G
Gelöscht 120756
Gast
Da ich ermuntert wurde meine Geschichte zu erzählen…
Ich komme aus einer Familie, die vor ihrer Flucht wohlhabend und angesehen war - auch wenn das hier einige bestreiten.
Obschon wenn wir in Deutschland arm waren, unsere Eltern hatten große Pläne für unsere Zukunft.
Ich war allerdings kein guter Schüler - im Gegensatz zu meinen Schwestern.
Ich habe mich bemüht mitzuhalten, aber ich war zu chaotisch zu langsam, oft zu spät. Das lag unter anderem daran, ich nicht gut schlief. Ich hatte meine Materialien nicht dabei. Ich habe immer Ärger gekriegt.
Ich habe viel Unterricht verpasst, weil ich krank war.
Ich habe anfangs nicht gut deutsch gesprochen. Es hat sich auch auf meine Mathenote ausgewirkt. Ich habe zum Beispiel nicht verstanden, dass 4 mal sieben, das gleiche ist wie 7 + 7 + 7 + 7. Ich hatte nicht verstanden, dass mal das gleiche ist wie mehrmals plus. Das habe ich erst in der Realschule verstanden. Dann habe ich mich sehr geschämt.
Vorher hatte ich es nur auswendig gelernt. Ich kannte auch die wahre Bedeutung des Wortes „mal“ nicht.
Das wurde bestimmt erklärt, denn es steht doch im Lehrplan. Steht es dort? Ich hatte es aber nicht mitgekriegt.
Mir fehlten ganz viele Grundlagen. Ich war auf der Grundschule so richtig schlecht.
Dann kam ich auf die Realschule und wurde dort zu einem durchschnittlichen Schüler, aber noch immer ständig zu spät. Manchmal hatte ich noch immer Ärger, zum Beispiel weil ich Pepsi geschüttelt hatte (aus Versehen), aber ich wurde jetzt größtenteils als freundlicher und hilfsbereiter Schüler gelobt.
Ich habe sehr viel geübt. Vor jeder Arbeit hatte ich Angst und mir war schlecht und ich habe viele dumme Fehler gemacht und Dinge, die ich vorher konnte, nicht mehr gekonnt.
Allerdings hatte ich nicht mehr so wenig Selbstbewusstsein wie in der Grundschule. In der Grundschule war ich nachts aufgewacht und hatte Todesangst. Das hat sich zum Glück gegeben.
Eine meiner Schwestern, die ich besonders gern habe, nahm mich oft mit an die Uni und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ich habe mit ihren Freunden in der Cafeteria gesessen und geredet. Auch über das Studium geredet. Ich fühlte mich dabei gar nicht jünger oder dümmer.
Das ganze Leben an der Uni hat mir sehr gefallen.
Ich plante das Abi zu machen.
Ich habe mich sehr angestrengt und die FORQ erworben - Fachoberschulreife mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe.
Dann aber traute ich mich nicht weitermachen. Ich hatte Angst, weil Q nur ganz knapp war.
Ich informierte mich über das Studium, das ich anstreben wollte, BWL, und erfuhr, dass die sehr stark „sieben“ und viel Mathe verlangen. Ich lernte, dass Leute die nicht den traditionellen Bildungsweg haben auf der Uni oft scheitern. Ich beschloss meinen Plan aufgeben.
Ich habe das oft bereut, als ein guter Freund von mir an die Uni ging, obwohl er „Ausländer“ ist und auf seiner Realschule ungefähr auch nicht besser war als ich und dort das gute Leben hatte, Party, gute Noten, sehr gut bezahlter Nebenjob.
Ich habe eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich gemacht.
Ich bin jetzt mit meinem Job nicht so zufrieden, da ich keine Entscheidungskompetenzen habe. Gerade deswegen fällt mir der Job schwer. Ich würde gerne mehr entscheiden dürfen, würde gerne selbständiger arbeiten dürfen und würde auch gerne mehr verdienen.
Ich spiele mit dem Gedanken, mich zum Fremdsprachenkaufmann weiterqualifizieren. Neben dem Beruf. Das wäre viel Stress und könnte die Qualität meiner Arbeit gefährden.
Ich habe bei Verhandlungen übersetzen dürfen und Anleitungen übersetzen dürfen, obwohl ich das offiziell nicht kann. Mein Vorgesetzter war sehr zufrieden damit, wie parkettsicher und höflich ich auftrat. Sagte er.
Er sagte mir, dass ich in manchen Situationen sehr souverän für einen so jungen Menschen wirke, sich andere eine Scheibe abschneiden können, und ich beim übersetzen und vermitteln wirke, als ob ich das schon ewig mache. Das hat mich so stolz gemacht.
Ich weiß nicht, was ich mir zutrauen kann und wie klug ich bin. Mir ist der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach.
Was würdet ihr mir raten?
Viel zu lang?
Ich komme aus einer Familie, die vor ihrer Flucht wohlhabend und angesehen war - auch wenn das hier einige bestreiten.
Obschon wenn wir in Deutschland arm waren, unsere Eltern hatten große Pläne für unsere Zukunft.
Ich war allerdings kein guter Schüler - im Gegensatz zu meinen Schwestern.
Ich habe mich bemüht mitzuhalten, aber ich war zu chaotisch zu langsam, oft zu spät. Das lag unter anderem daran, ich nicht gut schlief. Ich hatte meine Materialien nicht dabei. Ich habe immer Ärger gekriegt.
Ich habe viel Unterricht verpasst, weil ich krank war.
Ich habe anfangs nicht gut deutsch gesprochen. Es hat sich auch auf meine Mathenote ausgewirkt. Ich habe zum Beispiel nicht verstanden, dass 4 mal sieben, das gleiche ist wie 7 + 7 + 7 + 7. Ich hatte nicht verstanden, dass mal das gleiche ist wie mehrmals plus. Das habe ich erst in der Realschule verstanden. Dann habe ich mich sehr geschämt.
Vorher hatte ich es nur auswendig gelernt. Ich kannte auch die wahre Bedeutung des Wortes „mal“ nicht.
Das wurde bestimmt erklärt, denn es steht doch im Lehrplan. Steht es dort? Ich hatte es aber nicht mitgekriegt.
Mir fehlten ganz viele Grundlagen. Ich war auf der Grundschule so richtig schlecht.
Dann kam ich auf die Realschule und wurde dort zu einem durchschnittlichen Schüler, aber noch immer ständig zu spät. Manchmal hatte ich noch immer Ärger, zum Beispiel weil ich Pepsi geschüttelt hatte (aus Versehen), aber ich wurde jetzt größtenteils als freundlicher und hilfsbereiter Schüler gelobt.
Ich habe sehr viel geübt. Vor jeder Arbeit hatte ich Angst und mir war schlecht und ich habe viele dumme Fehler gemacht und Dinge, die ich vorher konnte, nicht mehr gekonnt.
Allerdings hatte ich nicht mehr so wenig Selbstbewusstsein wie in der Grundschule. In der Grundschule war ich nachts aufgewacht und hatte Todesangst. Das hat sich zum Glück gegeben.
Eine meiner Schwestern, die ich besonders gern habe, nahm mich oft mit an die Uni und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ich habe mit ihren Freunden in der Cafeteria gesessen und geredet. Auch über das Studium geredet. Ich fühlte mich dabei gar nicht jünger oder dümmer.
Das ganze Leben an der Uni hat mir sehr gefallen.
Ich plante das Abi zu machen.
Ich habe mich sehr angestrengt und die FORQ erworben - Fachoberschulreife mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe.
Dann aber traute ich mich nicht weitermachen. Ich hatte Angst, weil Q nur ganz knapp war.
Ich informierte mich über das Studium, das ich anstreben wollte, BWL, und erfuhr, dass die sehr stark „sieben“ und viel Mathe verlangen. Ich lernte, dass Leute die nicht den traditionellen Bildungsweg haben auf der Uni oft scheitern. Ich beschloss meinen Plan aufgeben.
Ich habe das oft bereut, als ein guter Freund von mir an die Uni ging, obwohl er „Ausländer“ ist und auf seiner Realschule ungefähr auch nicht besser war als ich und dort das gute Leben hatte, Party, gute Noten, sehr gut bezahlter Nebenjob.
Ich habe eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich gemacht.
Ich bin jetzt mit meinem Job nicht so zufrieden, da ich keine Entscheidungskompetenzen habe. Gerade deswegen fällt mir der Job schwer. Ich würde gerne mehr entscheiden dürfen, würde gerne selbständiger arbeiten dürfen und würde auch gerne mehr verdienen.
Ich spiele mit dem Gedanken, mich zum Fremdsprachenkaufmann weiterqualifizieren. Neben dem Beruf. Das wäre viel Stress und könnte die Qualität meiner Arbeit gefährden.
Ich habe bei Verhandlungen übersetzen dürfen und Anleitungen übersetzen dürfen, obwohl ich das offiziell nicht kann. Mein Vorgesetzter war sehr zufrieden damit, wie parkettsicher und höflich ich auftrat. Sagte er.
Er sagte mir, dass ich in manchen Situationen sehr souverän für einen so jungen Menschen wirke, sich andere eine Scheibe abschneiden können, und ich beim übersetzen und vermitteln wirke, als ob ich das schon ewig mache. Das hat mich so stolz gemacht.
Ich weiß nicht, was ich mir zutrauen kann und wie klug ich bin. Mir ist der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach.
Was würdet ihr mir raten?
Viel zu lang?
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