Hallo,
seit einiger Zeit bin ich völlig verunsichert im Beruf und weiß gar nicht so recht, was ich machen soll.
Zum Verständnis die Vorgeschichte: ich bin als Spätstudierende und Quereinsteigerin in einer fremden Branche gelandet und habe dort Karriere gemacht. Innerhalb von acht Jahren bin ich von Lehrkraft zur Fachbereichsleiterin und dann COO und Geschäftsleitungsmitglied (Position jetzt) aufgestiegen.
Vor zwei Jahren wurden wir verkauft, die neue Ausrichtung ist sehr ... sagen wir ... marktwirtschaftlich orientiert. Was ja nichts Schlechtes ist, wir sind ja auch ein privatwirtschaftliches Geschäft und müssen Geld verdienen. Aber: wir arbeiten im sozialen Sektor und das sind auch meine Stärken.
Mit dem neuen Vorstand kam eine Umstrukturierung, das alte System wurde radikal gestoppt, es folgten Kündigungen seitens langjähriger MA.
Die neue Struktur steht noch nicht und irgendwie geht jetzt alles schief. Der Umsatz ist eingebrochen, unsere früheren Stammkunden kommen nicht mehr und ich fühle mich mit meinen neuen Aufgaben nicht mehr wohl. (Operating war früher wirklich Operating, jetzt wird mir vorgeworfen, ich sei zu operativ).
Zwischenzeitlich hatte ich meine Aufgaben abgeben wollen, das war wirklich eine Krise. Da wurde mir signalisiert, dass man an mich glaube und ich das schon schaffe. Die versprochene Unterstützung traf aber nicht ein, zumindest nicht für mich fühlbar.
Inzwischen sitze ich davor wie ein Kaninchen vor der Schlange. Ich finde keine Lösung für mich. Eigentlich sollte ich gehen...
Jetzt, wo es da steht, macht es mir Angst.
Und außerdem bin ich eigentlich ein Stehaufmännchen und bin noch nie vor einer Aufgabe eingeknickt. Ds passt nicht zu meinem Selbstbild. Aber diese Situation jetzt: ich verstehe kaum, was der Vorstand mir erzählt vor lauter Business-Management-Slang. Ich lerne gerade bescheuerte Vokabeln "costumizing", "sich comitten", "branding"... Ich hasse es. Mir ist der Markt scheißegal. Die Kunden nicht und ich will auch, dass sie wiederkommen. Und eigentlich war ich da auch immer sehr erfolgreich. Wir waren erfolgreich.
Ich fühle mich gerade wie ein Azubi. Ich weiß nichts, ich kann nichts. Und es ist so schwer in meinem Kopf. Dieser Wirtschaftskram interessiert mich nicht.
Noch einmal woanders anfangen? Bleiben und sich durchkämpfen oder gehen? Back to the roots (=Verdienst- und Verantwortungseinbruch?)?
Wie fühlt sich das für Euch an, wenn Ihr das lest?