Pelz und die Frage der Ethik

[Gast]

Ich habe schon in einigen Foren über das Thema Pelz gelesen, wobei es immer wieder zu Anfeindungen und Beschimpfungen kam. Bevor ich mit dem eigentlichen Thema beginne, würde ich darum bitten, dass die Diskussion sachlich läuft und es nicht zu persönlichen Anfeindungen kommt.

Ich hab mir in den letzten Tagen mal einige Gedanken über das Thema Pelz gemacht. Es wird immer kälter und vor allem in der Stadt seh ich immer wieder Leute (vor allem natürlich ältere Omis) die in einem Pelzmantel herumlaufen. Soweit finde ich das eigentlich in Ordnung, ich meine, das sind mit Sicherheit alte Erbstücke, früher war es ganz normal Pelz zu tragen, warum also das gute Ding im Schrank hängen lassen, nur weil es ethisch bedenklich ist?
Die Frage, die ich mir stelle, ist schlicht und einfach, was am Tragen von Pelz so verwerflich ist, vor allem, wenn es sich um Gebrauchtware handelt. Ist es nicht besser, einen 100Jahre alten Pelz zu tragen, anstatt sich eine neue Jacke (meinetwegen aus Polyester) zu kaufen, die unter grausamsten Bedingungen für Mensch und Umwelt produziert wurde, durch die unsere Umwelt verschmutzt und belastet wird? Die Produktionen laufen unter widrigsten Bedingungen ab, durch Erdölförderung (daraus wird Polyester ja hergestellt) wird unsere Welt vergiftet (siehe das Shell Fiasko, wie viele Tiere mussten dafür sterben?), Menschen und Tiere leiden und sterben gleichermaßen an den Folgen und das soll dann ethisch und moralisch als unbedenklicher gelten, als in einem alten Pelzmantel herumzulaufen?

Ist es da nicht besser, ein altes Produkt sinnvoll zu recyclen und eben in Oma's Pelz oder einem gebrauchten Pelzmanten herumzulaufen, als durch den Kauf einer neuen Winterjacke weiterhin Raubbau an unserer Umwelt zu betreiben, die schlechten Arbeits-und Lebensbedingungen der Arbeiter in fernen Ländern hinzunehmen und die Ausbeutung weiterhin zu unterstützen?

Wenn es also um die Frage geht, wie sehr jemand (egal ob Mensch oder Tier) für die Herstellung eines Produkts leiden oder sogar sterben mussten, habe ich immer mehr das Gefühl, dass man eigentlich gar nichts mehr kaufen kann. Auch wenn man jetzt argumentiert, dass man Fair Trade Produkte kaufen und sich vegetarisch oder sogar vegan ernähren kann, ist das eigentlich immer noch nicht unbedenklich. Für die Herstellung von Nahrungsmitteln werden riesige Flächen an Urwäldern durch Brandrodung niedergmacht, um Flächen für den Anbau von Getreide und anderen Rohstoffen zu gewinnen. Der Mensch kann seinen Bedarf an Rohstoffen schon lange nicht mehr genügend decken. Auch der Transport von Waren (egal unter welch utopischen Bedingungen hergestellt) rund um den Globus vergiftet unsere Welt.

Jetzt bin ich doch ein wenig vom Thema abgekommen, aber das sind so Sachen, wo ich mich immer wieder frage, warum einige Dinge (wie Pelz) so verteufelt werden, aber andere Dinge, bei denen das Leid mit Sicherheit genauso groß, wenn nicht sogar größer ist, als unbedenklich und ethisch als in Ordnung gelten?

Ich hoffe auf Antworten und Meinungen von euch, wie steht ihr zu dem Thema, welche Gedanken macht ihr euch dazu?

 

[Gelöscht 29616]

Ja, find ich auch. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto bedenklicher wird alles. Und das ist unbequem und deswegen schauen immer noch alle weg. Vermutlich tun wir das bis unsere Zivilisation/Kultur wieder untergeht wie alle davor auch. Die Meschen senken ihren Standard nicht, auch wenn er nicht tragbar ist. Erst wenn die Umstände sie zwingen, aber dann ist es zu spät. Eine große Laus die gleich den ganzen Planeten aussaugt. Viel intelligenter sind wird nicht, vor allem bezogen auf die kollektive Intelligenz. Den Standart den wir in westlichen Ländern haben geht auf Kosten der Schwellen- und Entwicklungsländer. Wenn z.B. ALLE ein Auto hätten, dann wärs vorbei. Würden alle soviel essen wie wir - bzw- soviel wegwerfen - auch. Nichts hat mehr ein Maß und ein Verhältnis, und die Zahlen die man dazu hört erschrecken die wenigsten - eben weil sie so groß sind was wir sie nicht begreifen.
Manchmal denke ich der Mensch hat eine Welt geschaffen die seinen eigenen Horizont sprengt. Wenn wir erlich sind müssen wir zugeben das das so ist. Aber man kann sich darin zurecht finden, und auch daran mitwirken das es besserwird, wenn man in dem was man überblicken kann die Augen aufmacht, sich bemüht und so gut es geht richtig handelt. Jede Ameise legt nur einige Nadeln, aber alle bauen einen großen Haufen - und das allein mit Instikt, nicht mir Intelligenz. Warum schaffen Menschen das nicht? Vielleicht steht das menschliche ICH im wege...

 

[Gast cxy]

http://www.hilferuf.de/forum/gesellschaft/163688-pelzgewinnung.html

Schau dir den Film an,der in dem Thread eingestellt wurde,dann weißt du warum den Menschen
der Kragen platzt.

Den Edeltieren Nerz,Zobel,Fuchs,die nur zur Pelzgewinnung gezüchtet werden geht es nicht besser.

Ich war erstaunt,dass in Europa (besonders Skandinavien)immer noch "Edelpelztiere" gezüchtet werden,
deren Pelz nach Asien/China geht.Dort hat man jetzt Geld für diesen Luxus.
Wir bekommen im Gegenzug Hund.- und Katzenfell,die unter Phantasienamen hier verkauft und getragen werden.
Keiner weiß was das für ein Fell ist,das man an der Jacke oder an der Kapuze trägt.

Das ganze Tier läuft neben einem an der Leine.😉 oder schnurrt auf dem Sofa.

 

[Daniil]

Ja ist mir auch schon sehr stark aufgefallen..
anderes Beispiel zum Thema: warum wird der Hartz4 Empfänger von überall als "schmarotzer" beschimpft nicht aber der Arbeitgeber, der diesen für ca. 2,50-3€/h arbeiten lässt und den Rest vom STAAT (also vom STEUERZAHLER) draufzahlen lässt (damit dieser auf seinen hartz4 lohn kommt - trotz arbeit; Aufstocker dürfte manchen indiesem Bezug ein begriff sein)

Am ende komme ich leider immer aufs selbe raus: Es wird immer alles runtermacht, wo am wenigstens "gewinn" gemacht wird. Ja es klingt absurd, aber alles wo Gewinn gemacht wird, wird so gut wie nie kritisiert.
Wer verdient am Pelz? Wenn er denn neu und frisch gekauft ist: Die Tierfarm/Schlachthof, der Kürschner, vielleicht noch ein paar Kleidungsausstatter. Und wenn er "alt" ist dann höchstens die Reinigungsfirma.
Wer verdient daran NICHT: die Kleidungsindustrie die uns jeden Winter einen neue Jacke andrehen will, die dieser KAUM was kostet uns aber gerne mal das vielfache.

Ich weiß nicht, ob es zu naiv ist, es so zu formulieren, aber fast überall wo ich nur hinschau, wo was nicht nach logischem denken abläuft treffe ich immer auf Geld und Verdienst.
Egal ob nun Länder, die Kinderarbeit unterstützten/tolerieren um den Kakau/Kaffee abbau günstig zu halten (JA Länder->Regierungen). Ob dies nun Ladenketten ála "kik" sind, die unter miserablen Umständen kleidung zubereiten lassen oder auch einfach mal unsere Politik ist bzw. unsere Politiker die nicht mal ihren Job machen können (hier konkret auf den Fall bei dem zu einem Gesetzesentwurf nur ~25 Bundestagsabgeordete von~620 überhaupt überhaupt anwesend waren; [Wofür AUSSER zum "Meinung vertreten" wählt man die bitte??])
Überall ist Geld mit ihm Spiel. Und es gibt nur wenige Ausnahmen (z.B. Sandstrahlen der Jeans wurde in der Türkei verboten-> Schutz der Bevölkerung!)

Am Ende ist es dann wohl vielleicht die Gier des Menschen die einfach so vieles Verdirbt, genau sagen kann ich es auch nicht und ich denke auch dass diese Formulierung Naiv und "dumm" ist, aber sie trifft einfach überall zu.

Sonst kann ich es mir einfach nicht Erklären, wie es sogar sein kann, dass unsere Kleiderspende für die armut in Afrika auch noch verantwortlich ist (ein teilGRUND dafür...)

 

[Christine22]

Ich würde garantiert keinen Pelz (egal, ob neu oder alt) tragen, der von einem Tier stammt, das unter grauenhaften Verhältnissen "leben" und sterben musste. Würde ich einen erben (müssen), würde ich den zum Tragen unbrauchbar machen und die Teile dem Tierschutz bzw. Tieren zur Verfügung stellen, die ein bißchen Schutz brauchen können.

Ich trage seit Jahren dieselbe dicke Winterjacke, muß mein Selbstwertgefühl weder durch alljährlich neue noch durch teure (Pelz-)Jacken aufpolieren.

 

[Natascha74]

egal ob die Tiere vor 100 Jahren oder vor ein paar Monaten dafür sterben mussten - ich werd nie freiwillig mit Leichenteilen herumrennen.

 

[Kathrinchen]

wer pelz grundsätzlich verteufelt, sich andererseits aber einen dreck darum schert, wie es sein kann, dass das ALDI-hühnchen nur 0,99 € kostet, sollte lieber die füße still halten.

nicht, dass ich JA zum pelz sage - aber ich finde die hysterie um das thema heuchlerisch. die tiere, die zu einem viel zu großen anteil in den deutschen mägen landen, sterben größtenteils unter kaum besseren bedingungen als jene, denen das fell zur pelzgewinnung abgezogen wird.

 

[mikenull]

Ja, genau. Gute Logik. Weil wir sowieso nichts ändern können, versuchen wir es lieber gar nicht erst.

 

[Frau_Holle]

Ich glaube, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, ob Pelztragen in Ordnung ist oder nicht. Das Thema verbindet nun mal viele Emotionen, Meinungen und ist deshalb glaube ich auch so starkt in den Medien und damit negativ belastet.

Ich persönlich würde rein aus meiner Überzeugung kein Pelz tragen. Ich würde mir auch keinen kaufen. Schön finde ich es auch nicht.

 

[Kathrinchen]

Ja, genau. Gute Logik. Weil wir sowieso nichts ändern können, versuchen wir es lieber gar nicht erst.

hat das irgendwer behauptet? wir können eine ganze menge ändern... nur sollte man sich nicht an dem einen problem so festbeißen, wie es viele pelzgegner tun, und dabei vergessen, dass für andere zwecke, die eben gern unter den tisch gekehrt werden, tiere genauso leiden.

der pelz und sein träger (bzw. vorrangig wohl seine trägerin) bietet halt eben ein besseres, weil offensichtlicheres und exklusiveres feindbild, als otto-normal-fleischesser, dem es völlig banane ist, wie das tier getötet wurde. und das finde ich irgendwie verdreht... leute beklatschen, die pelzträger(innen) mit farbbeuteln beschmeißen, und sich hinterher nen burger für 1€ bei mcdoof reinzuziehen, ist halt irgendwie schräg...

nichtsdestotrotz kann man sich dafür einsetzen, dass tiere möglichst schmerz- und stressfrei getötet und gehalten werden. nur sollte man seinen eigenen tellerand ab und zu mal hinterfragen...