Ich rate sonst eigentlich nie zur Therapie, könnte mir aber vorstellen, dass sie bei dir helfen könnte.
Diese zwei Verluste sind furchtbar. Das Vermissen ist das Eine und die Erinnerung daran natürlich irgendwie Gift, weil keine Gegenwart mit halten kann mit der Vergangenheit, als deine Schwester und dein Kumpel noch gelebt haben.
Die Trauer ist das eine und ob die wirklich zeitlich beschränkt ist wie es oft heißt, bezweifle ich auch. Aber naja...bei dir kommt die Sache mit der Schuld dazu.
Du fühlst dich schuldig, weil deine Schwester sterben musste und du überlebt hast. Du fühlst dich schuldig, weil dein Kumpel sich umgebracht hat.
Wäre das Schicksal eine Person, könntest du ihm/ihr die Schuld geben. Deine Schwester wurde schwer krank und starb. Das IST unfair. Und ungerecht! Aber nicht in dem Sinn, dass es unfair ist, dass du weiter leben konntest, sondern eben, dass sie früh sterben musste. Dafür kannst du nichts. Das Schicksal war der Arsch. Und stell dir mal vor, du hättest damals sterben müssen und sie wäre gesund gewesen? Wäre dein letzter Gedanke dann gewesen: "Oh, warum denn nicht sie, warum ich?"
Vermutlich nicht, oder? Und es war vermutlich auch gewiss nicht der letzte Gedanke deiner Schwester.
Und wenn sich jemand umbringt...werden sich Familie und Freunde immer fragen...ob sie was übersehen haben. Ob sie es hätten verhindern können. Und ja klar...man hätte ihn damals in die Klinik bringen können, wenn man es geahnt hätte. Nur...wenn er wirklich gehen wollte, wirklich sterben wollte, wäre das nur zeitlich verschoben gewesen. Ich denke, wenn jemand wirklich gehen will, wird er es durchziehen. Und man kann wenig dagegen tun. Auch hier hast du keine Schuld.
Ich bin jetzt vor allem auf dieses Schuld-Thema eingegangen, weil ich denke, dass es ein großes Problem ist bei dir. Und wünsch dir mal alles Gute!