich fehlte.

Ich kann Dir sagen, dass ich Dir Deine Geschichte zu 100% glaube, denn Sie ist in der selben Art und Weise geschrieben, in der ich immer meine Erlebnisse berichte. Am stärksten hat mich berührt, dass Du Dir selbst nicht sicher zu sein scheinst, ob es sexueller Mißbrauch war und dass Du das Gefühl hast nicht mehr genau zu wissen, ob Du das wirklich erlebt hast. Ich glaube, Deine Erlebnisse waren so erschütternd für Dich und die Menschen, die Dir das angetan haben, gingen so weit, dass Du den Glauben an Deine eigene Wahrnehmung verlohren hast.
Wie geht es denn jetzt weiter für Dich? Du hast geschrieben, an einer passenden Methode der Behandlung würde noch gefeilt.
 
T

tuny

Gast
Hallo,

was du beschreibst ist ein ganz typisches Muster der Gruppendynamik, das auf archaischen Urinstinkten aus unserem tierischen Erbe basiert. Einmal in einer derartigen Situation und als irgendwie "anders" gebrandmarkt, wirst du an den Rand der Gruppe gedrängt und von allen Seiten nocht fertig gemacht. Sehr gut studieren lässt sich dieses Verhalten zum Beispiel an Möven: Fällt eine Möve in eine Öllache auf dem Meer, so wird sie von den anderen Möven augenblicklich zu Tode gepickt, da sie nicht mehr so aussieht wie eine "normale" Möve aussehen sollte. Dieses Verhaltensmuster ist aus der Verhaltenspsychologie bestens bekannt und erklärt ziemlich, was du erlebt hast. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass wirklich etwas derartiges vorgefallen ist!

Die Sache mit den unscharfen Erinnerungen ist auch typisch: Auf der einen Seite sind Erinnerungen immer Konstruktionen. Unser Gehirn speichert nicht fotografische Bilder, sondern emotionale Sequenzen. Die erinnerten Bilder werden nachträglich aus dem Gedächtnis assoziiert und anhand der emotionalen Sequenz zusammengesetzt. Auch wenn nicht alle Erinnerungen und Bilder faktisch tatsächlich genau so passiert sind kannst du dir doch ziemlich sicher sein, dass sich zumindest etwas gleichartiges, was du so erlebt hast, tatsächlich zugetragen hat. Zweitens wird, im Falle eines Traumas, die Einheit der Wahrnehmung im Sinne eines Schutzreflexes zerrissen. Die einzelnen Erinnerungen bleiben als unzusammenhängende Fetzen im Gedächtnis hängen und lassen sich oft erst in einer Therapie unter Hypnose wieder zu einer zusammenhängenden Erlebnisszene zusammensetzen.
Drittens ist es normal und verständlich, dass du dir das Verhalten der anderen Menschen irgendwie zu erklären versuchst: Du kennst Menschen doch ganz anders, wieso also sollten sie sich so dir gegenüber Verhalten haben. Ein naheliegender aber falscher (!!!) Schluss ist, sich dann einzureden, es selbst gewollt zu haben. Richtig ist hingegen, dass du einem den beteiligten unbewussten Muster archaischer und bestens bekannter Gruppendynamik begegnet bist. Leider regt die Spuren, welche ein solches Erlebnis in der Seele eines Menschen hinterläßt, und welche in subtilen Sprache des Körpers und des Verhaltens sich mitteilen, schnell den Sadismus der Anderen an. Dies erklärt die Situation mit deinem damaligen Freund.

Generell darf also nicht in Frage stehen, ob sich alle Fakten tatsächlich so zugetragen haben, sondern man muss dich ernstnehmen in dem Muster des "menschlichen" Umgangs, der dir ohne jeden Zweifel wiederfahren ist! Man muss dich ernstnehmen in allem was du sagst.

Ich wünsche dir, dass man dir in der Rolle der ausgestoßenen mit Empathie begegnet. Dass man die grausame Logik des Ausschließens dessen, was anders ist, dadurch überwindet, indem man sich zuallererst in das Erleben des Opfers einfühlt und sich somit mit dir identifiziert anstatt von dir distanziert! Ich kann mir vorstellen, wie furchtbar es sein, wenn einem solche Unrecht wiederfährt und die tröstenden Arme der vertrauten Personen, von denen man sich dann umso dringender Schutz und Heilung verspricht, zusätzlich verletzen. In welchem Maße muss da das Vertrauen in die Welt kaputt gehen. Ich wünsche dir, dass du dieses Vertrauen zurück findest!
 
G

Gast

Gast
Hallo,
hier findest Du sicherlich ein offenes Ohr, Rat und wirst ernst genommen.
Startseite - eine Initiative von Frauen f
Kannst deinen wirklich sehr ernst zunehmenden Hilferuf mal dort schildern.
Ich wünsche Dir sehr, dass Du Hilfe bekommst die Du dringenst benötigst.
Dein Erleben hat mich sehr betroffen.
Lieben Gruß,
ein Mitgast
 
G

Gast

Gast
Ihr wisst gar nicht wie viel es mir bedeutet endlich mal ernst genommen zu werden. Seitdem ich es hier formuliert habe, fange ich auch an mich an andere Sachen zu erinnern. So weiß ich auch das der junge der das ganze induziert hat (obwohl ich mich an seinem Namen nicht erinnern kann ) irgendwann wegen etwas das auf dem Klo Vorfgefallen ist von der schule verwiesen wurde, und seitdem lässt mich das Gefühl nicht los, mit ihm sei noch was passiert. Ich weiß zurzeit gar nicht mehr was ich denken soll. Ist es normal das man sich plötzlich erinnert und man dabei aber der überzeugung ist man hat diese Erinnerung schon immer gehabt?
 

morgenbesser

Mitglied
Hallo, ich glaube schon dass es normal ist dass man sich erst nach und nach wieder an bestimmte Sachen in aller Deutlichkeit erinnern kann. Alles hat man denke ich nie gleichzeitig im Bewusstsein, es wäre zu belastend.
Finde es sehr mutig von Dir, dass Du Dich getraut hast über Deine Erlebnisse zu schreiben.
 

Yannick

Sehr aktives Mitglied
.....
Ist es normal das man sich plötzlich erinnert und man dabei aber der überzeugung ist man hat diese Erinnerung schon immer gehabt?
Hallo Gast,

ich habe selbst noch mit meinen Erinnerungen zu kämpfen, obwohl die
Erlebnisse teilweise schon fast 10 Jahre zurückliegen.

Ich bin der Meinung, dass die allermeisten belastenden Erinnerungen im
Unterbewußtsein ruhen und wir nicht ohne weiteres darauf zugreifen
können. Je länger wir uns damit beschäftigen, desto mehr Details werden
wieder erkennbar. Oft entsteht zunächst nur eine vage Erinnerung oder
auch nur ein undefinierbares Gefühl, dass da noch etwas sein könnte.
Und irgendwann später, ganz plötzlich, kommen einzelne Details wieder
zurück. Wie Du bereits festgestellt hast, ist es sehr hilfreich über das
Erlebte zu schreiben. Ebenso effektiv kann es sein, mit jemand darüber
zu reden. Teilweise können diese zurückgeholten Erlebnisse sehr belastend
sein und es braucht ein paar Tage, bis man damit zurecht kommt.

Darf ich fragen, ob Du noch in Behandlung bist und das Medikament
nimmst?

LG

Yannick
 
G

Gast

Gast
Hallo Gast,

ich habe selbst noch mit meinen Erinnerungen zu kämpfen, obwohl die
Erlebnisse teilweise schon fast 10 Jahre zurückliegen.

Ich bin der Meinung, dass die allermeisten belastenden Erinnerungen im
Unterbewußtsein ruhen und wir nicht ohne weiteres darauf zugreifen
können. Je länger wir uns damit beschäftigen, desto mehr Details werden
wieder erkennbar. Oft entsteht zunächst nur eine vage Erinnerung oder
auch nur ein undefinierbares Gefühl, dass da noch etwas sein könnte.
Und irgendwann später, ganz plötzlich, kommen einzelne Details wieder
zurück. Wie Du bereits festgestellt hast, ist es sehr hilfreich über das
Erlebte zu schreiben. Ebenso effektiv kann es sein, mit jemand darüber
zu reden. Teilweise können diese zurückgeholten Erlebnisse sehr belastend
sein und es braucht ein paar Tage, bis man damit zurecht kommt.

Darf ich fragen, ob Du noch in Behandlung bist und das Medikament
nimmst?

LG

Yannick
Erstmal danke für die liebe Antwort und Unterstützung.
Zu deiner Frage:
Nein, ich nehme meine Medikamente mehr nachdem einen Wechsel zu paroxetin schief gelaufen ist (Wechsel aufgrund meiner zwangsstörung). Hatte eine paradoxe Reaktion und hab mich selber ins Krankenhaus und die Psychiatrie gebracht.

Deshalb habe ich beschlossen ohne Medikamente weiterzumachen. Auch weil ich eine Hormonstörung hab und aufgrund dessen eh leicht Übergewichtig bin, und eine weitere Zunahme wie es sowohl trizyklische als auch ssri s so gerne mitbringen könnte ich nicht haben.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 1) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben