@ Gretchen:
ich will es nicht leugnen, dass höhere Intelligenz und Bildung nicht mit psychischen oder auch psychosomatischen Problemen korrelieren kann.
Bei mir treten diese psychischen Probleme auch auf; aber das ist nicht alleine darauf zurückzuführen, dass ich mich der Masse nicht anpasse (so zumindest sehen es viele Fachkundige, denen ich das mal geschildert habe - Therapeuten sowie Ärzte und auch Pädagogen).
Was eher als problematisch anzusehen ist, wenn einem die Eltern keinerlei sozialen Halt gegeben haben und einen auch nicht dabei unterstützt haben, so etwas wie Selbstwert (dass man sich selbst akzeptiert, sich selbst etwas wert ist) zu entwickeln.
So ist es beispielsweise bei mir.
Ist es denn wirklich so wichtig, dass man mehr als 5-6 richtig gute Freunde hat? Ich behaupte, dass ich etwa 15-20 Menschen kenne, die in die Richtung von Carpe Diem gehen. (ich würde die natürlich nicht alle als meine Freunde bezeichnen, aber es sind zumindest alles keine Partygänger, oder wenn sie mal auf eine Fete gehen, dann nicht exzessiv und sie befassen sich auch mit seinen Themen/Hobbies).
Dass Leute, die extrem oberflächlich und fun generation-orientiert sind, soooo viel Empathie und Mitgefühl aufbringen, habe ich bisher nicht festgestellt. Meistens sind es doch eher die psychisch oder somatisch Geplagten, die darüber viel stärker verfügen.
Ich hatte bisher immer das Gefühl, nicht sonderlich viel Halt im Leben zu haben. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich anders bin oder selten irgendeiner Gruppe angehört habe, sondern weil ich einfach kein Selbstvertrauen, kein Selbstwertgefühl richtig hatte. Dieses entwickele ich jetzt langsam erst.
Diesen Halt kann einem die Familie vermitteln, aber man kann es nicht über "Wahlverwandtschaften" kompensieren.
Wer in der Kindheit da wenig Möglichkeiten hatte, sich vernünftig zu entfalten, der muss es eben durch Therapie lernen.
Aber ob man selbst wertvoll ist oder ob man selbst sozialen Halt hat usw., hat nichts mit der Quantität der Kontakte/Freunde zu tun. Es würde auch eine Person ausreichen, solange einen mit der Person etwas verbindet und man sich dort zu Hause fühlt.
Mir gibt die intellektuelle Betätigung sehr viel. Sie ist ein Teil von mir.
Wenn ich lernen müsste, mich anzupassen und dabei das Intellektuelle sein lassen müsste - dann würde ich damit mein natürliches Bedürfnis "mich weiter zu bilden" unterdrücken und das würde mich gewiss nicht glücklich machen.
Meine Therapeutin hat zu mir gesagt, dass man es lernen müsse, auch mal ein paar Tage alleine sein zu können - mit sich selbst im Einklang - und dass einen dabei nicht die angebliche Einsamkeit malträtieren dürfte. Ich denke, dass es gut ist, das zu lernen, damit man nicht von der Präsenz der anderen so abhängig ist.
Damit ist nicht gemeint, dass das Eremitendasein vorzuziehen ist; aber man benötigt nicht ständig das Zusammensein mit anderen, um glücklich zu sein.
Ich finde es sehr traurig, dass das heutzutage so in Mode gekommen ist, dass sich viele Leute mit so vielen anderen Leuten abgeben, die ihnen eigentlich gar nichts weiter "emotional-geistig" geben, nur um dem Alleinsein zu entfliehen. Viele machen das auf partnerschaftlicher Ebene ja auch so. Kann man mit so etwas zufrieden oder glücklich sein? Ist der Katalysator "Einsamkeit" dabei wirklich so glücksstiftend???
Man kann sich auch in Gesellschaft einsam fühlen - und bei mir ist das der Fall, wenn ich zahlreiche Leute dabei habe, mit denen mich absolut nichts verbindet, bis auf die Tatsache, dass wir alle Menschen sind.